Predigt Jürgen vom 17. Mai 2009
Gebet
In einem ruhigen Wohnviertel einer größeren Stadt macht von heute auf morgen auf einmal ein schummriger Nachtclub auf. Mit der Ruhe in diesem Viertel ist es jetzt vorbei. Bis spät in die Nacht wird auf den Wegen rund um die Bar laut herumgealbert, gesungen und gelacht. Leichte Mädchen und schwere, oftmals betrunkene Männer bringen diesen Stadtteil immer mehr in Verruf…, aber die Bar floriert. Nun wollen endlich einmal engagierte Christen diesem Treiben einen Einhalt gebieten. Die Ältesten einer christlichen Gemeinde treffen sich daraufhin mit dem Nachtclubbesitzer, vielleicht ist ja irgendeine Einigung möglich? Doch es kommt zu keinem Kompromiss. Die Christen und der Nachtclubbesitzer verfluchen sich bald gegenseitig lautstark… Dabei bringen die Christen ihren Wunsch geräuschvoll zum Ausdruck, dass doch hoffentlich der HERR bald mit ihnen ein Einsehen habe und einen Blitz hinunter auf diese Bar schicken würde, der dann alles in Schutt und Asche legen solle.
Einige Wochen später kommt es dann tatsächlich zu einem schweren Gewitter und ein gewaltiger Blitz trifft diesen Nachtclub und zerstört dessen Einrichtung. Der Barbesitzer zieht nun vor Gericht und verklagt die Christen, sie hätten ja durch ihre Gebete diesen ganzen Schaden mit verursacht… Doch die Christen bestreiten diesen „Vorwurf“ und werden dann auch Mangels an Beweisen freigesprochen…!
Der vorsitzende Richter meint dazu nur lakonisch, es sei schon komisch, dass der Nachtclubbesitzer offensichtlich an Gebetserhörungen glaube, währenddessen die Christen diese Möglichkeit bestreiten…
Soweit unsere kleine Einführungsgeschichte zum heutigen Sonntag. Im liturgischen Kirchenjahr hat dieser Sonntag auch einen ganz besonderen Namen, nämlich „Rogate“, das heißt „betet“. Heute ist also eine besonders gute Gelegenheit, sich über das Beten Gedanken zu machen.
Bevor Jesus seinen Jüngern das „Vaterunser“ lehrte, fragte einer der Jünger unseren HERRN, siehe Lukas 11,1
„Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte.“
Wenn wir darum beten, „Herr, lehre uns beten“, dann müssen wir damit rechnen, dass uns der Herr zunächst in Nöte hineinschickt, denn in der Not lernen wir zunächst am besten Beten und Vertrauen. Dann erfahren wir am Besten, dass das Gebet vor allem für den Hilflosen da ist, für den Mühseligen und Beladenen!
Dazu noch eine kurze Geschichte:
„Während ein Techniker vom Störungsdienst das Telefon repariert, unterhalten sich im Arbeitszimmer des Pfarrers drei Geistliche über die richtige Gebetshaltung. Der eine meint, im Knien ließe es sich am besten beten, das wäre die einzige, richtige Haltung zu Gott. Der andere erklärt, dass er am besten im Stehen betet und dazu die Hände flehend zu Gott erhebt. Für den Dritten ist die richtige Gebetshaltung, auf dem Boden ausgestreckt vor Gott zu liegen. Da mischt sich der Fernmeldetechniker ein und sagt: Also, ich habe am besten gebetet, als ich einmal mit dem Kopf nach unten an einem Telefonmast hing!
Wir beten zu Gott, doch unsere Standartgebete verlaufen oft so automatisch, unsere Gedanken wandern dabei überall hin, nur nicht immer dorthin, wo sie eigentlich sein sollten, vor dem Thron Gottes. Wir bringen mechanisch unser kleines Gebet vor, denken kaum an das, was wir sagen, rasseln die Gebete herunter wie ein tibetanisches Gebetsrad. Solch ein Gebet ist unnütz, hat keine Vollmacht, ist Zeitverschwendung. Machen wir uns doch erst immer bewußt, dass wir vor dem Thron Gottes kommen, mit Gott sprechen wollen, bevor wir anfangen zu beten. Beten erscheint oft nur als eine Pflichtübung, ab und zu sogar eine sehr lästige Formsache, gerade dann, wenn wir müde sind, aber Gebet sollte eigentlich eine persönliche Audienz mit Jesus sein! Doch wie können wir vor Gottes Angesicht kommen, wie können wir absolut sicher sein, dass wir vor Gott stehen und wirklich mit Ihm sprechen? Die Antwort finden wir in der Schrift. Jesus Christus hat durch sein Opfer den Vorhang zum Heiligtum zerrissen, wir haben als wiedergeborene Christen durch das Blut Jesu die Freiheit zum Eingang in das Heiligtum (Hebr 10, 19). Durch das vergossene Blut Jesu kann selbst der größte Sünder, der auf Erden herumläuft und der sich von seiner Sünde abgewandt hat und sich zu Jesus Christus bekehrt hat, vor Gottes Angesicht kommen, jeden Tag des Jahres, jede Stunde, bei Tag oder Nacht.
Doch wie können wir zu einem intensiven und ernsthaften Gebet kommen?
In der Schrift lesen wir, siehe Römer 8, 26
„Der Geist Gottes kommt uns dabei zur Hilfe. Wir sind schwach und wissen nicht einmal, wie wir angemessen zu Gott beten sollen. Darum tritt der Geist bei Gott für uns ein mit einem Flehen, dass sich nicht mit Menschenworten ausdrücken lässt.“
Wie so manch einer frage auch ich mich, warum ich in meinem Leben als Christ nur so langsam vorankomme… Eine mögliche Antwortlautet: Weil das Gebet vernachlässigt wird!
„Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet!“ (Jak 4,2)
Uns geht es eigentlich immer noch viel zu gut… Wir leben in einer Zeit, in der nicht viel gebetet wird, wir leben in einer Zeit der Eile und Hetze… Und viele glauben auch nicht, dass ihr Gebet etwas bewirkt, was sonst nicht geschähe, wenn sie nicht beteten, so wie auch die Christen in unserer Anfangsgeschichte. Erst der Richter musste sie an Gebetserhörungen erinnern.
Ich glaube, dass der Teufel uns verspottet, wenn er sieht, wie wenig wir beten (können)… Vor einem Menschen, der wirklich an die Macht des Gebetes glaubt, vor solch einem Menschen zittern der Teufel und seine Dämonen wie eh und je…
„Widersteht dem Teufel, so flieht er vor Euch“… (1. Petrus 5,7 )
Das Gebet trägt aber nicht nur zu unserer persönlichen Heiligung bei, sondern durch das Gebet wird auch unser Alltag mit Gottes Kraft erfüllt. Lesen wir dazu aus Jesaja 40, 31
„Aber alle, die auf den HERRN vertrauen, bekommen immer wieder neue Kraft, es wachsen ihnen Flügel wie dem Adler. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und brechen nicht zusammen.“
Durch unser Gebet können wir also aus einer übernatürlichen Kraft heraus leben, aus der Kraft Gottes. Dann kann Jesus Christus in uns wirken, wir brauchen uns nicht mehr anstrengen! Der Erfolg des Gebets hängt nicht von der Kraft des Beters ab!
Gebet ist das Atemholen der Seele… Die Luft, die unsere Seele braucht, umgibt uns von allen Seiten. Gott umgibt uns mit Christus von allen Seiten mit seiner vollkommen ausreichenden Gnade. Wir brauchen nur unsere Seele zu öffnen. Wie die Luft still in uns hineingeht, wenn wir atmen, so geht Jesus still in unser Herz ein und tut dort seinen guten Dienst, gerade dann, wenn wir beten!
Nach diesen einleitenden Gedanken über Gebete möchte ich uns nun eine kurze Gliederung dieser Predigt geben.
B Hauptteil
- Wichtige Voraussetzungen für Gebetserhörungen
- Hindernisse von Gebetserhörungen
C Schlussgedanke – …der Geist des Gebetes
Singen wir nun dazu passend die 1. Strophe aus dem Lied 45:
„Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart. Ich geb mich hin dem freien Triebe, womit ich Wurm geliebet ward. Ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.“
Kommen wir zum ersten Hauptpunkt: Was sind die Voraussetzungen für Gebetserhörungen? Lesen wir dazu aus 1. Joh. 3,22
„Und was wir bitten, werden wir von Ihm empfangen, denn wir halten Seine Gebote und tun, was ihm gefällt!“
Erstaunlich ist, was Johannes hier von sich behauptet, nämlich: Und was wir bitten, werden wir von Ihm empfangen! Wie viele können von uns das gleiche sagen: „Was ich auch von Gott erbitte, das bekomme ich!“… Einige von uns können bestimmt behaupten: „Vieles von dem, was ich von Gott erbitte, bekomme ich…“ Andere könnten sagen: „Manches, von dem, was ich von Gott erbitte, bekomme ich“… und einige müssten vielleicht sagen: „Ich weiß von nichts, was ich von Gott erbeten und bekommen hätte!“ Aber Johannes sagt: „Was ich von Gott erbitte, bekomme ich!“
Nach Johannes aber müssen die Gläubigen, deren Gebete Gott immer erhört, zwei Bedingungen erfüllen. Die erste Bedingung lautet sinngemäß: Wir müssen dabei nach Seinen Geboten leben. Gott erhört die Gebete derer, die Seine Gebote halten, das heißt, die Sein Wort täglich betrachten, um Seinen Willen daraus zu erfahren… Und wenn sie Seinen Willen entdeckt haben, ihn dann auch tun! Gottes Gebetserhörungen beruhen auf Gegenseitigkeit! Er möchte, dass wir auf sein Wort hören, ehe Er auf unsere Gebete hört. Wenn wir ein scharfes Ohr für Gottes Gebote haben, dann wird Gott auch ein scharfes Ohr für unsere Gebete haben.
Lesen wir nun aus Johannes 15, 7
„Wenn Ihr in mir bleibt und meine Worte in Euch bleiben, könnt Ihr bitten, was Ihr wollt, und ihr werdet es bekommen“
Auch hier sagt uns der Herr Jesus, dass es auch nötig ist, dass Seine Worte in uns bleiben, wenn wir bekommen wollen, worum wir bitten. Damit Christi Worte in uns bleiben, müssen wir diese Worte lesen und studieren, oder? So können wir durch die ganze Bibel gehen und die Feststellung machen, dass jede Verheißung Gottes, unsere Gebete zu erhören, denen gilt, die fleißig sein Wort lesen, um Seinen Willen zu erkennen, und ihn auch tun. Dann sind uns erst Gebetserhörungen verheißen!
Nun hat es Gott nicht als notwendig empfunden, unseren ganzen Lebenswandel streng zu reglementieren, uns vorzuschreiben, was wir als erlöste Christen zu tun oder zu lassen haben, Gott sei Dank! Wir leben nicht mehr unter dem Gesetz, sondern Jesus ist die Erfüllung des Gesetzes, er hat uns zur ganzen Freiheit der Kinder Gottes berufen. Doch wo stoßen wir da mit unserer Freiheit an unsere Grenzen? Je mehr wir Gottes Wort lesen, desto vertrauter werden wir mit Gottes Wort, desto vertrauter werden wir mit Gottes Plänen für uns. So erhofft sich Gott von uns, dass wir aus seinem Wort heraus so mit Ihm vertraut werden, dass wir wissen, was Ihm gefallen und was Ihm nicht gefallen würde.
„So setzen wir uns zum Ziel, Ihm zu gefallen“ (nach 2. Korinther, 5,9).
Es gibt sicherlich einige sogenannte Grauzonen in Gottes Wort, in denen nicht klar geregelt ist, ob ich dies oder jenes machen kann oder lieber nicht tun sollte. Denken wir daran: Wir wollen Gott gefallen! Lesen wir dazu noch Matthäus 6, Vers 33
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit, so wird Euch das alles zufallen“
Wenn wir in allem als erstes nach Gottes Reich und Seiner Gerechtigkeit trachten, dann werden uns auch so viele Gebetserhörungen zufallen!
Singen wir nun die 2. Strophe aus Lied 45
„Wie bist Du mir so zart gewogen, wie sehnet sich Dein Herz nach mir! Durch Deine Liebe sanft und tief gezogen, neigt sich mein Alles auch zu Dir. O traute Liebe, Du, mein Leben, hast Dich für mich ganz hingegeben.“
Eine weitere Voraussetzung für Gebetserhörungen ist das Gebet im Glauben an die Gebetserhörung. Hierzu wieder eine kleine Geschichte…:
„Es hatte lange nicht geregnet. Die Ernte auf den Feldern drohte zu verdorren. Die Gemeinde wurde zu einem Bittgottesdienst um Regen eingeladen. Die Not trieb viele zum Beten, und die Kirche füllte sich mittags um 2 Uhr in der glühenden Hitze eines Sommersonntages. Auch ein kleiner, fünfjähriger Junge kam und brachte seinen Regenschirm mit. „Was willst Du denn mit dem Schirm?“ fragte ihn streng der Küster an der Tür. „Es ist doch Bittgottesdienst für den Regen“, sagte der Junge, und wenn es dann auf dem Heimweg regnet, hab ich den Schirm.“
Beten, das sind nicht nur Worte, sondern das ist auch ein Handeln im Glauben. Gebete sind nicht nur ein Mundwerk, sondern sie sind auch Handwerk von Christen. Lesen wir dazu 1. Johannes 5,14-15
„Und das ist die Zuversicht, die wir zu Gott haben: Wenn wir um etwas bitten nach Seinem Willen, so hört er uns. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, worum wir auch bitten, so wissen wir, dass wir erhalten, was wir von Ihm erbeten haben.“
Wir lesen hier, dass Beter nicht nur bekommen, worum sie bitten, sondern auch schon vorher wissen, dass Gott ihr Gebet erhört und ihnen gewährt hat worum sie bitten. Wem gilt diese Verheißung? Im unmittelbar vorhergehenden Vers 1. Johannes 5,13 heißt es:
„Das habe ich Euch geschrieben, damit Ihr wisst, dass Ihr das ewige Leben habt, die Ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.“
Den Menschen, die an Jesus glauben, die Jesus als ihren persönlichen Heiland angenommen haben, ihnen gilt diese Verheißung! Doch wie müssen wir beten, damit wir wissen, dass Gott unsere Gebete hört und uns gibt, worum wir bitten? Dann müssen wir „nach Seinem Willen“ bitten….
Wenn ein Schüler um eine gute Note bittet, dabei aber überhaupt nicht lernt und sich nicht anstrengt, dann wird es wohl auch nicht Gottes Willen sein, das Gebet um eine gute Note zu erhören. Doch wie können wir Gottes Willen erkennen? Gottes Willen können wir für uns erkennen, wenn wir Sein Wort regelmäßig lesen und so Seinen Verheißungen auch Glauben schenken. Einer der größten Männer des Gebets im letzten Jahrhundert war Georg Müller aus Bristol, der Vater der Waisenkinder, wie er auch genannt wird. Durch Gebet erhielt Georg Müller in den letzten sechzig Jahren seines Lebens, er wurde etwa 92 Jahre alt, den englischen Gegenwert von etwa 15 Millionen Euro. Aber Georg Müller betete nie nur um eine Sache, weil er sie haben wollte oder weil er dachte, sie sei für Gottes Werk nötig. Wenn es ihm aufs Herz gelegt wurde, um etwas zu beten, suchte er in der Schrift, ob es eine Verheißung für diesen Fall gab. Manchmal suchte er so tagelang in der Schrift, ehe er seine Bitte vor Gott brachte. Und wenn er dann die Verheißung fand, dann legte er sie dem Herrn vor mit seiner aufgeschlagenen Bibel und deutete mit dem Finger darauf. So brachte er die Verheißung vor Gott und empfing, worum er betete. Müller betete mit der offenen Bibel vor sich. Beten kann also auch eine richtige schwere Arbeit sein. Um so beten zu können, müssen wir zuerst viel in unserer Bibel lesen, um die Verheißungen Gottes zu kennen – um dann Gott im Gebet an Seine Verheißungen zu erinnern!
Ein weiteres Merkmal für erhörliches Gebet ist sicherlich das Durchbeten! Wenn wir beten und das Erbetene nicht gleich das erste Mal bekommen, sollten wir noch einmal beten, und wenn wir es das zweite Mal nicht bekommen, sollten wir ein drittes Mal beten, und wenn wir es das Hundertstemal nicht empfangen, sollten wir weiterbeten, bis wir es empfangen! Wir sollten aber schon gründlich nachdenken, ehe wir etwas von Gott erbitten und sollten prüfen, ob das, worum wir bitten, nach Seinem Willen ist. Anhaltendes Gebet ist ein Ausdruck großen Glaubens. In Lukas 18, 1 – 8 lesen wir:
„Jesus sagte Ihnen aber ein Gleichnis davon, dass man allezeit beten und nicht nachlassen solle und sprach: Es war ein Richter in der Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen…“
Wir kennen alle das Gleichnis vom ungerechten Richter und der anhaltend betenden Witwe. Es zeigt uns, dass selbst ein ungerechter Richter anhaltenden Bitten nachgibt und gewährt, was er nicht gewähren wollte! Um wie vieles lieber will dann wohl unser HERR unsere Gebete hören und erhören?! Jesus möchte uns sicherlich erziehen, erziehen zur Ausdauer im Gebet und möchte uns so zu starken Männern und Frauen des Gebetes machen. Oft hören wir aber auf zu beten, wenn wir um eine Sache ein bis zweimal gebetet haben. Das Gebet wird nicht erhört, wir nennen das dann eine Fügung. Aber wie oft ist das dann keine Fügung in Gottes Willen sondern schlichtweg geistliche Faulheit. Aber wenn wir einmal angefangen haben, um eine Sache zu beten, sollten wir nicht eher aufhören, dafür zu beten, bis wir es empfangen oder bis Gott uns klarmacht, dass es nicht Sein Wille ist, es uns zu geben.
Als eine weitere wichtige Voraussetzung zu einem erhörlichem Gebet möchte ich das Beten zur Ehre Gottes nennen. Wir können um alles mögliche bitten, auch um Wunder, aber nicht um unser selbst willen, sondern um Jesus Willen, wenn nur Sein Name dabei verherrlicht wird. Wenn wir zum Beispiel um Gesundheit beten, vergessen wir nicht, auch zu sagen: Aber wenn es Deinen Namen mehr verherrlicht, dann lass mich krank bleiben, und gib mir die Kraft, Dich durch diese Krankheit zu verherrlichen. Ein hartes Gebet – wer möchte schon gerne krank bleiben? Das Gebet dient zur Verherrlichung Gottes!! Beten wir nicht um unseres eigenen Vorteils willen, um Erleichterung für uns, auch nicht, dass mein Wille hier geschehe, sondern nur darum, dass Jesu Namen in diesem Gebetsanliegen verherrlicht werde! Dabei können wir ruhig anhaltend und drängend beten.
Ein historisches Beispiel dazu. Luthers Freund Friedrich Myconius wurde im Jahre 1540 todkrank. Eines Nachts schrieb er Luther mit zitternder Hand ein herzliches Lebewohl. Als Luther den Brief bekam, schrieb er augenblicklich zurück: „Ich befehle Dir in Gottes Namen zu leben, denn ich brauche Dich dringend zur Kirchenreform…, der HERR lasse mich nicht hören, daß Du tot bist, sondern schaffe, daß Du mich überlebst! Darum bete ich, und das will ich, und mein Wille wird geschehen, weil ich nur Gottes Namen zu verherrlichen suche!“ Myconius hatte bereits die Sprache verloren, als Luthers Brief eintraf. Aber er wurde in kurzer Zeit vollkommen gesund und überlebte tatsächlich Luther um zwei Monate!
Aber es gibt natürlich auch Beispiele dafür, wie sich Gottes Name verherrlicht, wenn eben Gebete nicht erhört werden… So hatte der Apostel Paulus ein Leiden, welches ihm große Schwierigkeiten bei der Missionsarbeit machte. Er bat dreimal seinen HERRN, ihn von seinem Pfahl im Fleisch zu befreien. Paulus dachte auch, dass er Gott in seiner Missionsarbeit ohne „Pfahl im Fleisch“ besser verherrlichen könne. Aber Paulus behielt sein Leiden, er blieb demütig und war so jederzeit offen und empfänglich für Gottes Kraft.
Sogar Jesus sprach ein Gebet dreimal, welches der Vater im Himmel nicht erfüllte (Matth 26, 39 – 44)
„Vater, ist es möglich, so lass diesen Kelch an mir vorübergehen…“
Aber Jesus fügte auch hinzu:
„Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst!“
Singen wir nun die 3. Strophe
„Ich fühl`s, Du bist`s, Dich muß ich haben, ich fühl`s, ich muß für Dich nur sein. Nicht im Geschöpf, nicht in den Gaben, mein Ruhort ist in Dir allein. Hier ist die Ruh, hier ist Vergnügen, drum folg ich Deinen sel`gen Zügen.“
Die größte Sünde, aus der alle anderen Sünden resultieren, ist sicherlich die Vernachlässigung des Gebetes. Was habe ich nicht schon für Gebetserhörungen versäumt, die mir zugedacht waren…. Schauen wir uns einige Fehler an, die allgemein beim Beten gemacht werden können.
Oft denken wir, dass wir Gott helfen müssen, unser Gebet zu erfüllen. Zumindest meinen wir, dass wir Gott einen guten Vorschlag machen müssen, wie Er sich verhalten soll, damit Er das Gebet erhören kann, so nach dem Motto: Ich weiß, dass das schwierig ist, aber das könntest Du doch so oder so machen…“ Diese Gedankengänge machen unsere Gebete sehr unnötig anstrengend. Wir machen uns im Gebet über Schwierigkeiten der Gebetserhörung Gedanken, und das muss nicht sein. Jesus weiß, was Er zu tun hat. Er braucht hier unsere Hilfe nicht.
Aber es kann noch schlimmer kommen, denn wir benutzen das Gebet auch oft, um Gott zu kommandieren. Das Gebet ist nicht dazu da, unseren Einfluss auf Gott zu steigern und Zeit und Methode der Gebetserhörung möglichst selbst bestimmen. Uns geht es nicht schnell genug. Wir sind zu ungeduldig. Und wenn unser Gebet dann nach Wochen erhört wird, merken wir es oft gar nicht mehr und vergessen ganz einfach, Gott zu danken! Unser Gebet ist oft ein Kampf mit Gott. Wir wollen Gott davon überzeugen, dass wir richtig liegen, dass die Erhörung sofort kommen muss… und genauso, wie wir es uns gedacht haben. Dabei erhört Gott gerade in dem Augenblick, wo es uns und Seiner Sache am besten dient.
Betrachten wir einen weiteren wichtigen Hindernisgrund, es geht um unsere selbstsüchtige Absicht im Gebet. Wir bitten um unserer eigenen Befriedigung, nicht zur Ehre Gottes. Aber das Wort sagt uns:
„Ob Ihr nun esst oder trinkt oder was Ihr auch tut, das tut alles zur Ehre Gottes!“ (1. Kor. 10, 31)
Unser höchstes Motiv in unseren Gebeten sollte es sein, dass Gott durch die Erhörung unserer Gebete verherrlicht wird. Am Anfang meiner WDL – Zeit, vor etwa 15 Jahren, habe ich mal recht selbstsüchtig um ein Auto gebetet, so nach dem Motto, HERR, wenn Du mir ein Auto schenkst, dann möchte ich es nur ganz für Dich einsetzen, um dann auch jede Gemeindestunde zu besuchen Ich bekam ein Auto geschenkt, es war eine Spende für WDL-Mitarbeiter. Anfangs bin ich auch regelmäßig in die Gemeinde gefahren, auch zur Gebetsstunde, doch das ließ immer mehr nach. Ich gebrauchte das Auto immer mehr zu meinem eigenen Vergnügen, fuhr damit in Urlaub und dann schließlich sogar noch regelmäßig die 500 m zur Arbeit…, so faul und bequem war ich geworden. Mein Gebetsanliegen ist zwar zunächst erhört worden, aber ich habe das Auto dann nicht, wie versprochen, größtenteils zur Ehre Gottes eingesetzt sondern zu meiner eigenen Ehre und Bequemlichkeit. Die Folge davon war: Gott nahm mir mein Auto wieder weg, ich hatte einen Unfall mit Totalschaden, wie durch ein Wunder ist aber keiner der Unfallbeteiligten verletzt worden. Beten wir darum, dass durch die Gebetserhörung Gott verherrlicht werde und nicht unser eigenes dickes Ich…
Unser Herr Jesus nennt uns in Markus 11, 25 ein weiteres Hindernis des Gebetes:
„Und wenn Ihr steht und betet, so vergebet, wenn ihr etwas wider jemanden habt, auf das auch euer Vater im Himmel Euch vergebe Eure Übertretungen.“
Ich glaube, hier sehen wir eine der häufigsten Ursachen für nicht erhörte Gebete, nämlich die Bitterkeit in unserem Herzen gegen jemand, der uns Unrecht getan hat, von dem wir meinen, dass er uns Unrecht getan hat oder den wir ganz einfach nicht leiden können.
Ein weiteres Gebetshindernis liegt auch in unserem Geiz, in unserer mangelnden Gebebereitschaft. Lesen wir Sprüche 21, 13:
„Wer seine Ohren verstopft vor dem Schreien der Armen, der wird auch einst rufen und nicht erhört werden“
Nur ein fröhlicher Geber ist ein großer Beter. Von Georg Müller haben wir schon einiges gehört. Über 15 Millionen Euro hat er für seine Waisenhäuser zusammengebetet, nichts davon ist in seiner eigenen Tasche gelandet, er hat alles zur Ehre Gottes weitergegeben. Und als er im hohen Alter von ca 92 Jahren starb, hatte er gerade genug übrig, daß seine Beerdigungskosten bezahlt werden konnten. Die meisten von uns jedoch bitten und empfangen auch, aber vergessen dann, weiterzugeben… Ihnen entgeht so ein großer Segen, auch bin Form von Gebetserhörungen. Am Zehnten wird eben zu gerne gespart, Hauptsache, es bleibt genug übrig, für Freizeit und Hobbys, eben auch für Dinge, die nicht vorrangig Gott die Ehre geben. Wenn jeder entschiedene Christ ganz entschieden und gerne mindestens seinen Zehnten ganz entschieden für Mission geben würde, ich glaube, dann wäre diese Welt in kürzester Zeit durch evangelisiert, der Missionsauftrag so gut wie ausgeführt…
Jetzt habe ich Euch soviel erzählt, das kann man sich ja unmöglich alles merken beziehungsweise beherzigen. Zum Schluss deshalb, wie vorhin am Anfang, nochmals die ganz einfache Regel, die uns Paulus in Römer 8, 26 schenkt:
„Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sichs gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlicherm Seufzen.“
Fällt uns diese Gebetsarbeit schwer, bitten wir doch einfach Jesus um diesen Geist des Gebetes, den Heiligen Geist. Der Geist vertritt uns im Gebet beim Vater! Der Heilige Geist ordnet unsere Gebete, zeichnet sie sorgfältig auf und schickt sie uns zu gegebener Zeit als Gebetserhörungen zurück… Der Heilige Geist ist unser drahtloses
G – Netz! Der Heilige Geist kann uns dahin führen zu erkennen, dass das Beten, das Reden mit Gott, das Wichtigste ist, was wir tun können…, sogar noch wichtiger, als die Bibel zu lesen. Vor Erfindung des Buchdruckes durch Gutenberg hatte das gemeine Volk keine Bibeln, aber beten konnte es, wenn es wollte! Bitten wir deshalb Jesus, dass uns der Heilige Geist erhörliches Beten schenkt und lehrt, damit wir immer mehr in die Geheimnisse des Betens eingeführt werden können.
„HERR, lehre uns beten!“ (Lukas 11,1)
Amen!
Singen wir nun die letzte Strophe aus Lied 45:
„Herr Jesus, dass Dein Name bliebe, im Grunde tief gedrücket ein! Möcht Deine große Jesusliebe in Herz und Sinn gepräget sein! Im Wort, im Werk in allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen.“