Mit Niederlagen umgehen

Predigt Jürgen
Sonntag, den 9. Juli 2006
Mit Niederlagen umgehen

(Lebensbilder Judas Iskariot und Petrus sind teilweise wörtlich zitiert nach einer Vorlage von Wilfried Plock, „Toolbox Gemeindebau“, zu beziehen unter http://www.mediendienst.org)

Ich habe das Gefühl gehabt, als ob der letzte Mittwoch in Deutschland ein Volkstrauertag gewesen wäre.

Nachdem die deutsche Fußballnationalmannschaft im Viertelfinale Argentinien nach Elfmeterschießen besiegt hat, träumte fast ganz Deutschland vom Titel des Fußballweltmeisters… Die Bild Zeitung berichtete sogar von Gottes Eingreifen auf ihrer Titel – Schlagzeile: „Wir küssen unsere Hand Gottes – Lehmann hält zwei Elfer!“ Selbst Fußball – Muffel wie ich werden da euphorisch… Wir sind nicht nur Papst…, wir werden auch noch Weltmeister!

Und dann dieses verlorene Spiel gegen Italien… Aus der Traum… Wir haben verloren… Für viele Deutsche geht nicht nur ein Spiel verloren, sondern auch ihr Lebenssinn… Sie haben keine Hoffnung mehr! Aus und vorbei! Haben da die Christen nicht genug gebetet für einen deutschen WM – Sieg…, möchte man sich da fragen…???

Zu diesem Thema schreibt die Tageszeitung „Welt“ mit der Überschrift „Gemeine Gebete“ ganz ironisch – sarkastisch:

„Man darf durchaus für den WM – Erfolg der deutschen Fußball – Nationalmannschaft beten, hat ein hoher Kirchenmann gesagt. Doch dann rutschte mir dieser kleine, fiese Gedanke ins Gebet: „Lieber Gott, lass doch bitte die Brasilianer gegen Ghana verlieren.“ Wie unchristlich! Aber berechtigt: Mal angenommen, alle 82 Millionen Deutsche beten für den WM Sieg, und alle 185 Millionen Brasilianer machen das auch. Dann ist ja wohl klar, dass wir bei Gott wegen der großen Mehrheit der Brasilianer kaum Gehör finden. Die Statistik belegt diesen traurigen Umstand. Kein Land wurde so oft Weltmeister wie das betende Brasilien. Nicht auszudenken, wenn alle 1,3 Milliarden Chinesen anfangen, für den Titel zu beten. Die WM wäre für immer verloren. Gut, dass China bei dieser WM fehlt. Und noch gilt dieses Land offiziell als atheistisch. Gott sei Dank.“

So weit die Welt… Gott scheint die vielen Gebete gläubiger deutscher Fußballfans also nicht erhört zu haben…

Für viele von uns war der letzte Mittwoch ein Volkstrauertag… Als ob das Heil der Deutschen von einem verlorenen Weltmeistertitel abhängen würde… Der Radiosender Antenne Bayern verteilt im Rahmen einer genialen Marketingaktion unzählige Trostpflästerchen!

Und dann das Spiel um den dritten Platz gestern abend… Eine Hoffnung für Verlierertypen? Oder die endgültige Niederlage?

Wie gehe ich mit einer solchen Niederlage um? Gott sei Dank lässt uns Gottes Wort nicht alleine, wenn es um unsere persönlichen Niederlagen geht! Wie sehen dann da unsere Alternativen aus?

Ich möchte uns heute in Gottes Wort zwei Verlierer vorstellen. Einen absoluter Verlierer, es ist der Apostel Judas Iskariot, und einen Verlierer, der zu einem Gewinner geworden ist… es ist der uns wohlbekannte Apostel Petrus!

Singen wir nun die erste Strophe von Lied 250:

„O Gott, Dir sei Ehre, der großes getan. Du liebtest die Welt, nahmst der Sünder Dich an. Dein Sohn hat Sein Leben zum Opfer geweiht. Der Himmel steht offen zur ewigen Freud. Preist den HERRN. Preist den HERRN! Erde, hör diesen Schall! Preist den HERRN! Preist den HERRN! Völker, freuet Euch all! O kommt zu dem Vater, in Jesus wir nahn. Und gebt Ihm die Ehre, der Großes getan!“

Fangen wir mit unserem absoluten Verlierer an, es ist der Judas Iskariot. Judas ist auch einer von den Aposteln, die Jesus erwählt hat, siehe

Joh 6,70 Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel.
Joh 6,71 Er redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Der verriet ihn hernach und war einer der Zwölf.

Habe ich nicht Euch 12 erwählt, nicht nur 11? Jesus hat ganz bewusst auch den Verräter Judas Iskariot erwählt, er ist einer der zwölf!

Hier ist aber nicht die Rede von der Erwählung zur ewigen Seligkeit. Diese Erwählung meint nur, dass Jesus den Judas ganz bewusst in den Jüngerkreis gerufen hat.

Als Judas berufen wird, da ist er auch bereit, alles zu verlassen, Heimat, Beruf und Familie, um Jesus nachzufolgen! Das ist doch zunächst mal wirklich positiv! Da ist uns Judas auch ein Vorbild. Judas muss also bereits von Jesus begeistert und überzeugt sein, Seine Gnade geschmeckt haben, sonst wäre er nicht nachgefolgt!

Doch Judas ist ein Dieb, so stellt es Gottes Wort ganz einfach fest. Lesen wir dazu aus Joh 12,4 – 6

Joh 12,4 Da sprach einer seiner Jünger, Judas Iskariot, der ihn hernach verriet:
Joh 12,5 Warum ist dieses Öl nicht für dreihundert Silbergroschen verkauft worden und den Armen gegeben?
Joh 12,6 Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er war ein Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was gegeben war.

Wenn Judas andere Charakterzüge gehabt hätte, die Schrift hätte sie uns bestimmt mitgeteilt… Sein hervorstechender Charakterzug bleibt so nur seine diebische Neigung…, seine habgierige Geldliebe…

Wo ist meine schwache Seite, wo versucht der Teufel, immer wieder gegen mich anzurennen…???

Judas ist ein Dieb, doch er soll es nicht bleiben! Deshalb hat ihn Jesus in die Jüngerschaft gerufen…

Jesus sagt:

Lk 5,32 Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten.

Auch ich war und bin ein Sünder, auch mich hat Jesus gerufen… Wir dürfen zu Jesus kommen wie wir sind…, keiner muss sich da vorher erst hocharbeiten… Der HERR möchte uns verändern, auch unsere schlimmen Charaktereigenschaften!

„…sondern er war ein Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was gegeben war.“ (Joh 12,6)

Wie konnte Jesus nur so leichtsinnig sein und ihm dann die Jüngerkasse anvertrauen? Ist es nicht unverantwortlich, einem Dieb die Kasse anzuvertrauen?

Doch Jesus schenkt Judas Vertrauen, ganz bewusst, eine seelsorgerliche Therapie gewissermaßen, um ihn von seiner bösen Neigung zu heilen… Das Therapieziel ist die Bewährung… Judas soll lernen, mit Geld verantwortungsvoll umzugehen…, um sich dabei zu bewähren… Eine Resozialisierung ist das, wie sie auch bei vielen entlassenen Sträflingen durchgeführt wird… Das geht nicht am grünen Tisch, sondern nur in der Praxis, in der Bewährung… Und deshalb bekommt Judas die Kasse… Judas soll in der Nähe von Jesus seine hässliche Sünde ablegen…

Fällt es uns schwer, auf Sünden zu verzichten, wenn wir ganz in der Nähe von Jesus, mit unserem HERRN, leben?

Doch leider hat sich Judas nicht bewährt…
Den Jüngern geht es gut, sie erleiden mit Jesus keinen Mangel… Auch durch übernatürliche Wunder erleben sie immer wieder, wie Jesus sie so treu versorgt… Trotzdem lässt sich Judas nicht von seiner geldgierigen Habsucht lösen. Schritt für Schritt verstrickt er sich mehr in seiner Charakterschwäche… Da sind kleine Entwendungen aus der Jüngerkasse… Doch der Teufel will nicht nur unseren kleinen diebischen Finger, er will immer gleich unsere ganze Hand, unser ganzes Leben…

Judas wird immer unersättlicher. Unter dem Vorwand der Armenpflege heimst er heimlich Gelder in seine eigene Tasche…
Judas hört die besten Predigten, er hat den besten Seelsorger, den es jemals gegeben hat – und dennoch kommt er nicht los, weil er willentlich an dieser Sünde festhält… Erst wollen wir nicht mehr loslassen, dann können wir nicht mehr loslassen

Judas ist einer der zwölf Apostel. Er nimmt am Abendmahl unseres HERRN teil…, siehe

Joh 13,27 Und als der den Bissen nahm, fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald!

Der Satan hat schon vorher Zugang zu Judas gehabt, er hat einen Brückenkopf in ihm gebaut, sonst hätte er nicht vollends in ihn fahren können. Ein Brückenkopf ist ein militärischer Fachausdruck. Wer einen Brückenkopf hat, der kann immer mehr Nachschub ins Feindesland hineinbringen… Ohne Brückenkopf geht nichts, der Fluss ist sonst zu breit… Seine diebische Geldgier ist der teuflische Brückenkopf, über diesen Kanal kann der Teufel immer mehr Einfluss auf Judas gewinnen…, schließlich seine Seele ganz übernehmen…

Doch Jesus gibt den armen Judas nicht auf! Wie tröstlich!

Er liebt ihn bis an sein bitteres Ende… Die Liebe ist langmütig…, das sehen wir hier bei unserem HERRN! Jesus wäscht seinem Verräter auch noch die Füße…, siehe Johannes 13…!

Lesen wir weiter, in Johannes 13

Joh 13,26 Jesus antwortete: Der ist’s, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot.

Jesus ehrt den Judas, indem Er ihm den Bissen zuerst gibt… Jesus ringt um Judas…

Judas weiß jetzt: Der HERR hat mich durchschaut… Er weiß, was ich alles getan habe…
Wir treffen Judas wieder, im Garten Gethsemane… Judas ist dabei, Jesus zu verraten… Jesus wird dabei gefangengenommen…

Mt 26,50 Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, dazu bist du gekommen? Da traten sie heran und legten Hand an Jesus und ergriffen ihn.

Judas der Verräter… Er hat den Ort verraten, an dem sich Jesus aufhält… Alles andere haben ja seine Häscher schon gewusst…

Mein Freund…, sagt Jesus zu Judas. Das ist ungeheuchelte Feindesliebe…! Das muss den Judas getroffen haben…

Ein inniger Bruderkuss, ein Kuss der Liebe und Freundschaft… verrät Jesus, siehe

Mt 26,49 Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi! und küßte ihn.

Dreissig Silberlinge, sein Verräterlohn, sind Judas wertvoller, als all die Liebe, Gnade und Verheißungen von Jesus die auch Judas erlebt hat…

Josef wurde von seinen Brüdern um zwanzig Silberlinge verkauft, interessanterweise auch von Juda, siehe 1. Mose! Inflation gibt es also auch schon in der biblischen Geschichte…

Lesen wir diese tragische Geschichte weiter aus Gottes Wort…

Mt 27,1 Am Morgen aber fassten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes den Beschluss über Jesus, ihn zu töten,
Mt 27,2 und sie banden ihn, führten ihn ab und überantworteten ihn dem Statthalter Pilatus.
Mt 27,3 Als Judas, der ihn verraten hatte, sah, dass er zum Tode verurteilt war, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück

Mt 27,4 und sprach: Ich habe Unrecht getan, dass ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht uns das an? Da sieh du zu!
Mt 27,5 Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ging fort und a erhängte sich.

Als Judas die Folgen seiner Tat sieht, erwacht er aus seiner Verblendung und erkennt die Furchtbarkeit seiner Tat. Er bringt seinen Judaslohn zu den Hohenpriestern und Ältesten zurück… und das Erstaunliche: Es kommt zu einem echten Sündenbekenntnis… Er bezeichnet seine Tat als falsch und zum anderen bezeugt er die Unschuld Christi…. Am liebsten würde er alles rückgängig machen…
Doch die Ältesten und Hohenpriester reagieren ganz unseelsorgerlich und brutal … Was geht uns das an? Die obersten Seelsorger eines frommen Volkes, die Hohenpriester und Ältesten, können einem von Schuld geplagten Gewissen nicht den Weg zum Frieden zeigen…, das ist so tragisch…!

Können wir unseren Nächsten den Weg zum Frieden zeigen, den Weg zu Jesus, wenn sie mit ihrem Leben nicht mehr fertig werden? Dazu braucht es keine ausgebildeten Theologen und Pfarrer, das sollten auch wir können…, die wir unseren HERRN kennen…

Nachdem ihm die Hohenpriester und Ältesten nicht helfen wollen oder können, wird Judas von seinem verzweifelten Gewissen in den Tod getrieben…, er erhängt sich, vielleicht am Rande eines Abgrundes…, denn dabei reißt sein Strick, oder der Ast bricht ab und seine Eingeweide quellen heraus…

Der Teufel verspricht viel, hält wenig und fordert am Ende alles. Das ist immer wieder dasselbe.

Warum fand Judas nach seiner Niederlage, nach seinem Verrat, nicht mehr zurück? Er zeigte doch Reue und legte ein Schuldbekenntnis vor den Menschen ab… er will seine Schuld doch wieder gutmachen, warum wird er nicht frei von der Last seiner Sünde?

Judas ist zu den falschen Menschen gegangen… Er hätte zu Jesus gehen müssen… Der HERR lebt noch zu dieser Stunde, es war früh am morgen. Judas, der Name bedeutet Lobpreis Gottes, hätte zum Kreuz hinlaufen müssen, dort hätte er Gnade, Glauben und Vergebung empfangen können…

Das ist eine tiefe Tragik, wenn Menschen ihre Schuld bereuen wollen und dabei nicht wissen, wohin damit… Dann können sie keine Gnade und Vergebung finden… Nur Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben… Nur bei Jesus am Kreuz ist ein echter Neuanfang möglich, das hat auch Judas Iskariot nicht wahrhaben wollen…

Das Leben des Judas ist der Inbegriff für ein verfehltes Leben!

Judas mahnt uns vor festgehaltener Sünde in unserem Leben… Unser Gebet sollte sein, dass uns der HERR einen Hass schenkt auch gegen unsere Lieblingssünden… Sünden, so sagte mal jemand, sind ätzender als Salzsäure und tödlicher als Zyankali… Wie gut, dass wir immer wieder zu unserem HERRN zurückkehren können mit all unserer Sündenlast, wie gut, dass Er uns bereits freigesprochen hat und uns rein gemacht hat!

Martin Luther hat diese Tatsache in einer Predigt so treffend ausgedrückt: Mir ist`s wegen angeborener Bosheit und Schwachheit bisher unmöglich gewesen, den Anforderungen Gottes zu genügen. Wenn ich nicht glauben darf, dass Gott mir um Christi Willen das täglich beweinte Zurückbleiben vergeben hat, so ist`s aus mit mir, so muss ich verzweifeln… Aber das lass ich bleiben… Wie Judas an den Baum sich hängen, das tue ich nicht. Ich häng mich an den Hals Christi, und wenn ich noch schlechter bin als die Sünderin, ich halte meinen HERRN fest! Dann spricht Er zum Vater: Vater, dieses Anhängsel da, das muss auch durch. Er hat zwar nichts gehalten und alle Deine Gebote übertreten, aber er hat sich an mich gehangen. Vater, ich starb auch für ihn. Lass ihn durchschlüpfen… Das soll mein Glaube sein.

Köstlicher können wir das nicht sagen wie Luther… Nicht an den Baum hängen wollen wir uns wie Judas, sondern an den Hals unseres HERRN Jesu… Zwei Orte kennt die Sünde… Entweder sie hängt an unserem eigenen Hals und zieht uns ins Verderben oder sie liegt auf unserem HERRN Jesus. Und da dürfen wir all unsere Sünde hintragen…

Singen wir nun aus Lied 250 die zweite Strophe:

„O große Erlösung, erkauft durch sein Blut. Dem Sünder, der glaubt, kommt sie heute zugut. Die volle Vergebung wird jeden zuteil, der Jesus erfasset, das göttliche Heil. Preist den HERRN. Preist den HERRN! Erde, hör diesen Schall! Preist den HERRN! Preist den HERRN! Völker, freuet Euch all! O kommt zu dem Vater, in Jesus wir nahn. Und gebt Ihm die Ehre, der Großes getan!“

Kommen wir jetzt zu unserem Apostel Petrus. Im Gegensatz zu Judas hat er aus seinen Niederlagen das Entscheidende gelernt…

Mt 26,69 Petrus aber saß draußen im Hof; und es trat {eine} Magd zu ihm und sprach: Auch du warst mit Jesus, dem Galiläer.
Mt 26,70 Er aber leugnete vor allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst.
Mt 26,71 Als er aber in das Torgebäude hinausgegangen war, sah ihn eine andere; und sie spricht zu denen, die dort waren: Auch dieser war mit Jesus, dem Nazoräer1a.
Mt 26,72 Und wieder leugnete er mit einem Eid: Ich kenne den Menschen nicht!
Mt 26,73 Kurz nachher aber traten die Umstehenden herbei und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, auch du bist <einer> von ihnen, denn auch deine Sprache verrät dich.
Mt 26,74 Da fing er an, sich zu verwünschen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht! Und gleich darauf krähte der Hahn.
Mt 26,75 Und Petrus gedachte des Wortes Jesu, der gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnena. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.

Das diese Geschichte überhaupt in der Bibel steht, ist ein Beweis für die Wahrhaftigkeit und Echtheit der Heiligen Schrift. Die allermeisten kirchlichen und antiken Heldengeschichten berichten immer nur Gutes und Positives von ihren Hauptpersonen. In der Bibel finden wir die Menschen, wie sie es wirklich sind. Mit ihren Stärken, mit ihren Tugenden und Leistungen, mit ihrer Größe, aber auch mit ihrer Schwäche, mit ihrem Versagen und ihren dunklen Stunden…, mit ihren Gemeinheiten und Abgründen in ihren Herzen zeigt sie uns ein wirkliches Bild von diesen Menschen. So ist die Schrift. Von all ihren Glaubenshelden lesen wir nicht nur von ihren guten Seiten, sondern vor allem auch von ihren Schattenseiten. So können wir uns als Gläubige auch viel besser mit unseren biblischen Vorbildern identifizieren. Der König David und sein Ehebruch, das bin ja ich…, der verzagte und jammernde und vor Gott fliehende Jona, das bin ja ich…, und dann erst der Petrus, die Säule der Gemeinde, wie er unseren HERRN verleugnet…, das bin ja ich!

Spr 16,18 Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall.

Schauen wir uns dazu Lk 22,24 an, die Vorgeschichte…

Lk 22,24 Gespräche mit den Jüngern
Es erhob sich auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen als der Größte gelten solle.

Wer ist wohl der Größte? Das ist ein Abendmahlsgespräch unter den Jüngern… Jesus muss die Jünger belehren… Jesus spricht daraufhin auch den Petrus direkt an…

Lk 22,31 Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen.

Diese Gedanken, die jetzt in euch sind, nämlich dass ihr groß sein wollt, sind sehr gefährlich. Ihr seid hochmütig… Jesus spricht Petrus an… Du bist in großer Gefahr… der Teufel will Dich durch Stolz und Hochmut zu Fall bringen… Und dann sagt Jesus…

Lk 22,32 Ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.

Wenn wir vielleicht darüber nachdenken, warum dann Petrus nicht so endet wie Judas Iskariot, dann bestimmt deshalb…

„Ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre.“

Petrus erwidert, gut gemeint, aber voller Stolz und Selbstbewu0tsein…

Lk 22,33 Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.
Lk 22,34 Er aber sprach: Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.

Das ist die Vorgeschichte… Hochmut und Stolz… Hochmut macht blind für die Stärken der anderen aber auch für meine eigenen Schwächen… Ich bin verblendet, sehe meine Schwächen nicht mehr…
Petrus möchte der erste sein im Jüngerkreis, der Frömmste, der Beste, der Tapferste, der Treueste… Kennen wir nicht solche Gedanken auch manchmal so bei uns? Ich will der Frömmste sein in dieser Gemeinde…

Hier ist noch etwas ungebrochenes in Petrus…, sein dickes selbstbewusstes Ich, sein Egoismus… Das muss der HERR erst zerbrechen.

Lesen wir weiter aus
Mt 26,40 Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?

Mt 26,41 Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.

Petrus hat in dieser Stunde von Jesus größten Versuchungen geschlafen anstatt mit ihm zu beten… Petrus hat seine Schwäche nicht eingesehen, er ist blind dafür für seine Schwächen und fühlt sich so stolz und stark dabei in dieser gefährlichen Zeit…

Wie sieht es mit unserem Gebetsleben aus… Immer wenn wir uns stark fühlen, vernachlässigen wir doch meistens unser Gebet…
Und wenn wir in unseren Gebeten nachlassen, dann sind wir besonders gefährdet…

Welche Faktoren führen noch zur Verleugnung des Petrus?

Lesen wir weiter aus

Mt 26,58 Petrus aber folgte ihm von ferne bis zum Palast des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, um zu sehen, worauf es hinaus wollte.

…um zu sehen, worauf es hinaus wollte.
… Die anderen Jünger flohen in alle Himmelsrichtungen… Petrus folgte aus Neugier… „um zu sehen, worauf es hinaus wollte…

Neugier war sein Motiv…, nicht in erster Linie Treue zum HERRN…
Wie wird wohl alles weitergehen? Petrus aber folgte ihm von ferne…
Ist damit nicht nur dir räumliche Entfernung gemeint. Kommt da nicht auch eine innere Distanz zum HERRN zum Ausdruck?

Erkennen wir uns nicht auch da wieder? Unsere ganze Sehnsucht sollte es doch sein, mit dem HERRN so nahe wie möglich verbunden zu sein…

Petrus wagt sich nun an einen gefährlichen Ort … in den Garten des Hohepriesters, dort wo die Feinde unseres HERRN versammelt sind… da ist es kalt, und Petrus wärmt sich mit anderen am Kohlefeuer… Ein gefährlicher Ort für Petrus, hier kommt er ins Schleudern, ins Stolpern und ins Fallen…

Es gibt auch gefährliche Orte für uns, ein jeder kennt so seine eigenen gefährlichen Orte, um die wir einen großen Bogen machen sollten… Petrus wagt etwas, wofür er noch gar nicht reif ist…

Soweit zur Vorgeschichte dieser Verleugnung… Wir sehen, diese Niederlage des Petrus kommt nicht aus heiterem Himmel…

Jetzt schreitet Petrus zur Tat…, er verleugnet unseren HERRN

Lesen wir nach…

Mt 26,58 Petrus aber folgte ihm von ferne bis zum Palast des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, um zu sehen, worauf es hinaus wollte.
Mt 26,69 Die Verleugnung des Petrus
Petrus aber saß draußen im Hof; da trat eine Magd zu ihm und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus aus Galiläa.

Petrus verleugnet wegen einer kleinen, namenlosen und harmlosen Magd… das ist sein Stolperstein…, sein Brückenkopf. Wenn der Hohepriester gekommen wäre und ihn so gefragt hätte, hätte Petrus vielleicht voller Stolz mit ja geantwortet und vielleicht wieder sein Schwert gezogen…, hätte den Helden gespielt… Aber jetzt, bei solch einer unscheinbaren Magd… kommt er ins Stolpern…

Mt 26,70 Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst.

Die Verleugnung beginnt mit einer Lüge… und wird immer dramatischer, siehe Vers 72

Mt 26,71 Als er aber hinausging in die Torhalle, sah ihn eine andere und sprach zu denen, die da waren: Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth.
Mt 26,72 Und er leugnete abermals und schwor dazu: Ich kenne den Menschen nicht.

Petrus schwört einen Meineid, dass er Jesus nicht kennt, während zur gleichen Zeit Jesus beschwört, dass er der Sohn Gottes ist… Das ist so tragisch… Und dann, noch eine Steigerung…siehe Vers 74

Mt 26,73 Und nach einer kleinen Weile traten hinzu, die da standen, und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, du bist auch einer von denen, denn deine Sprache verrät dich.
Mt 26,74 Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht.

Lüge, Schwur und Selbstverfluchung… Eine Kettenreaktion der Sünde, aus einer Sogkraft heraus, die vom Teufel ausgeht…

Wo verleugnen wir? Schweigen wir vielleicht, wo wir reden sollten, zur Ehre Gottes etwas sagen sollten?
Schweigen wir aus Angst und Scham, wenn neben uns der Name Jesu verlästert wird?
Wo verleugnen wir? Wenn wir nur reden, aber vielleicht auch handeln sollten?

Und alsbald krähte der Hahn

Die Nachgeschichte der Verleugnung… fängt schon bei Vers 74 an….
…Und alsbald krähte der Hahn.
Wir können so froh sein, dass es hier nicht aufhört mit den bitteren Tränen des Petrus im Palast des Hohepriesters.

Mt 26,75 Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.

Es muss kein aufgeplusterter Gockelhahn sein, der uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt… Das kann ein unscheinbares Bibelwort sein, ein unbedeutender, aber lieber Bruder… Gott redet sogar auch schon mal durch Nichtchristen zu uns, um uns zu ermahnen, um uns zurückzuholen

Es beginnt mit dem Krähen des Hahnen

Lk 22,61 Und der Herr wandte sich und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.
Lk 22,62 Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.

Es ist die gleiche Geschichte, doch Lukas zeigt uns noch einen anderen Aspekt, den Matthäus nicht beschrieben hat…

Und der Herr wandte sich und sah Petrus an. (Lukas 22,61)

Offensichtlich sieht unser HERR Jesus unseren Petrus durch ein offenes Fenster im Hof … Es kommt zu einem Augenkontakt…

Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.

Dieser Blickkontakt ist so wichtig… Da schaut Jesus mit seinen sonnenklaren Augen, die Ewigkeit im Blick, in die Augen des Petrus… Es ist kein vernichtender Blick…, Petrus braucht nicht in den Boden zu versinken…. Es ist ein gnädiger Blick, ein Blick, der Petrus Hoffnung und Mut gemacht hat…

Wenn Jesus uns in unserer Sünde so anschaut, dann kommen uns die Tränen, dann bleibt eigentlich nur eins, Buße tun und umkehren zu unserem HERRN wie ein verlorener Sohn, der freudig wieder angenommen wird…

Lesen wir noch

Joh 21,15
Als sie nua Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebhabe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!
Joh 21,16 Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebhabe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!
Joh 21,17 Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er a zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, b du weißt, daß ich dich liebhabe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!

Dreimal hat Petrus seinen HERRN verleugnet, dreimal fragt ihn unser HERR deshalb, ob er ihn lieb habe. Eine liebevolle seelsorgerliche Bestätigung unseres HERRN Jesus ist das. Jesus weiß alles, Jesus kennt die Niederlage des Petrus, seine Verleugnung, Jesus weiß, das Petrus bittere Tränen der Buße geweint hat und Jesus bestätigt hier ebenfalls drei Mal den Auftrag, den Er Petrus gibt… Weide meine Schafe…! Du sollst weiter ein Menschenfischer bleiben… Das ist der große Unterschied zu Judas. Judas zeigte auch Reue, doch er ging nur zu Menschen… Petrus kommt dagegen zu Jesus zurück und wird von ihm wieder zurechtgebracht… Judas war abgefallen, Petrus ist zurückgefallen…, das ist der große Unterschied…

Petrus, mit all seinen Schwächen, das bin ich… Ich habe bereits genauso verleugnet wie er…, und auch ich darf immer wieder Gnade und Vergebung bei Ihm finden…, bei Ihm, nicht bei irgendwelchen Menschen oder Philosophien…

Röm 5,20 Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden…

Ich hoffe, dass der HERR bei uns nicht nur immer wieder unsere Niederlagen sieht, sondern auch unsere Tränen der Buße, auch unser Zurechtbringen und unser neues Vorangehen für Seinen Dienst, wie bei Petrus. Dann kann uns auch eine verlorene Fußball -Weltmeisterschaft nicht mehr umhauen…

Amen!

Singen wir nun aus Lied 250 die letzte Strophe:
„Wie groß ist sein Lieben! Wie groß ist sein Tun! Wie gro0 unsere Freude, in Christus zu ruhen! Doch größer und reiner und höher wird’s sein, wenn jubelnd und schauend wir droben ziehn ein. Preist den HERRN. Preist den HERRN! Erde, hör diesen Schall! Preist den HERRN! Preist den HERRN! Völker, freuet Euch all! O kommt zu dem Vater, in Jesus wir nahn. Und gebt Ihm die Ehre, der Großes getan!“