Das Hohelied Salomons

Das Hohelied Salomos

 

Predigt Jürgen vom  18. 3. 1995

 

Das Hohelied Salomos, das Lied der Lieder, hat mich zum ersten Male ganz neu im letzten Oktober in Kenia angesprochen. Ich selbst war in Hochstimmung, entspannt, zufrieden, ein wenig glücklich. Im Urlaub ging es mir halt besonders gut, und dann kam in meiner täglichen Stillen Zeit Lese dieses Lied der Lieder an die Reihe.

 

Es hat meine Hochstimmung nur noch gesteigert, so sehr ergriffen war ich, so sehr erfreute ich mich daran, obwohl ich doch kaum etwas verstanden habe. Ich las immer nur von Liebe, von einem geduldigen, edlen Freund und von einer schmachtenden, wunderschönen Braut… da kann man ins Träumen kommen, gerade auch dann, wenn man in Urlaub ist… Ich habe mir in Kenia fest vorgenommen, mir später dieses Hohelied näher anzuschauen. Ein wenig Nachdenken über Gottes große Liebe zu uns, wie sie im Hohelied zum Ausdruck kommt, wird sicherlich sehr nützlich sein!

 

Im ersten Buch der Könige, 5, Vers 12 heißt es dass der König Salomo, übersetzt bedeutet dieser Name „Friede“, insgesamt 1005 Lieder geschrieben hat, doch die anderen 1004 Lieder hat uns der Heilige Geist nicht mitgeteilt. Dafür ist diese Hohelied das Lied der Lieder, wie es gleich im 1. Vers des 1. Kapitels heißt. Im ganzen Buch finden wir den Namen Gottes nicht, und doch werden uns in der symbolischen Sprache dieses Buches allerheiligste Dinge vorgestellt. Es ist ein sehr intimes Buch, es zeigt uns die große Vertrautheit zwischen einem Bräutigam und einer Braut. Von den Juden wird gesagt, dass sie jungen Männern unter dreißig Jahren sogar verboten haben, dieses Buch zu lesen, weil sie eventuell die dazu nötige Reife noch nicht gehabt haben könnten… Das heißt aber nicht, dass nun vielleicht die Hälfte aller Anwesenden ausgeschlossen werden…! Doch wollen wir nun dieses Buch etwas für sich sprechen lassen, lesen wir nun das erste Kapitel.

 

„1  Das Lied der Lieder, von Salomo. 2  Er küsse mich mit Küssen seines  Mundes, denn deine Liebe ist köstlicher als Wein. 3  An Duft gar köstlich sind deine Salben; ausgegossenes Salböl ist dein Name. Darum lieben dich die Mädchen. 4  Zieh mich dir nach, lasse uns eilen! Der König möge mich in seine Gemächer führen! Wir wollen jubeln und uns freuen an dir, wollen deine Liebe preisen mehr als Wein! Mit Recht liebt man dich. 5  Schwarz bin ich und doch anmutig, ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars, wie die Zeltdecken Salomos.  6  Seht mich nicht an, weil ich schwärzlich bin, weil die Sonne mich gebräunt hat! Meiner Mutter Söhne  fauchten mich an, setzten mich als Hüterin der Weinberge ein. Meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet. 7  `Erzähle mir, du, den meine Seele liebt, wo weidest du? Wo lässt du lagern am Mittag? Wozu denn sollte ich wie eine Verschleierte sein bei den Herden deiner Gefährten?  8  `Wenn du es nicht weißt, du Schönste unter den Frauen, so geh  hinaus den Spuren der Herde nach und weide deine Zicklein bei den Wohnstätten der Hirten! 9  Einer Stute an den Prachtwagen des Pharao vergleiche ich dich, meine Freundin. 10  Anmutig sind deine Wangen zwischen den Schmuckkettchen, dein Hals mit der Muschelkette. 11  Goldene Schmuckkettchen wollen wir dir machen mit Perlen aus Silber. 12  Solange der König bei seiner Tafelrunde weilt, gibt meine Narde ihren Duft. 13  Ein Myrrhenbeutelchen ist mir mein Geliebter, das zwischen meinen Brüsten ruht. 14  Eine Blütentraube vom Hennastrauch ist mir mein Geliebter, aus den Weinbergen von Engedi. 15  Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön, deine Augen sind Tauben. 16 Siehe, auch du bist schön, mein Geliebter, und hold, und unser Lager ist frisches Grün. 17  Die Balken unseres Hauses sind Zedern, unsere Dachsparren sind Wacholder.“

 

Es ist faszinierend – so viel Liebe pur… Bevor wir jedoch ganz praktisch in dieses Buch einsteigen können, ist es leider notwendig, Grundlagen zu schaffen, einige wichtige Vorbemerkungen zu machen. Wir müssen uns nämlich zunächst einmal fragen: Wer sind die Liebenden?

 

Das ganze Hohelied besteht aus einem Zwiegespräch zwischen zwei Personen, die ineinander sehr verliebt sind, nur ihre Liebe zählt, Alltagsprobleme verblassen da vollständig. Sie werben füreinander auf die liebevollste Art und Weise, im ganzen Hohelied finden wir jedoch nicht, dass es zu einer Hochzeit, zu einer Vereinigung kommt. Ihre Liebe ist auch voller Anfechtungen und Hindernisse, es

bleibt bei einem permanentem sich annähern und sich wieder entfernen… Wer sind nun die Verliebten, die unter einer solch großen Anspannung ihre Liebe durchleiden?

 

Wenn wir versuchen, dieses Lied zunächst wörtlich auslegen, dann kommt als Freund beziehungsweise als Bräutigam der Salomo in Betracht, der Sohn Davids, der neben einer ägyptischen Hauptfrau mit über 700 Frauen aus fürstlichem Geschlecht und etwa 300 Nebenfrauen gesegnet oder auch nicht gesegnet war. Die Freundin ist bei wörtlicher Auslegung ein Landmädchen namens Sulamith, eine Hüterin der Weinberge, eine Fürstentochter. Doch ist dieses Lied der Lieder sicherlich mehr als ein Hochzeitslied zwischen Salomo und einer Nebenfrau namens Sulamith, sonst wäre dieses

Hohelied sicherlich nicht in den Kanon der Heiligen Schriften aufgenommen worden.

 

Wer ist nun dieser Freund, wenn wir dieses Hohelied geistlich deuten wollen? Jüdische als auch christliche Ausleger sind sich hier einig, es kann sich nur um den kommenden Messias beziehungsweise um unseren Herrn Jesus Christus handeln. Doch wer ist dann die Braut, um die unser Heiland hier wirbt? Die Juden sind sich hier wieder einig, mit der Braut kann sinnbildlich nur

das Volk Israel gemeint sein! Viele Theologen sehen in der Braut ein Bild für die wiedergeborene Gemeinde Jesu Christi, zumal auch im neuen Testament Jesus oft gleichnishaft als Bräutigam vorgestellt wird, die Gemeinde als seine Braut, wie zum Beispiel im Epheserbrief, in der sogenannten christlichen Haustafel. Doch im Hohenlied ist auch von anderen Jungfrauen die Rede, die diesen Bräutigam auch liebt. Wen stellen dann diese anderen Jungfrauen sinnbildlich dar? Irgendetwas passt hier nicht.

 

Beim ersten und zweiten Durchlesen des Hoheliedes war ich ziemlich fest davon überzeugt, dass mit der Braut nur ich selbst gemeint sein kann, und dass eben die anderen Jungfrauen, die den Bräutigam ebenso liebhaben, eben meine wiedergeborenen Geschwister sind. Doch auch bei dieser allerersten Überlegung passt einiges nicht, denn ich habe ja, wie ihr ja wohl hoffentlich auch, die absolute Heilsgewißheit. Als Gläubige sind wir mit dem Heiligen Geist versiegelt, stehen so in einer direkten Verbindung mit dem Geist Jesu, wissen also um unser Heil.

 

Doch Braut und Bräutigam aus unserem Hohelied sind zwar inniglich und anscheinend unsterblich ineinander verliebt, doch das Hohelied endet nicht mit einem ewigen Bund, mit einem Hochzeitsmahl, die Verliebten haben keine Gewissheit auf ein dauerhaftes und unzerbrechliches Beisammensein, zu oft gehen sie eigene Wege… Im allerletzten Vers aus dem Hohelied, in Kapitel acht, da spricht die Freundin gar zu ihrem Freund

 

„14 Flieh, mein Freund…“ (Luther)  „Enteile…“ (Menge)

 

Hoffnung auf ein unzertrennbares Beisammensein spricht wirklich nicht aus diesem Schlussvers! Also kann meiner Meinung nach im Bild der Braut kein wiedergeborener Christ gemeint sein, geschweige denn die wiedergeborene Gemeinde… Doch unser Bräutigam ist auf jeden Fall der Herr Jesus, singen wir nun dazu passend die erste Strophe aus Lied 366                                                                                                                

 

„Ich bin entschieden…“

 

Auf der Suche nach dieser Braut bin ich auf eine Auslegung gestoßen, die mich zunächst sehr irritiert hat, weil es ja offensichtlich nicht so sehr um mich und um uns geht. Demnach ist diese Braut ein Bild für das Volk Israel, welches der HERR in seiner Gnade noch erretten wird. Vor etwa 3000 Jahre, als dieses Hohelied vom Geist Gottes dem Salomo inspiriert worden ist, da gab es natürlich noch keine messianischen Juden, das heißt Juden, die wiedergeboren sind, die unseren Herrn Jesus als Herrn und Heiland angenommen haben. Heute ist der Herr Jesus in Seiner Gnade jedoch dabei, einen Überrest aus dem Volk Israel zu erretten, immer mehr Juden finden heute zum lebendigen Glauben an Jesus Christus, auch wenn es bisher nur wenige Tausende sind! Aber Gottes Heilsplan, auch für sein jüdisches Volk, nimmt Gestalt an, wie verheißen, wir leben wahrhaftig in der Endzeit! Wenn also mit der Braut zum Beispiel sinnbildlich die Stadt Jerusalem gemeint ist, dann ergeben auch die anderen Jungfrauen im Hohelied wieder einen Sinn. Das müssen dann die anderen Städte Judas sein, die hier als Gefährtinnen und Freundinnen der Braut gesehen werden, und die auch den Herrn Jesus als Messias lieben und die im Gefolge der Braut sind, wenn die Hochzeit gefeiert wird. Auch sie lieben den Herrn Jesus!

 

Doch wenn dieses Buch hauptsächlich für das künftige messianische Judentum geschrieben ist, was soll ich nun damit anfangen, was können wir dann für Anwendungen daraus ziehen, war sodann ein weiterer nicht gerade sehr hoffnungsvoller Gedanke von mir?!? Soll ich nun dieses Lied der Lieder wieder zuklappen, welches mich in Kenia so sehr angesprochen hat, dachte ich ziemlich enttäuscht.

Aus, vorbei, wende Dich lieber wieder dem Johannesevangelium zu, es ist mein Lieblingsbuch der Bibel, war mein Gedanke, der Johannes gibt uns doch für Sonntagspredigten auch so viel her!

 

Meine erste Liebe zu diesem Hohelied war also hinüber, und dann fiel mir auf, dass es den beiden Liebenden in Lied der Lieder auch nicht viel besser geht, ihre Liebe muss so viele Anfechtungen erdulden und erleiden! Erst nach dreitausend Jahren scheint diese Liebe gekrönt zu werden mit einem ewigen Bund zwischen Jesus und den messianischen Juden – und da will ich bereits nach drei Monaten dieses Hohelied wieder zuklappen und vergessen??? Wahre Liebe wächst nur im Erdulden und Dulden, am Festhalten in guten wie in schlechten Zeiten – das war dann meine erste große Erfahrung mit diesem Hohelied.  Also, festhalten und weitersuchen… natürlich im Hohelied, es hat auch mir und Euch bestimmt viel zu sagen!

 

Mit der Braut ist also nicht die wiedergeborene Gemeinde gemeint, bin also auch ich nicht gemeint, aber es gibt diese Anwendungen für einen jeden von uns persönlich! Nun kann ich mich fragen, ob wir den Charakter der Braut haben, den Jesus als Bräutigam im Hohelied an seiner Braut so sehr liebhat? Es gibt Gläubige, die, wie Johannes, dem Herrn Jesus im Schoß liegen. Es gibt aber auch Gläubige, wie Petrus, die ein Stückchen weiter weg sitzen, und die, wenn sie den Herrn Jesus etwas fragen wollen, zuvor den Johannes auf die Schulter klopfen müssen… Sind wir es gewöhnt, mit einer inniglichen, dauerhaften Liebe zu Jesus zu leben? Da ist eine Martha, die den Herrn aufrichtig liebte, doch sie war keine Maria, die dem Herrn zu Füßen saß! Da gibt es die Jungfrauen im Hohelied, die Töchter Jerusalems, aber es gibt nur eine Braut. Die Vertrautheit zwischen der Braut und dem Bräutigam ist bei den Töchtern Jerusalems nicht zu sehen, wie es auch bei den Gläubigen

unterschiedliche Grade der persönlichen Heiligung gibt. Im Lied der Lieder gibt es so viel zu lernen, versuchen wir es!

 

In der Zeit, die uns hier zur Verfügung steht, da können wir uns natürlich nur einige Filetstückchen aus diesem Lied der Lieder herauspicken. Also, steigen wir ein… Gleich im 1. Kapitel, im zweiten Vers, gibt es einem solchen Highlight. Die Braut spricht hier in den ersten Versen dieses Buches

 

„2  Er küsse mich mit Küssen seines Mundes, denn deine Liebe ist köstlicher als Wein.“

 

Die Braut erwartet voller Verlangen einen Kuss, einen Kuss der viel besser schmeckt als der köstlichste Wein! Haben wir auch dieses innige Verlangen zum Herrn, zu seiner Liebe, wenigstens ab und zu? Oder hängen wir nicht allzu oft an vielen weltlichen Dingen, die sicherlich nicht schlecht sind, aber unsere Liebe zu Jesus ganz einfach hemmen oder auch blockieren? Ich war noch nie ein Weintrinker, dagegen habe ich früher gerne ein Wochenendbier genossen, es können auch zwei gewesen sein…

 

Mit meiner Bekehrung durfte ich erleben, wie mir das sicherlich nicht schlechte Verlangen nach einem Glas Bier ganz abhandengekommen ist, habe ich doch in der Liebe Jesu zu mir etwas viel köstlicheres kennengelernt. In Richter 9, Vers dreizehn steht, dass der Most Götter und die Menschen erfreut, es also klar ist, dass etwas, was Gott erfreut nichts Schlechtes sein kann. Auch Paulus empfiehlt

ja dem Timotheus ab und zu als Medizin ein Gläschen Wein… Aber hier steht in Vers 2, dass Gottes Liebe viel besser ist als Wein. Ein guter Wein ist in Gottes Augen sicherlich eines der edelsten irdischen beziehungsweise weltlichen Produkte. Auch bei der Hochzeit zu Kana, in Johannes 2, bei einem der allerschönsten Feste, serviert unser Herr Jesus als Krönung durch ein Wunder einen allerfeinsten Wein – doch hier steht, dass Gottes Liebe viel köstlicher ist als Wein! Kennen wir also ein solch inniges Verlangen zu unserem Herrn, dass wir mit Freude dagegen ein gutes Glas Wein mal stehenlassen können, auf irgendetwas verzichten können, was uns gut und teuer erscheint, was wir sicherlich auch verdient haben, aus Gnade, können wir auch einmal loslassen, um dann viel Köstlicheres zu gewinnen, nämlich dieses gegenseitige innige Verlangen zu Jesus, egal, wie unser Dienst dabei aussieht? Ich gebe es zu, oft genug gebe ich mich, auch aus Bequemlichkeit,  nur mit dem Zweitbesten zufrieden, wir sind ja eh sicher und fest in seinen Armen geborgen, niemand kann uns aus seiner Hand rauben… Seine Liebe ist köstlicher als Wein, Verzicht kann auch Gewinn bedeuten… Wenn wir nicht ab und zu verzichten, um Jesus wieder auf die erste Stelle in unserem Leben zu rücken, dann, ja dann kann sich unser Äußerstes für Sein Höchstes nur allzu leicht in billiger Gnade verlieren…

 

Unsere Nachfolge, ja vielleicht gar unser Äußerstes für Sein Höchstes, darf und soll keine lästige Pflichterfüllung sein. Es geht auch ganz anders, das Hohelied zeigt es uns immer wieder, zum Beispiel im nächsten Highlight, in übernächsten Vers 4, in Kapitel eins…

 

„4  Zieh mich dir nach, lasse uns eilen! Der König möge mich in seine Gemächer führen! Wir wollen jubeln und uns freuen an dir, wollen deine Liebe preisen mehr als Wein! Mit Recht liebt man dich.“

 

Die Braut scheint es verstanden zu haben. In Ihrer überschäumenden Liebe zum Bräutigam hat sie das richtige erkannt: Seine Liebe ist wertvoller als Wein, der Bräutigam steht an erster Stelle!  Nur so geht es, nur so kann sie sich über alle Maßen freuen und glücklich sein, nur so kann sie von Herzen lieben. Immer mehr begreife ich, dass dieses Hohelied nicht nur als prophetische Offenbarung an das jüdische Volk geschrieben ist, es ist auch ein Liebesbrief an mich, voll mit praktischen Ratschlägen und Hinweisen. Unsere Glaubensleben, unsere Nachfolge, braucht tatsächlich nicht schwer zu sein, wir brauchen wahrhaftig kein Kreuz zu tragen! Vor meiner Bekehrung drohte ich zu zerbrechen, unter den Lasten, die auf mir lagen,  und in dieser Situation erinnerte ich mich als Ungläubiger an einen Bibelvers wieder, den ich irgendwann einmal aufgeschnappt habe, ich lese aus Matthäus 11

 

„28  Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben. 29  Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, 

und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; 30  denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

 

Durch diesen Schlüsselvers hat der Herr mich vor meiner Bekehrung angesprochen, ich kam zum Glauben, merkte, wie ich nach und nach alle Lasten verlor, die mich so schwer bedrückten, doch wie sollte es weiter gehen? Der Liebe zu Jesus durfte ich mir sicher sein, aber aus eigener Kraft konnte und kann ich nach wie vor nicht im Leben bestehen. Ich habe es genauso gemacht wie unsere Braut im

Hohelied, ich habe unserem Herrn Jesus genauso permanent gebeten „Zieh mich Dir nach“ – erst dann kann ich Dir nachfolgen. Ich habe, wie die Braut, die Nachfolge nicht zu meinem Problem gemacht sondern zum Problem unseres Herrn. Ein weiteres Schlüsselvers spielt da seit meiner Bekehrung eine entscheidende Rolle, ich lese aus 1. Petrus 5, 7

 

„7 Alle Eure Sorge werft auf Ihn, denn Er sorgt für Euch“

 

Die Nachfolge war und ist also nicht mein Problem. Indem ich alle Probleme ganz einfach abgebe und dabei den Herrn Jesus bitte, mich Ihm nachzuziehen, wie unsere Braut aus dem Hohelied, dann bekomme ich vom Herrn Kraft, dann kann ich auch hier das Lied der Lieder mitsingen wie die Braut in Vers 4, ich lese nochmal: Wir wollen uns freuen und fröhlich sein über dich; wir preisen Deine Liebe mehr als den Wein…

 

Natürlich fühlen wir uns in unserer Liebe und in unserer Nachfolge zu Jesus nicht permanent wie im siebenten Himmel, da gibt es auch finstere Täler wie in dem Psalm 23 beschrieben. Und oft genug straucheln wir auch da, fühlen uns ganz einfach schmutzig und schuldbewusst. So geht es auch unserer Braut im Hohelied, steuern wir die nächsten beiden Verse an, ein neuer Highlight wartet auf uns!

 

„5  Schwarz bin ich und doch anmutig, ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars, wie die Zeltdecken Salomos. 6  Seht mich nicht an, weil ich schwärzlich bin, weil die Sonne mich  gebräunt hat! Meiner Mutter Söhne fauchten mich an, setzten mich als  Hüterin der Weinberge ein. Meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet.“

 

Schwarz bin ich, sagt die Braut in der Elberfelder Übersetzung, die Luther-Übersetzung spricht dagegen von „Ich bin braun“. Mit diesen Versen hatte ich auch so meine Probleme… Was ist daran

so schlecht, wenn jemand von der Sonne tief gebräunt ist…

 

Die vornehmeren Frauen Jerusalems hatten, wie ich nun weiß, eine helle Hautfarbe, eine tiefe Bräune entsprach damals sicherlich nicht dem Schönheitsideal, wie vielleicht heute. Braune Hautfarbe

war  auch ein Zeichen von äußerer Armut, zeigt es doch auf, dass die gebräunten Menschen kein Geld hatten, um sich Kleider zu kaufen, mit denen sie Ihre Haut schützen konnten. Wenn wir diese

Verse wörtlich auslegen, dann fühlt sich diese Braut sicherlich in ihrer Haut sehr unwohl. Gleichzeitig sagt sie aber, dass sie gar lieblich oder auch anmutig sei, und das kann sie sagen, weil sie weiß, was sie trotzdem für den Bräutigam bedeutet. Diese Verse würden sicherlich nicht so in der Schrift stehen, hätten sie nicht auch geistliche Bedeutungen. So kann die sonnenverbrannte Haut sicherlich eine prophetische Offenbarung über Gottes Gericht mit Juda und Jerusalem sein, doch das ist für uns jetzt nicht entscheidend. Ob braun oder schwarz, diese Farbe steht hier im starken Kontrast zum Weiß, einem Symbol unbefleckter Reinheit, Sündlosigkeit. In Offenbarung 1, Vers 14 wird zum Beispiel Jesus folgendermaßen beschrieben

 

„14  sein Haupt aber und die Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine  Feuerflamme“

 

Unsere Braut schämt sich also ihrer dunklen Farbe, weiß aber auf Grund Ihrer Lieblichkeit, dass sie der Bräutigam trotzdem liebt, so wie Jesus sicherlich einen jeden Sünder liebt, der einsichtig und

bußfertig ist, auch wenn er noch kein Kind Gottes ist! Wir wissen, dass wir sofort und auf der Stelle bei Jesus Gnade und Vergebung finden dürfen, die Braut hingegen muss unter Umständen zu ihren bisherigen dreitausend Jahren noch einige Jahre oder auch Jahrzehnte zusätzlich schmachten! Die Braut sieht ein, dass sie Fehler gemacht hat, und auch hier können wir wieder ein klein wenig lernen.

 

In ihrem Eifer hat diese Braut, wie wir lesen, fremde Weinberge bestellt, ihren eigenen aber außer Acht gelassen. Mit ihrem eigenem Weinberg kann, wörtlich ausgelegt, ihr eigenes Äußeres, ihre verbrannte Haut gemeint sein, auf die sie zuwenig geachtet hat, die sie besser hätte schützen können. Sie gibt daher ein schlechtes Beispiel ab. Uns geht es, wie sollte es auch anders sein, ganz ähnlich. Gar genüsslich regen wir uns über die Fehler unseres Nächsten auf, anstatt unsere eigenen Balken aus unserem Auge zu ziehen. Zu gerne ermahnen wir unsere Nächsten, machen es aber selbst nicht besser. So hat ein jeder von uns so seine kleinen, speziellen und vielleicht auch liebenswerten Macken. Ich glaube, in diesem kleinen Beispiel möchte uns der Geist Gottes ganz einfach dazu ermuntern, zunächst einmal unseren eigenen Kram zu erledigen, unser Haus sozusagen bestellen, bevor wir uns um Dinge kümmern, die uns jetzt vielleicht noch nichts angehen.

 

Wir haben gesehen, dass dies Buch nicht nur die Herzen frisch Verliebter höher schlagen lässt, dass dieses Buch nicht nur für jüdische Theologen geschrieben sein kann, sondern dass auch wir einiges mitnehmen und lernen können, dass dieses Buch auch uns viel Freude und Spaß bringen kann. Dieses Buch der Bücher umfasst acht Kapitel, weiter als bis Kapitel eins sind wir jedoch noch nicht gekommen. Wie eine  Gazelle oder  ein junger Hirsch in diesem Buch über Berge und Hügel hüpft, so möchte ich  nun von Highlight zu Highlight hüpfen.

 

Diese große, poetische Liebe, deren Verlauf hier beschrieben ist, erleidet im Buch der Bücher große Anfechtungen, wie auch das Volk Israel in seiner etwa sechstausendjährigen Geschichte schon so oft

angefochten daniederlag, oft genug schon fast bis zur völligen Zerstörung. Erste Anzeichen dieser angefochtenen Liebe finden wir bereits im zweiten Kapitel. Ich lese aus Vers 7

 

„7  Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder bei den Hirschkühen des Feldes: Weckt nicht, stört nicht auf die Liebe, bevor es ihr selber gefällt!“

 

Die Braut beschwört hier ihre Freundinnen, die den Bräutigam auch sehr gerne haben, diese ihre große Liebe in Ruhe zu lassen. Ungestört möchte sie mit ihrem Freund zusammen sein…, Eifersucht

plagt sie hier vielleicht…! Und jetzt kann es für uns ganz konkret werden! Wie oft haben wir das Gefühl, der Herr Jesus liebt meine Freundin oder meinen Freund mehr als mich, weil sein Dienst vielleicht gesegneter ist, weil dieser Person einfach alles viel besser oder viel leichter von der Hand geht, weil diese Person vielleicht hübscher ausschaut, eben weil wir an uns so viele Probleme entdecken, die unsere nächsten offensichtlich nicht haben… Da können wir, obwohl wir Geschwister sind, aufeinander richtig neidisch werden, was bis dahin führen kann, dass wir uns sogar von Jesus nicht mehr geliebt fühlen…

 

Wie soll denn der Herr Jesus ausgerechnet mich besonders lieb haben, wenn es neben mir noch Millionen von anderen Christen gibt, die ihren Dienst für den Herrn bestimmt viel besser verrichten, die einfach viel gesegneter zu sein scheinen… Glaube ist jedoch keine Gefühlsduselei, sonst müssten wir ja andauernd Minderwertigkeitskomplexe haben, nur weil wir vielleicht schlecht gelaunt sind! Hier hat Satan ganz geschickt eine Falle aufgestellt, die sehr stark an unsere Eitelkeit und an unseren Stolz, besser, größer und hübscher als unser Nächster sein zu wollen, appelliert. Wir vergleichen uns nämlich viel zu oft mit unserem Nächsten, sehen auf unseren Nächsten statt auf unseren Herrn, werden so eifersüchtig, stolz und neidisch anstatt demütig… Wenn sich diese Braut ihrer Liebe so sicher ist, dann braucht sie gar nicht auf ihre Freundinnen zu schauen…

 

Der Apostel Petrus hatte zu Johannes, dem sogenannten Lieblingsjünger Jesus, anfänglich auch ein gespanntes und eifersüchtiges Verhältnis. In den letzten Versen des Johannesevangeliums, im 21. Kapitel, ab Vers 20 sehen wir es deutlich….

 

„20  Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen, den Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert? 21  Als nun Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was soll aber dieser?  22  Jesus spricht zu ihm: Wenn ich  will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!“

 

Jesus prophezeite soeben dem Petrus seine spätere Hinrichtung, und, das ist eine so natürliche und menschliche Reaktion, er vergleicht sich da gedanklich mit dem Johannes, ihm, dem Lieblingsjünger, wird es doch dereinst viel besser ergehen!

 

Jesus geht auf diese Frage nicht ein, sondern macht dem Petrus ziemlich drastisch klar, dass es in der Nachfolge nicht um das Leben seines Nächsten, des Johannes geht… Blicke nur auf mich, folge mir dabei ganz einfach nach, ohne Seitenblicke und Eifersüchteleien! Ich glaube, hier können wir sehr viel aus dem Leben des Petrus und aus dem Leben der Braut lernen: Nur in Jesus finden wir eine Liebe, die eine Ewigkeit anhält. Unsere Nächsten können uns im entscheidenden Augenblick, wenn wir eines Tages vor dem Tor der Ewigkeit stehen, sterben müssen, bestimmt nicht helfen, nur Jesus kann uns da sicher durch diese Pforte hineingeleiten in sein ewiges Himmelreich. Deshalb, folgen wir

in ersten Linie unserem Freund und unserem Herrn Jesus, und wir werden sehen, dass wir dann auch unseren Nächsten liebhaben können, ohne auf bestimmte Gaben oder Merkmale des anderen eifersüchtig sein zu müssen!

 

Nach dieser liebevollen Bitte um eine ungestörte Liebe sieht die Braut eine konkrete Gefahr aufziehen, die ihre Liebe zum Freund beeinträchtigen kann, die ersten Früchte zerstören kann. Lesen wir aus dem 2. Kapitel den Vers 15

 

„15  Fangt uns die Füchse, die  kleinen Füchse, die die Weinberge verderben! Denn unsere Weinberge stehen in Blüte.“ 

 

Ganz konkret bittet die Braut ihren Freund, dass er die gefährlichen Füchse fangen möge. Sie kennt die Gefahr beim Namen, ist aber zu hilflos, um selbst dagegen angehen zu können. Uns geht es sicherlich genauso… Wir kennen unsere Schwächen und Mängel, die unsere Beziehung zum Herrn stören können, nur allzu gut, und dennoch können wir sie nicht von alleine unterlassen. Diese Füchse sind keine ausgewachsenen Wölfe oder meterhohe Grizzlybären, sie schauen im Gegenteil oft so lieblich und knuffelig und unschuldig drein, diese Füchse unterschätzen wir so leicht und meinen, sie voll unter Kontrolle halten zu können…

 

So trägt ein jeder von uns seine Lieblingssünden mit sich herum, hegt und pflegt seinen Fuchs, und meint dabei, seinem Fuchs gewachsen zu sein. Leider haben auch diese Füchse die Eigenschaft,

sich sehr gerne zu vermehren, wenn wir nicht wachen und beten. Diese Füchse habe viele Namen, sie heißen nicht nur Unkeuschheit und sogenannte schlechte Gedanken. An vielen Stellen nennt uns die

Schrift diese Füchse und erteilt uns Ratschläge, Ihnen richtig zu begegnen:

 

1) Vernachlässigung der Bibellese  (Kolosser 3,16, Lukas 11,28)

2) Vernachlässigung des Gebetes  (1. Petrus 4,7)

3) Faulheit, kein Auskaufen der Zeit (2. Kor. 5,15)

4) Faulheit, Trägheit im Dienst (1. Korinther 4,1)

5) Geldverschwendung (Lukas 16, 1 – 13)

6) Kummer, Sorgen und Plagen (1. Petrus 5, 7)

7) Zuviel dummes Zeug daherreden (Jesaja 6, 5-7)

8) Undankbarkeit im täglichen Leben (Epheser 5, 20)

9) Mangel an Geduld (2. Korinther 6, 3-4)

10) Launen, Verstimmungen (Römer 12, 9-21)

11) Neid und Selbstsucht (Johannes 5, 44)

 

Da hilft nur eins: Sich vertrauensvoll an unseren Freund Jesus zu wenden, ihn zu bitten, diesen Satan in der Maske eines oder mehrere Füchse für uns zu fangen, diese permanente Anfechtung von uns zu nehmen… Als Christen sind wir für Satan beileibe nicht uninteressant geworden, auch wenn er uns von der Liebe Christi nicht mehr losreißen kann. Aber Satan hat großes Interesse daran, dass wir in unserem persönlichen Heiligungsleben ganz einfach stehenbleiben, gar zurückfallen, damit wir so keine Früchte mehr für Jesus bringen können. Bitten wir doch deshalb auch permanent Jesus, diese teuflischen Füchse von uns fernzuhalten!

 

Ob die Füchse nun gefangen geworden sind oder auch nicht, wir wissen es nicht. Auf jeden Fall strahlt die Braut im nächsten Vers eine große Zuversicht, ja fast schon eine Heilsgewißheit aus, denn sie spricht da über ihren Bräutigam

 

„16 Mein Freund ist mein, und ich bin sein, der unter den Lilien weidet.“

 

Doch  die Abkühlung kommt postwendend, in Vers 17 naht der kühle Abend, der Freund wird gebeten, auch nachts bei ihr zu sein – doch, oh Schreck, mit Beginn des drittes Kapitels des Hoheliedes, da ist kein Freund mehr da in der nächtlichen Finsternis! Da ist der Freund zum ersten Male verschwunden. Verzweifelt steht die Braut auf, läuft durch die Gassen der Stadt, um den Geliebten zu suchen, man stelle sich das einmal vor!

 

Wenn wir uns einmal leer und einsam fühlen sollten, wo fangen wir dann an zu suchen? Nun, Gott sei Dank, wir sind wiedergeboren, haben keinen Grund, uns einsam zu fühlen, zumindest der Heilige Geist wohnt ja in uns, mit dem wir in permanenter Verbindung zu Jesus stehen können, der uns ja von allen Seiten umgibt! Als Ungläubiger fühlte ich mich früher häufig einsam, mitten in der

Großstadt München,  bin oft ausgegangen, um dabei sein zu wollen, um in sein zu wollen mit all den anderen Einsamen, die auch irgendeine Art von Gemeinschaft suchten. Heute wohne ich in einem sehr einsam gelegenen Haus und fühle mich dabei pudelwohl, weiß ich doch, dass ich nicht alleine und einsam bin! Wir sind auf großartige Art und Weise von guten Mächten wunderbar geborgen. Wir haben nicht nur ein lockeres Schönwetterverhältnis wie unsere Braut aus dem Lied der Lieder mit unserem Herrn und Freund Jesus Christus. Jesus trägt uns auch durch jegliche Finsternis hindurch, und dafür können wir immer wieder so dankbar sein!

 

Wie geht es nun weiter in diesem Lied der Lieder? Nach langem Suchen findet die Braut ihren Freund in der nächtlichen Stadt wieder, wir sind in Kapitel drei! Sie beschreibt daraufhin ihren Freund, in aller Pracht und Macht wird er uns bildlich vorgestellt! Im vierten Kapitel wird uns die Braut in all ihrer

äußerlichen makellosen Schönheit vorgestellt, all das spielt sich in der Distanz zueinander ab, nicht im direkten Beisammensein. Im fünften Kapitel des Hoheliedes, da wird es wieder tragisch. Es beginnt ganz verheißungsvoll, der Freund klopft, wohl am späten Abend an ihrem Haus an, ich lese weiter aus Vers drei (Luther)

 

„Ich schlief, aber mein Herz war wach. Da ist die Stimme meines Freundes, der anklopft: „Tu mir auf, liebe Freundin, meine Schwester, meine Taube, meine Reine! Denn mein Haupt ist voll Tau und meine Locken voll Nachttropfen!“

 

Doch die Braut antwortet nun fast schon gleichgültig:

 

„Ich habe mein Kleid ausgezogen – wie soll ich es wieder anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen – wie soll ich sie wieder schmutzig machen?“

 

Was für ein Trauerspiel! Wie traurig ist es auch für uns, wenn wir diese lebendige Hoffnung fahren lassen, bloß, weil wir uns dabei eventuell schmutzige Hände und Füße holen könnten! Gewiss, wir stehen immer wieder in der Gefahr, dass diese Hoffnung bei uns verblasst und wir es uns in dieser Welt bequem machen. Kurz nach dem Aufwachen in der Frühe habe ich da, wohl wie die meisten von uns, große Probleme… Die Liebe zum Herrn kann am Abend zuvor noch so groß und hingegeben gewesen sein, wir können dabei noch so viel Segen empfangen haben, doch am nächsten Morgen ist alles wieder verblasst! Die drei Jünger Petrus, Johannes und Jakobus erfahren mit dem Herrn so wunderbare Dinge, sie erleben zusammen auf einem Berge die Verklärung Jesus, doch sie sind dabei voller Schlaf! Dieselben Jünger verschliefen auch im Garten Gethsemane seinen ringenden Todeskampf kurz vor Jesu Gefangennahme, ich lese aus Lukas 22, 44 und 45

 

„44 Und er rang mit dem Tode und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen. 45 Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend vor Traurigkeit“

 

Ich schlief, aber mein Herz war wach – so spricht unsere Braut im Hohelied. Im Herzen eines jeden Gläubigen bleibt immer ein Empfinden, ein Gespür für Jesus Christus. Aber Jesus erwartet von

uns, dass Geist, Seele und Leib wach sind, auf sein Kommen bereit sind! Durch ein wenig sich hängenlassen verlor diese Braut  den Blick auf ihren Freund! Mit tragischen Folgen…sie macht ihm nicht rechtzeitig die Türe auf, kommt viel zu spät, doch da hat der Freund ihr Zuhause bereits verlassen! Verzweifelt beginnt sie, ihm nachzulaufen, sie irrt wieder hinter ihm her, findet  ihn diesmal nicht wieder und wird dabei schließlich von Nachtwächtern zusammengeschlagen!

 

Wachet und betet, möglichst allezeit, der Herr kann jeden Augenblick wiederkommen. Die fünf törichten Jungfrauen verpassten das Kommen ihres Herrn, sie bereiteten sich auf das Kommen des Bräutigams nicht vor und wurden so auch nicht zum Hochzeitsmahl geladen! Wann habe ich, wann hast Du das letzte Male Buße getan, den Herrn Jesus aufrichtig um Vergebung für Deine Sünden gebeten, die ich oder Du gestern, vorgestern oder auch heute begangen haben? Nehmen wir einmal an, der Herr Jesus kommt in diesem Augenblick – und er hat Dir die Sünden der letzten beiden Wochen noch nicht verziehen, weil Du nicht wach genug warst, weil Du Jesus nicht rechtzeitig um Vergebung gebeten hast! Was passiert dann? Die Sünden dieser letzten beiden Wochen sind unvergeben geblieben, sie lasten auf Dir, wenn Jesus die gläubige, wiedergeborene Gemeinde richten wird! Du bist zwar gerettet, doch diese nicht vergebenen Sünden der letzten zwei Wochen können Dich im Himmel einige Kronen kosten, Deine Stellung vor dem Heiland wird dann eine ganz andere sein, als wenn Du allezeit dazu bereit gewesen wärest, den Herrn um Vergebung zu bitten!

 

Was können wir also tun, wie vorbeugen, damit wir nicht im unmöglichsten Augenblick vom Kommen unseres Herrn überrascht werden? Ein solch unmöglicher Augenblick ist bei mir, wie gesagt, der frühe Morgen, und ich habe es mir da zur Angewohnheit gemacht, sofort in die Stille Zeit zu fliehen. Zum Bibellesen bin ich da noch zu müde und unkonzentriert, also bete ich, und merke dabei, wie ich im Gebet immer wacher werde, wie mir das Gebet immer mehr Kraft verleiht für diesen Tag. Gerade in dieser morgendlichen Gebetszeit können wir so viel um Gnade und Vergebung bitten, für uns und natürlich auch für andere! Ein jeder von uns hat so seine eigenen Gewohnheiten, wichtig ist hier nur, dass diese Stille Zeit regelmäßig, möglichst zu gleichbleibenden Tageszeiten stattfindet – und dann können wir sicher sein, dass wir vom Kommen unseres Herrn nicht unangenehm überrascht sind, dass keine alten Sündenlasten uns in einem dunklen Licht vor dem Herrn dastehen lassen. Wachet und betet, möglichst allezeit, das können wir sicherlich auch von unserer Braut lernen!

 

Der Freund der Braut hat sich zurückgezogen, bleibt zunächst unauffindbar. Auch die Freundinnen der Braut, die Töchter Jerusalems, machen sich nun mit auf die Suche, bis er sich wieder zu erkennen gibt. Der Bräutigam hat sich in seinen Nussgarten zurückgezogen, um auf seine Knospen, Weinstöcke und Granatbäume aufzupassen, sie zu hegen und zu pflegen. Im sechsten und siebenten Kapitel des Hoheliedes stehen sich Braut und Bräutigam wieder in größerer Distanz gegenüber, sie beschreiben sich äußerst liebevoll, ihre Worte sind voller Liebkosungen.

 

Im letzten, im 8. Kapitel, erkennt unsere Braut dann endlich die Liebe, die unbezahlbar ist, die eine Ewigkeit anhält, die nur Jesus als Sohn Gottes bieten. Ich lese ab Vers  6

 

„6 Lege mich wie ein Siegel auf Dein Herz, wie ein Siegel auf Deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn, 7 sodass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen können und Ströme sie nicht ertränken können. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um der Liebe willen geben wolle, so könnte das alles nicht genügen.“

 

Die Braut erkennt: Sie muss mit dem Herzen des Bräutigams versiegelt sein, sie bittet ihn ganz einfach: Versiegele mich mit Dir, nimm mich in Dein Herz auf. Wenn das erfüllt ist, dann darf sie sich der der ewigen, unbezahlbaren Liebe erfreuen, die durch nichts mehr zerstört werden kann! In diesen Schlüsselversen des Hoheliedes  wird das Evangelium vorgezeichnet. Wir haben Gnade erfahren, weil Jesus uns mit seinem Geist versiegelt hat, weil Jesus uns aufgenommen hat, weil Jesus uns in sein Lebensbuch eingetragen hat, eben weil wir auch Jesus in unserem Herzen aufgenommen haben! Da sind wir dieser Braut um Jahrtausende voraus.

 

Der letzte Vers des letzten Kapitels, da gibt es auch bei mir enorme Verständnisschwierigkeiten. Nach all dem, was die Braut erlebt hat und von ihrem Freund weiß, müsste doch eigentlich die Hochzeit kommen, ein Happy – End, sozusagen. Doch hier bittet sie ihn nur

 

„14 Flieh, mein Freund“

 

Ob er zu ihr hin fliehen soll oder aufgefordert wird, von ihr weg zu fliehen, eins ist klar: Braut und Bräutigam sind noch nicht zusammengeführt. Jesus wohnt zwar in unseren Herzen, aber er ist

noch nicht wiedergekommen, hat seine Gemeinde noch nicht abgeholt, wir sind noch nicht entrückt! Wir warten auf unseren Heiland, genau, wie auch unsere Braut aus dem Hohelied! Nutzen wir diese

Wartezeit auch richtig? Was für eine Frage, wir sind ja in einer Brüdergemeinde! Doch wie oft lassen wir uns von der Welt einfangen – lassen uns gar wie Israel hinwegführen nach Babylon? Der Herr wird treu sein, auch in finsteren Tagen, wir wissen es. Aber müssen wir es  dazu kommen lassen? Es ist so gut zu verstehen, wenn einige, die ihr Leben lang nur in christlichen Familien, Gemeinden und Freundeskreisen verkehrt haben, einmal so richtig auf den Putz hauen wollen. Ich hatte das Vergnügen, und konnte das bis zu meinem 33. Lebensjahr tun – aber es hat nichts eingebracht! Niemals zurück! Im Gleichnis vom verlorenen Sohn gibt es auch nur ein Ziel, zurück, zur Liebe des Vaters! Jesus sagt in der Offenbarung, im vorletzten Vers der Bibel

 

 

 

 

 

„20 Ja, ich komme bald!“

 

und ich denke, dass Beste, was wir machen können, ist wirklich, ganz wie die Braut in dieser Erwartungshaltung zu leben. Nähren wir diese Liebe doch durch regelmäßiges Gebet, durch Bibellesen, durch Sündenbekenntnis, und wir merken, es wird eine freudige Wartezeit sein. Dann werden wir gewiss nicht unvorbereitet sein, wenn Jesus ganz plötzlich auf einmal da sein wird!

Amen