Predigt Jürgen, 10. Juni 2007
Römer 13, 8-14
Glaubwürdiges Christsein
„Die Woche mit den Abschlussprüfungen des Schuljahres hatte begonnen, und zwar mit dem gleichen Stress wie immer. Ich hatte bis in die Nacht für eine Klausur gebüffelt. Jetzt ließ ich mich auf meinen Platz plumpsen und fühlte mich wie eine Sprungfeder, die zu fest aufgezogen worden ist. Ich hatte zwei Tests direkt hintereinander und wollte sie einfach nur hinter mich bringen. Gleichzeitig hatte ich aber auch den Ehrgeiz, meinen super Durchschnitt zu halten. Während ich ungeduldig darauf wartete, dass der Lehrer kam, ging ein Fremder an die Tafel in dem Prüfungsraum und fing an zu schreiben:
Wegen eines Zwischenfalls kann euer Lehrer die Prüfung nicht in diesem Raum durchführen. Er wartet in der Turnhalle am Sportgelände auf euch.
Na toll, dachte ich. Nun muss ich auch noch quer über das ganze Schulgelände laufen, nur um diese blöde Prüfung zu machen.
Die ganze Klasse hastete zur Tür hinaus und rannte zur Turnhalle. Niemand wollte zu einer Klausur zu spät kommen, also vergeudeten wir keine Zeit mit Reden. Der Weg zur Turnhalle führte am Krankenhaus vorbei. Davor irrte ein Mann herum. Ich erkannte in ihm einen blinden jungen Mann wieder, dessen Frau in dem Krankenhaus gerade ein Baby bekommen hatte. Eigentlich kannte er sich dort aus, aber anscheinend war er jetzt irgendwie durcheinander.
Ach, dachte ich, es wird sicher bald jemand vorbeikommen und ihm helfen. Ich habe jetzt einfach nicht die Zeit, anzuhalten und ihm zu helfen.
Also hetzte ich zusammen mit dem Rest der Klasse weiter zu der Prüfung. Ein Stückchen weiter kam eine Frau aus einem nahe gelegenen Buchladen gerannt. Sie hatte auf dem einen Arm ein Baby, auf dem anderen einen Stoß Bücher, und sie machte ein ziemlich besorgtes Gesicht. Ihre Bücher fielen zu Boden, und das Baby fing an zu schreien, als sie sich bückte, um die Bücher aufzuheben.
Sie hätte das Kind einfach zu Hause lassen sollen, dachte ich. Als meine Mitschüler und ich an ihr vorbeieilten, rempelte ich sie versehentlich auch noch an.
Als wir um die nächste Ecke bogen, saß da ein Hund, den jemand einfach an einen Baum angebunden hatte. Es war ein großer freundlicher Kerl und wir hatten ihn alle schon zuvor gesehen. Er konnte den Napf mit Wasser nicht erreichen, der für ihn hingestellt worden war, und zerrte jetzt winselnd an seiner Leine.
Ich dachte: Welcher grausame Mensch bindet denn einen Hund an einem Baum fest und sorgt nicht dafür, dass er auch an den Wassernapf herankommt? Aber ich eilte weiter.
Als wir uns der Turnhalle näherten, fuhr ein Auto an uns vorbei und parkte ganz nah an der Eingangstür. Der Mann, der ausstieg, gehörte zum Wartungspersonal. Ich erkannte ihn wieder, und ich sah auch, dass er das Licht an dem Wagen angelassen hatte.
„Der hat bestimmt ein Problem, wenn er heute Abend nach Hause fahren will“, bemerkte der Mitschüler neben mir.
Aber inzwischen waren wir am Eingang der Turnhalle angekommen. Der Mann vom Wartungspersonal winkte uns einen Gruß zu und verschwand dann in einem der Gänge. Wir fanden Plätze ganz in der Nähe unseres Lehrers, der schon auf uns wartete.
Er stand mit verschränkten Armen da und sah uns an. Wir sahen ihn ebenfalls an. Das Schweigen wurde unbehaglich. Wir wussten, dass seine Tests oft lehrreich waren und etwas vermitteln sollten, und wir fragten uns jetzt, worauf er hinauswollte. Er deutete auf die Tür, und es kamen der blinde Mann herein, dann die junge Mutter mit dem Baby, ein Mädchen, das den Hund an der Leine führte, und schließlich der Wartungsmann. Die Leute waren alle auf dem Weg postiert worden, um zu prüfen, ob wir den Sinn der Geschichte vom barmherzigen Samariter der unter die Räuber gefallen war, wirklich begriffen hatten. Wir waren allesamt durchgefallen.
Bernice Brook Aus: Stuff You Don’t Have To Pray About
„Welcher von den dreien“, fragte Jesus jetzt den Schriftgelehrten, „hat nach deiner Meinung Gottes Gebot erfüllt und an dem Überfallenen als Mitmensch gehandelt?“ Der Schriftgelehrte erwiderte:
„Natürlich der Mann, der ihm geholfen hat.“
Lukas 10,36-37 (Hoffnung für alle)
(zitiert aus dem Buch „Per Anhalter in den Himmel“ von Alice Gray, Verlag: Schulte und Gerth)
Nach dieser Geschichte, die sich vielleicht in einer amerikanischen Bibelschule ereignet hat, könnt ihr vielleicht annehmen, dass wir uns heute mit dem Gleichnis von dem barmherzigen Samariter beschäftigen wollen, sehr naheliegend wäre es ja… Doch es wird viel schwieriger… Ausgerechnet mir legt der HERR seit einiger Zeit zu Recht aufs Herz, über das Thema Glaubwürdigkeit in der Nachfolge nachzudenken… Mir, der ich doch selbst so sehr hin- und hergerissen bin von der Liebe zu den Vergnügungen dieser Welt einerseits und einer wirklich ernstgemeinten Nachfolge… In der Bibelstunde der vergangenen Woche haben wir wirklich solch bedeutungsvolle und zentnerschwere Verse gelesen, wie zum Beispiel…
1Jo 2,15 Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebhat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.
1Jo 2,16 Denn alles, was in der Welt ist, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.
1Jo 2,17 Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.
Bin ich mit meinem Christsein noch glaubwürdig, auch wenn ich nicht solch hohen Anforderungen und Erwartungen entspreche? Ich gebe es zu: ich bin noch nicht alt und lebenssatt und kann mich deshalb noch nicht mit Freuden all den Vergnügungen dieser Welt enthalten… Es sind vielleicht eher harmlose Vergnügungen, doch wirklich geistlich und auch asketisch-entsagungsvoll lebe ich bei Gott wirklich nicht, so wie Er sich meine Nachfolge vielleicht wünscht… Dieses Thema beschäftigt mich in letzter Zeit immer wieder und so möchte ich in einer Predigt gerne mehr darüber nachdenken. Doch weil ich dabei befürchte, mit meinen Aussagen vielleicht nicht glaubwürdig zu sein, weil ihr mich bestimmt besser kennt als es vielleicht gut ist… deshalb habe ich hier viele Gedanken eines wirklich unbescholtenen Predigers und Evangelisten zitiert und zusammengefasst. Viele dieser Betrachtungen stammen von Wilfried Plock, dem Gründer der „Konferenz für Gemeindegründung“, ein lieber, verheirateter Bruder, den Thomas und ich vor kurzem in München kennengelernt haben. Im Winter 2009 wird er auch zu uns in die Gemeinde kommen zu einigen Bibeltagen. Viele seiner Vorträge und Predigten befinden sich in seiner wertvollen MP3-DVD „Toolbox Gemeindebau“…, siehe auch http://www.mediendienst.org.
Wilfried Plock geht dieses Thema „Glaubwürdiges Christsein“ mit einem Text aus Römer 13, 8-14 an…
Röm 13,8 Seid niemandem etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.
Röm 13,9 Denn was da gesagt ist (2. Mose 20,13-17): »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst (3. Mose 19,18): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.«
Röm 13,10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.
Röm 13,11 Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.
Röm 13,12 Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.
Röm 13,13 Lasst uns ehrbar leben wie am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Hader und Eifersucht;
Röm 13,14 sondern zieht an den Herrn Jesus Christus und sorgt für den Leib nicht so, dass ihr den Begierden verfallt.
Das ist ein sehr herausfordernder Text, gerade auch für mich…, damit ich nicht den Begierden verfalle…
Wenn es die Gnade und die Vergebung Gottes nicht gäbe, dann könnte ich über diesen Text heute morgen nicht predigen. Denn all diese angesprochenen Sünden habe ich vor meiner Bekehrung gerne ausgelebt… und ich könnte auch heute nicht behaupten, dass ich sie heute wirklich im Griff hätte…
Wir wollen ehrlich sein und uns darüber Gedanken machen, wie glaubwürdiges Christsein aussehen kann… und ob unsere Mitmenschen dazu in unserem Alltag schon etwas sehen können…
Nach diesen einleitenden Gedanken folgt nun eine Gliederung dieser Predigt
Hauptteil
- Seid niemand etwas schuldig
- Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes
- Im Licht Leben
Schlussgedanke: …ein Zeugnis aus dem ersten Jahrhundert n. Chr.
Singen wir nun aus Lied 552 die erste Strophe
„HERR, halte mich nah bei Dir jeden Tag, dass ich nicht fallen und abirren mag. Wenn ich in Not oder Anfechtung bin, hilf, dass aus allem ich Gutes gewinn! HERR, mach aus mir ein Gefäß wie Du willst, lass alle sehen, dass Du mich erfüllst! Ehr mich zu lieben, dass jeder Dich sieht! Jesus, mein HERR, dies ist mein Gebet.“
Der Apostel Paulus hat uns dazu viel zum Thema „Glaubwürdiges Christentum“ zu sagen, es betrifft gerade auch mich und es fängt schon jetzt mit einer richtig ernstgemeinten Ermahnung an
Röm 13,8 Seid niemandem etwas schuldig…
Seid niemandem etwas schuldig… Was bedeutet das? Der Sinn erschließt sich uns, wenn wir den Textzusammenhang beachten, lesen wir dazu den Vers 7…
Röm 13,7 So gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt
Gott will es so…, auch wenn wir denken, dass unser Steuersystem total ungerecht ist, zumal unsere gewählten Politiker unsere Steuern anscheinend wieder mit vollen Händen herausschmeißen…, Milliarden von Euros, die vielleicht nicht korrekt eingesetzt sind… und wir sollen es da genau nehmen? Oder warum den teuren Handwerksmeister kommen lassen, das macht mir nach Feierabend ein lieber Freund zum halben Preis… Es bleibt dabei… Gott will es so…, und wenn Du anders handelst, bist Du in Gottes Augen ein Lügner und Dieb…Gott möchte, dass wir Ihm mit einem glaubwürdigem Leben ehren…
Röm 13,8 Seid niemandem etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.
Seid niemand etwas schuldig…! Um als Christ glaubwürdig zu leben, sollte ich auch ganz einfach Schulden vermeiden…, zum Beispiel auf dem Girokonto… Ich überziehe ganz gerne mal mein Konto für Dinge, die nicht unbedingt sein müssen… Beim Erwerb von Eigentum und Immobilien, da geht es oft nicht anders, aber hier ist dann auch ein Gegenwert da…
Urlaub auf Pump, Wohnungseinrichtung auf Pump? So sollte es nicht sein… In Gottes Augen ist das kein gutes Zeugnis…, abgesehen davon, dass bei Ratenkäufen hohe Zinsen zu bezahlen sind…
Und darüberhinaus gibt es einige christliche Werke, die mit ihrem finanziellen Latein oft am Ende sind, deren Konten regelmäßig überzogen sind…, und denen der HERR trotzdem immer wieder hilft, auch wenn sie hier kein gutes Zeugnis für ihren Herrn sind.
Dieses Wort muss ich mir selbst immer besser einprägen…
Röm 13,8 Seid niemandem etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.
Wir werden niemals sagen können: Ich habe genug geliebt… In der Liebe werden wir immer etwas schuldig bleiben, sei es in der Liebe zu den Verwandten, zu den Freunden und Bekannten. Wir werden niemals sagen können: Ich habe genug geliebt… Die Liebe kann nicht erfüllt werden, aber das Gesetz kann erfüllt werden durch die Liebe…, so hat es uns Jesus vorgemacht durch sein Leben und Sterben… Doch auch wir sollen gerne daran arbeiten, das Gesetz durch tätige Liebe zu erfüllen… Paulus begründet dies so
Röm 13,9 Denn was da gesagt ist (2. Mose 20,13-17): »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst 3. Mose 19,18: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.«
Paulus zitiert hier vier von den zehn Geboten. Nun gibt es immer wieder Menschen, die die Gottes Gebote nur als bloße Buchstaben behandeln. Als schriftlich genau fixierte Forderungen von Leistungen… Und dann erscheint ihnen das Gesetz als erfüllbar… So dachte auch in früheren Zeiten der Paulus, als er noch Saulus genannt wurde… Er schreibt, er sei
Phil 3,6 nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeinde, nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig gewesen.
Phil 3,7 Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet.
Wenn wir die Gebote Gottes nur buchstäblich anwenden, dann scheinen sie erfüllbar zu sein…, doch das ist unmöglich. Das Gesetz ist kein bloßer Buchstabe… Das Gesetz ist der vollkommene Maßstab Gottes, ein Urmeter…, und dieser Maßstab verlangt nicht nur das komplette Vermeiden böser Taten, sondern das Gesetz verlangt darüber hinaus, dass wir etwas Besonderes tun… nämlich lieben!
Röm 13,10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.
Deshalb konnte der bekannte christliche Kirchenlehrer Augustinus im vierten Jahrhundert sagen: Liebe, und dann tue, was Du willst!
Paulus schreibt, dass wir diese Liebe letztlich immer wieder schuldig bleiben, auch wenn wir vielleicht einige Paragraphen des Gesetzes erfüllt haben, eben weil wir ja noch keine Bank ausgeraubt haben oder jemanden umgebracht haben… Doch Gott sei Dank brauchen wir Gottes vollkommenen Maßstab, dieses Gesetz, nicht halten, denn einer konnte es, es gab jemand, der es konnte! Jesus sagt von sich
Mt 5,17 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.
Und wie hat Jesus das Gesetz erfüllt? Indem er niemand umbringt, indem er nicht stiehlt? Nein, so hat Jesus das Gesetz nicht erfüllt, indem Er bestimmte Dinge vermeidet. Jesus erfüllte das Gesetz nicht durch das, was er nicht tat, sondern durch das, was Er tat. Jesus erfüllte das Gesetz aktiv, indem er ein Leben vollkommener Liebe auf dieser Erde lebte. Deshalb lesen wir in
Röm 10,4 Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht.
So ist Jesus auch das Ende meiner Gesetzlichkeit. Wenn wir an Ihn glauben, dann sind wir gerecht, dann müssen wir das Gesetz nicht mehr erfüllen, dann wissen wir, dass wir dieses Gesetz auch gar nicht erfüllen können. Das Gesetz kommt dann in uns zur Erfüllung, weil Jesus in uns lebt und Er es bereits für uns erfüllt hat!
Singen wir nun aus Lied 552 die zweite Strophe:
„Gib mir in Schwachheit die Kraft, treu zu sein, in allen Zweifeln den Glauben, der rein! Schenk mir Dein Licht, wo mein Weg verkehrt und selbst im Dunkel ein Lied, das Dich ehrt. HERR, mach aus mir ein Gefäß wie Du willst, lass alle sehen, dass Du mich erfüllst! Ehr mich zu lieben, dass jeder Dich sieht! Jesus, mein HERR, dies ist mein Gebet.“
Röm 13,11 Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.
Röm 13,12 Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen.
Wache Christen sollten eigentlich die Zeit erkennen, in der sie leben… Die Bibel nennt diese Zeit zwischen den damaligen Pfingstereignissen und der noch bevorstehenden Entrückung der Gemeinde Endzeit, die Zeit bis zum Ende…, das Ende ist nahe, das Ende der Welt, oder, wie hier
Röm 13,12 Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen
Seit der Auferstehung von Jesus, seit Pfingsten, leben wir bereits in der Endzeit. Und dieser Zeitraum ist auch gleichzeitig die Epoche der Gemeinde, in der Jesus aus allen Völkern Menschen für seine Gemeinde erlöst und errettet. Diese Zeitspanne wird auch Tag des Heils genannt, oder auch Zeit der Gnade, eine Zeit, in der die Türen des Himmels weit offen stehen. Das ist die Zeit, in der wir heute noch leben, in der Gott in Seiner Liebe zu uns immer noch Menschen heraus rettet hinein in Sein himmlisches Reich. Diese Gnadenzeit wird aber enden, nicht mit einer gewaltigen geistlichen weltweiten Erweckung, so wie es sich heute einige Prediger erhoffen, sondern mit einem großen geistlich-moralischen Abfall.
Röm 13,12 Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen
Es wird nicht heller, es wird dunkler in dieser Welt… Die Technik entwickelt sich aufwärts, aber geistlich und moralisch geht es abwärts mit dieser Welt. Wir brauchen nur mit offenen Augen die Zeitung zu lesen… Alkohol, Drogen, Gewalt, Kinderpornographie, Abtreibung, Esoterik, Okkultismus, Kriminalität, Egoismus, öffentlicher Sex, auch auf vielen Zeitschriftentiteln bei dem Kiosk um die Ecke und immer mehr kaputte Beziehungen…. Die Nacht ist vorgerückt. Weil die Gesetzlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe der meisten erkalten, es wird immer kälter…
Was sollen wir Christen da tun? Über diese bösen Leute schimpfen? Über diese böse Endzeit jammern? Nein, davon schreibt Paulus nichts… Was sollen wir tun? Wir sollen lieben…! Wir sollen lieben, solange wir noch lieben können. Es wird die Zeit kommen, in der das nicht mehr geht… Je kälter es in dieser Welt wird, desto wärmer soll es in den Gemeinden werden. Wenn unser Gemeindeklima so ähnlich ist wie das Betriebsklima in manchen Firmen und Konzernen heutzutage, dann hat unser Salz seine Salzkraft verloren. Dann unterscheidet uns äußerlich nicht mehr viel von dieser Welt. Lasst uns aufwachen vom Schlaf und in der Liebe Christi handeln, auch wenn wir vielleicht vor wichtigen Prüfungen stehen, wie diese Schüler aus unserer Eingangsgeschichte…, die eben nur, leicht nachvollziehbar, egoistisch an ihre Prüfungen gedacht haben…
Röm 13,12 ..So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.
Röm 13,13 Lasst uns ehrbar leben wie am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Hader und Eifersucht;
Röm 13,14 sondern zieht an den Herrn Jesus Christus und sorgt für den Leib nicht so, dass ihr den Begierden verfallt.
Der bekannte Bibellehrer William Mc Donald bemerkt dazu: „Man beachte, dass es hier im wesentlichen um unser praktisches Christsein geht… Weil wir Kinder des Tages sind, sollen wir als Söhne des Lichtes wandeln. Was hat ein Christ bei wilden Partys, Trinkgelagen, Sexorgien und bei Ausschweifungen aller Art zu suchen?“ Das Zitat ist bereits über zwanzig Jahre alt. Heute würde Mc Donald bestimmt noch ergänzen: Oder auf bestimmten Internetseiten…?
Was hat ein Christ mit Neid und Gezänk, Hader und Eifersucht zu tun? Gar nichts… Das Beste, was wir tun können, ist…
Röm 13,14 …sondern zieht an den Herrn Jesus Christus und sorgt für den Leib nicht so, dass ihr den Begierden verfallt.
Das heißt ganz praktisch, kurz gesagt, dass uns Jesus immer mehr zum Vorbild werden soll… Zieht den HERRN Jesus an, und unser Christsein wird glaubwürdig. Zweitens sollten wir auch nicht Vorsorge für das Fleisch treffen, damit nicht Begierden in uns wachwerden… Wie kann ich das bloß erklären, wo ich doch selbst hier immer wieder angefochten bin? Ich wäre vielleicht unglaubwürdig. Deshalb lasse ich hier auch viel lieber wieder William Mc Donald zu Worte kommen:
„Das Fleisch ist hier unsere alte und verdorbene Natur, sie schreit ständig danach, mit Komfort, Luxus, unzüchtigen sexuellen Lüsten, leeren Vergnügungen, weltlichen Freuden, Zerstreuungen und allen Gütern dieser Erde verwöhnt zu werden. Wir treiben dann Vorsorge für das Fleisch, wenn wir uns Dinge anschaffen, die uns in Versuchung bringen, wenn wir es uns leicht machen, zu sündigen und wenn wir dem Irdischen eine höhere Priorität einräumen als dem Geistlichen. Wir sollten das Fleisch nicht im Geringsten verwöhnen!“
Das sitzt, das sind wieder zentnerschwere Sätze, die mich treffen… Sind es Sätze eines vielleicht in Ehren ergrauten, etwas älteren und vielleicht lebenssatten Evangelisten? Darf ich mich als Christ nicht verwöhnen oder Freude an vielen schönen Dingen habe, die diese Welt bietet? Wir haben darüber in den vergangenen Bibelstunden geredet. Oder stellt sich Jesus wirklich so eine wirklich „weltferne Nachfolge“ vor? Dies redet jetzt ein ansonsten glücklicher Single, der gerne mit dem HERRN lebt und sich aber auch am liebsten selbst verwöhnt… dies redet jetzt wohl nicht der Heilige Geist in mir… Will mich da nicht Sein Guter Heiliger Geist etwa ermahnen?
Wir haben viel über glaubwürdiges Christentum im 3. Jahrtausend nachgedacht, im Gegensatz zu einem salzlosen, übel riechenden Christentum, welches keinen Menschen mehr hinter dem Ofen hervorlocken kann. Wisst ihr, wie der römische Geschichtsschreiber Aristades die Christen im ersten Jahrhundert in einem Brief an den damaligen römischen Kaiser beschrieb? Dieser Mann war kein Christ. Er war Geschichtsschreiber. Aber er hatte offensichtlich die damaligen Christen sehr genau beobachtet. Und dann schrieb er in jenem Brief an den Kaiser in Rom folgendes:
„Die Christen kennen Gott und vertrauen Ihm. Sie vergeben denen, die sie unterdrücken und machen sie zu ihren Freunden. Sie tun ihren Feinden Gutes. Ihre Frauen sind rein und ihre Töchter sind sittsam. Ihre Männer gehen keine unrechtmäßigen Ehen ein und enthalten sich aller Unreinheiten. Sie lieben einander. Sie retten die Waisen vor denen, die ihnen Gewalt antun. Sie weigern sich nicht, den Witwen zu helfen… Sie nehmen einen Fremden auf und freuen sich über ihn wie über einen wirklichen Bruder. Jeden morgen und zu jeder Stunde loben sie Gott für Seiner Güte. Aber sie reden nicht öffentlich über ihre guten Taten, sondern nehmen sich in Acht, damit sie von niemandem bemerkt werden. Das ist in der Tat ein neues Volk und es ist etwas Göttliches an ihnen.“
Das sagt ein Heide, ein römischer Geschichtsschreiber, über die ersten Christen. Das ist ihre Visitenkarte, das ist glaubwürdiges Christentum! Schenke uns doch der HERR, dass wir diesem Vorbild wieder näherkommen, dass Seine Worte und unsere Taten wieder mehr übereinstimmen, damit auch unsere kleinen alltäglichen Prüfungen, ob bei einer Abschlussklausur oder im praktischen alltäglichen Leben, wieder bestanden werden.
Amen!
Singen wir zum Schluss das Lied 203
„Ich brauch Dich allezeit, Du gnadenreicher HERR. Dein Name ist mein Hort, Dein Blut mein Freudenmeer. Ich brauch Dich, o ich brauch Dich, Jesus, ja ich brauch Dich! Ich muss Dich immer haben: HERR segne mich!
Ich brauch Dich allezeit, HERR Jesus, steh mir bei, dass ich bis in den Tod Dir bleibe stets getreu. Ich brauch Dich, o ich brauch Dich, Jesus, ja ich brauch Dich! Ich muss Dich immer haben: HERR segne mich!
Ich brauch Dich allezeit, in Freude und im Leid, Du bist mein Sonn und Schild jetzt und in Ewigkeit. Ich brauch Dich, o ich brauch Dich, Jesus, ja ich brauch Dich! Ich muss Dich immer haben: HERR segne mich!
Ich brauch Dich allezeit, führ mich nur, wie Du willst; ich harre Dein Wort, das Du ja ganz erfüllst. Ich brauch Dich, o ich brauch Dich, Jesus, ja ich brauch Dich! Ich muss Dich immer haben: HERR segne mich!
Ich brauch Dich allezeit, HERR Jesus, Gottes Sohn. Bei Dir ererb ich einst, des ew`gen Lebens Kron! Ich brauch Dich, o ich brauch Dich, Jesus, ja ich brauch Dich! Ich muss Dich immer haben: HERR segne mich!“