Die Gemeinde Thyatira

                                            Die Gemeinde Thyatira

                                             Offenbarung 2, 18 – 29

                                  Predigt Jürgen vom 20. Oktober 1996

 

Eine alte Anekdote erzählt, der Teufel habe sich in Wittenberg vor dem Hause Martin Luthers aufgebaut und drohend zum Fenster, aus dem der Reformator gerade herausschaute, emporgerufen: „Wohnt der Doktor Luther hier?“ – Darauf kam aus Luthers Mund die Antwort: „Nein, der ist schon lange tot, hier wohnt jetzt der Herr Jesus Christus!“ Was blieb dem Teufel übrig, als erschrocken den Schwanz einzuziehen und sich davonzumachen…

 

Auch heute wollen wir wieder eine der sieben Gemeinden in den Sendschreiben besuchen. Wir sind ja mittlerweile einiges gewöhnt, uns kann da so leicht nichts mehr erschüttern. Wenn ich da an Laodicäa, Ephesus, Smyrna und an Pergamon zurückdenke, muß ich sagen, habe ich mich da nirgendwo so richtig zu Hause gefühlt. Und auch heute wird unsere Reise garantiert wieder nicht zu einem reinen Vergnügungstrip. Legen wir deshalb wieder, als nicht nur wetterfeste Bekleidung, die Waffenrüstung Gottes an. Der Feind erwartet uns schon. Aber auch liebenswerte Geschwister freuen sich auf unseren Besuch. Einen kleinen Vorgeschmack von dem, was uns hier erwartet, haben wir soeben schon miterlebt. Hier konnte unser Freund Martin Luther dem verschlagenem Teufel wortgewaltig Antwort geben und diesen Angriff abwehren. Aber leider ist solch ein Sieg in dieser Gemeinde eher die Ausnahme. Die meisten Gemeindemitglieder sind nämlich bereits fest in den Händen teuflischer Irrlehren. Nehmen wir uns also in Acht! Hier wohnt zwar auch noch Jesus Christus, aber der Teufel ist bereits in die meisten Wohnungen eingezogen! Doch keine Sorge, wir werden auf jeden Fall wieder gestärkt und munter in unsere  „Philadelphiagemeinde“ Wolfratshausen zurückkehren, nachdem wir die Gemeinde in  – Thyatira – besucht und besichtigt haben. Doch jetzt muß ich mich fragen: Leben wir eigentlich wirklich in Philadelphia? Am Ende dieser Predigt will ich gerne noch etwas über diesen unseren Anspruch nachdenken. Doch jetzt kann die Reise losgehen, lesen wir aus Offenbarung 2 die Verse 18 bis 29!

 

„18 Und dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen, und seine Füße sind wie Golderz: 19 Ich kenne Deine Werke und Deine Liebe und Deinen Glauben und Deinen Dienst und Deine Geduld und weiß, daß Deine letzten Werke zahlreicher sind als Deine ersten. 20 Aber ich habe gegen Dich, daß Du Isebel duldest, diese Frau, die sagt, sie sei eine Prophetin, und lehrt und verführt meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzenopferfleisch zu essen. 21 Und ich habe ihr Zeit gegeben, Buße zu tun, und sie will sich nicht bekehren von ihrer Hurerei. 22 Siehe, ich werfe sie aufs Bett, und die mit ihr die Ehe gebrochen haben in große Trübsal, wenn sie sich nicht bekehren von ihren Werken, 23 und ihre Kinder will ich mit dem Tode schlagen. Und alle Gemeinden sollen erkennen, daß Ich es bin, der die Nieren und Herzen erforscht, und ich werde geben einem jeden von Euch nach Euren Werken. 24 Euch aber sage ich, den anderen in Thyatira, die solche Lehre nicht haben und nicht erkannt haben die Tiefen des Satans, wie sie sagen: Ich will nicht noch eine Last auf Euch werfen; 25 doch das, was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme. 26 Und wer überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden, 27 und er soll sie weiden mit eisernem Stabe, und wie die Gefäße eines Töpfers soll er sie zerschmeißen, 28 wie auch ich Macht empfangen habe von meinem Vater; und ich will ihm geben den Morgenstern. 29 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“

 

Jetzt sind wir angekommen! Thyatira ist eine relativ kleine Handels- und Industriestadt und liegt auch wieder in der heutigen Türkei. Obwohl sie nicht berühmt ist, ist sie wichtig wegen ihres Handels mit Wolle, Leinen, Kleidung, Purpurtüchern, Lederwerk, Gerbereien und ausgezeichnetem Bronzewerk. Handelsgilden und Zünfte spielen eine wichtige Rolle in dem sozialen, politischen, wirtschaftlichen und religiösen Leben. Jede Gilde hat einen eigenen Schutzpatron und eigene Feste. Es ist fast unmöglich, ohne Mitgliedschaft in einer diesen Zünfte geschäftlichen Erfolg zu haben. Für Gläubige ergibt sich daraus ein großes Problem, denn bei den Zusammenkünften der Zünfte herrschen heidnische Bräuche und Sittenlosigkeit. In Thyatira gibt es auch einen Tempel für Wahrsager. Diese Stadt ist, menschlich gesehen, eine der unbedeutendsten Städte der sieben Sendschreiben.

 

Thyatira als Name bedeutet „fortgesetztes oder beständiges Opfer„. So wird dieser Name zu einer passenden Beschreibung des finsteren Mittelalters. Aus prophetisch – endzeitlicher Sichtweise läßt sich diese Gemeindeform auf die Jahre 590 n. Chr., dem Ende des konstantinischen Zeitalters bis zum Jahre 1517 n. Chr., dem Beginn der Reformation, einordnen. Es ist nicht schwer zu erraten, Parallelen hin zur römisch – katholischen Kirche werden deutlich, doch hierzu möchte ich an anderer Stelle mehr sagen.

 

Der Brief an Thyatira ist besonders auffällig durch den scharfen Gegensatz zwischen Lob und Tadel und auch durch seine Länge, er ist der längste Brief der Sendschreiben.

 

Nach diesen einleitenden Gedanken nun ein kurzes Besichtigungsprogramm. Uns erwartet heute

 

 

B Thyatira – eine gespaltene Gemeinde

 

  1  Jesus lobt diese angegriffene Gemeinde

 

  2  Die Ungläubigen und die Verführten Thyatiras

    

  1. a) Die falsche Prophetin Isebel
  2. b) Parallelen zur katholischen Kirche

 

  3  Die Gläubigen Thyatiras und ihre Verheißungen

 

C Schlußbemerkung: Stehenbleiben oder – mit Volldampf  voraus?

 

 

Singen wir nun die erste Strophe aus Lied 280:

„Heute will Dich Jesus fragen: Bist Du ganz für mich bereit? Du verlierst Dich sonst im Jagen nach den Gütern dieser Zeit. Wag es mit Jesus, was Deine Not auch sei! Wag es mit Jesus, Er macht Dich frei! Wag es mit Jesus, Er macht Dich frei!“

Um es gleich vorwegzunehmen: Thyatira ist eine Gemeinde, die innerlich bereits auseinandergebrochen beziehungsweise gespaltet ist. Unser HERR Jesus lobt diese Gemeinde, aber nur einen Teil dieser Gemeinde, offensichtlich den weitaus Kleineren. Der Sohn Gottes sagt uns hier in Vers

 

„19 Ich kenne Deine Werke und Deine Liebe und Deinen Glauben und Deinen Dienst und Deine Geduld und weiß, daß Deine letzten Werke zahlreicher sind als Deine ersten.“

 

Nach außen hin ist Thyatira also eine wunderbare Gemeinde. Im Gegensatz zu der Gemeinde in Smyrna, die passiv Trübsal erleiden muß, ist diese Gemeinde aktiv im Dienst des Herrn. Thyatira liebt und ist im Glauben, nach Paulus sind diese Merkmale die Hauptziele des christlichen Glaubens, siehe 1. Timotheus 1, 5. Mit dieser Gemeinde scheint es umgekehrt zu sein wie mit der Gemeinde in Ephesus, hier gehen die Liebe und die ersten Werke, wie wir gehört haben, zurück. Keine der ersten drei Gemeinden, das sind Ephesus, Smyrna und Pergamon, wird wegen ihrer Liebe gelobt, Thyatira aber schon. Diese Gemeinde hat gewissermaßen die positiven Merkmale der ersten drei Gemeinden. Sie ist aktiv und scheint beständig im Wachstum begriffen zu sein. Interessant ist hier, daß das Wort Werke, welches hier lobend betont wird, noch einmal in Vers 26 vorkommt. Dort fordert Jesus die Gemeinde auf, seine Werke bis ans Ende zu bewahren. Jesus lobt hier bestimmt nicht irgendeine Werkgerechtigkeit, er lobt hier natürlich die Werke, die aus dem Glauben heraus, aus der Kraft Gottes heraus getan werden.

 

Ein afrikanischer Christ suchte einen Missionar auf, um ihn um Rat zu bitten. Er machte sich Sorgen, weil in seinem Herzen ständig ein geistlicher Kampf tobte. Er wollte eigentlich tun, was Gott verlangte, aber oft gehorchte er dann doch nicht. Er meinte, er neige dazu, Böses zu tun, genau wie früher, als er noch kein Christ gewesen war. Der Mann  beschrieb diesen Konflikt als einen Hundekampf. Er sagte zu dem Missionar: „Es ist, als ob in mir ein weißer und ein schwarzer Hund ständig gegeneinander kämpften.“ Der schwarze Hund, meinte er, sei das Böse, der weiße das Gute. Der Missionar fragte ihn: „Und welcher Hund gewinnt den Kampf?“ Nach kurzem Nachdenken antwortete der Eingeborene: „Der Hund, den ich füttere.“

 

Es gibt in Thyatira auch noch eine Gemeindegruppe, auf die kein Lob zutrifft, im Gegenteil – Jesus verurteilt sie besonders scharf! Lesen wir noch einmal ab Vers

 

„20 Aber ich habe gegen Dich, daß Du Isebel duldest, diese Frau, die sagt, sie sei eine Prophetin, und lehrt und verführt meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzenopferfleisch zu essen. 21 Und ich habe ihr Zeit gegeben, Buße zu tun, und sie will sicht nicht bekehren von ihrer Hurerei. 22 Siehe, ich werfe sie aufs Bett, und die mit ihr die Ehe gebrochen haben in große Trübsal, wenn sie sich nicht bekehren von ihren Werken, 23 und ihre Kinder will ich mit dem Tode schlagen. Und alle Gemeinden sollen erkennen, daß ich es bin, der die Nieren und Herzen erforscht, und ich werde geben einem jeden von Euch nach Euren Werken.“

 

Fünfmal werden hier in diesem Brief die Werke betont. Dreimal werden Werke in einem positiven Zusammenhang gebracht und hier, schau an, auch hier geht es zweimal um Werke, aber Jesus verurteilt diese Werke in schärfster Form! Das sind die Werke, die aus eigener Kraft heraus, sozusagen aus fleischlicher Gesinnung, wie es bei Luther so schön heißt, entstehen. Es sind Werke, die nicht aus der Gnade heraus getan werden, es sind Werke, die aus Gesetzlichkeit und auch aus der Überzeugung, aus Werken gerecht zu werden, der Werkgerechtigkeit, geschehen. Jesus verurteilt diese Werke, lesen wir dazu auch aus Offenbarung 20, achtzehn Kapitel weiter, den Vers

 

„12 Und ich sah die Toten, groß und klein, stehen vor dem Thron, und Bücher wurden aufgetan. Und ein andres Buch wurde aufgetan, welches ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet, nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken…14 Und der Tod und sein Reich wurden geworfen in den feurigen Pfuhl…“

 

Wenn wir diesen schlimmen Tadel, den Jesus dieser Gemeinde gibt, besser verstehen wollen, dann müssen wir uns auch die Person Isebel ein wenig näher anschauen. Einige Ausleger nehmen den Text wörtlich und meinen, Isebel wäre die Frau eines Boten oder eines Ältesten. Sie glauben, daß ihr Name tatsächlich Isebel war. Es kann aber auch sein, daß Isebel eine Frau ist, die deshalb so genannt wird, weil sie wie Isebel im Alten Testament wirkt und handelt. Diese Möglichkeit scheint die Bessere zu sein. Als dieser Brief geschrieben wurde, gab es in Thyatira im großen Wahrsagetempel ein Medium namens Sambathe. Vielleicht wird sie mit Isebel umschrieben? Isebel kann auf jeden Fall ihr verführerisches Werk nur deshalb tun, weil sie sich als besonders fromme Frau ausgibt, welche eine Prophetin sein will, die Gottes Wort ausspricht. Sie ist ein trojanisches Pferd in der Gemeinde Thyatira.

 

Isebel ist eine phönizische Königstochter. Sie heiratet Ahab, den König von Israel. Sie ist dafür verantwortlich, daß in Israel ein heidnischer Götzenkult eingeführt wird, der alle bis dahin bekannten Sünden der Abgötterei im Nordreich Israel in den Schatten wirft. Isebel ist eine Verführerin. Ihr Königsgatte Ahab, der zunächst nur recht wankelmütig zu sein scheint, wird durch sie völlig auf den Weg des Verderbens gebracht. Durch Isebel dringt der Baalskult nach Israel vor und verführt das Volk zu mehr Götzendienst denn je zuvor.  Isebel läßt fast alle Propheten des HERRN, das können auch Älteste und Bibelschüler sein, ermorden, nur Einhundert von Ihnen können durch den Hofmeister Obadja gerettet werden. Wenn das prophetische Wort in einer Gemeinde verdrängt wird, dann zieht ein anderer Geist ein. Dieser Geist der Toleranz greift gerade in unseren Tagen ganz furchtbar um sich. Mit der Verehrung Baals sind auch sexuelle Verführungen verbunden. Immerhin gelten bei einem Gottesdienst für den Gott Israels noch sittliche Verhaltensregeln, doch beim Baalskult ist jede Moral außer Kraft gesetzt.

 

Achten wir auf die zweifache Betonung ihrer Lehre: Isebel lehrt und verführt die Gemeinde Christi, ein zügelloses Leben, eben Hurerei, zu führen und das Fleisch der Götzenopfer zu essen. Hurerei kann natürlich wörtlich verstanden werden – aber auch geistlich. Dann liegt die Bedeutung darin, eine treulose und unmoralische Verbindung mit dieser bösen Welt einzugehen. Auch ‚Götzenopferfleisch essen` spricht von einer abscheulichen Vermischung mit dem Heidentum. Was in der heidnischen Gesellschaft Thyatiras durchaus akzeptiert ist und zum Alltag gehört, das ist Christus natürlich ein Greuel.

 

Isebel hat bisher keine Buße getan, und diese Hartnäckigkeit wird schwere Konsequenzen haben. Isebel wird mit denen, die mit ihr die Ehe gebrochen haben, auf ein Bett geworfen und in große Trübsal, wie es hier heißt! Ein Bett des Elends und der Krankheit, nicht mehr der Lust und Freude kommt auf Isebel zu. Wenn wir davon ausgehen, daß der Geist Isebels auch heute noch lebt und wirkt, und das werde ich im nächsten Punkt zeigen, dann bedeutet das, daß die Kinder Isebels auch noch bis in die große Trübsalszeit hinein herumhuren und das geistliche Klima vergiften, wenn die treue Gemeinde Jesus bereits zum HERRN entrückt ist. Auf Isebel kommen allerschlimmste Zeiten zu! Ihre Kinder werden zu Tode geschlagen, auch spätestens dann, wenn die große Hure Babylon, wie in Offenbarung 18 beschrieben ist, untergehen wird. Und unser HERR kennt einen jeden von uns, natürlich auch die Jünger Isebels. Lesen wir dazu aus Hebräer 4

 

„13 Und kein Geschöpf ist vor Ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.“

 

Bereits vorhin haben wir gesehen, daß das Gericht Gottes den Werken der Ungläubigen entsprechen wird. Wehe Isabel!

 

Diese falsche Prophetin Isebel ähnelt in ihrer negativen Darstellung ganz dem

Weib, einer Mutter der Hurerei, welche auf einem scharlachrotem Tier sitzt, siehe Offenbarung 17, 1 – 5. Als angebliches Sprachrohr Gottes gleicht diese Isebel auch ganz dem Papsttum, welches sogar behauptet, in der Lehre ‚ex  cathedra`, daß heißt auf gut deutsch –  ‚unfehlbar` zu sein. Isebel tut keine Buße, wie kann dann ein unfehlbarer Papst lehrmäßig umkehren? So wird Isebel zu einem treffenden Bild für das, wozu sich die römisch-katholische Kirche vor allem im finsteren Mittelalter entwickelte.

 

Singen wir nun die zweite Strophe aus Lied 280:

„Rühmst Dich Deiner Kraft und Gaben, nur Dich selbst bezwingst Du nicht. Mut muß man bei Jesus haben, Menschenfurcht führt zum Verzicht. Wag es mit Jesus, was Deine Not auch sei! Wag es mit Jesus, Er macht Dich frei! Wag es mit Jesus, Er macht Dich frei!“

 

Zwischen einem Abt und Pfarrer Wilhelm Busch gab es einmal eine Auseinandersetzung über die Frage: katholisch oder evangelisch? Dabei fiel von Seiten des Abtes folgender interessanter Satz. „Wissen Sie, wenn man evangelisch sein muß, dann ist das unbarmherzig. Katholisch sein, das ist barmherzig.“

Wilhelm Busch wünschte natürlich, daß ihm das näher erklärt werde. Der Abt sagte dazu: „Evangelisch sein, das heißt: Man muß vor Gott persönlich gerade stehen, Verantwortung übernehmen. Aber 98 Prozent der Menschen können das gar nicht. Die haben gar keine Überzeugung. Die können da nicht durchhalten. Da schaltet sich die katholische Kirche wissend und barmherzig ein und sagt: DU Mensch, gehorche der Kirche! Den Rest liefern wir…“

 

Doch welche Merkmale aus der Schrift unterstützen nun die prophetisch – endzeitliche These, daß die Gemeinde Thyatira einer römisch – katholischen Kirche ähnelt? Über den nicht bibeltreuen Dienst der katholischen Kirche sind mittlerweile ganze Bücher geschrieben worden. Ich kann hier nur stichwortartig Hinweise wiedergeben.

 

  1. In Thyatira werden scharlachrote und purpurfarbene Stoffe hergestellt. Lydia, die erste gläubige Frau dieser Stadt und auch Europas, siehe Apostelgeschichte 16, ist z. B. Purpurhändlerin. Katholische Bischöfe tragen auch heute noch purpurfarbene Meßröcke, katholische Kardinäle dagegen scharlachfarbene Soutanen.

 

  1. Wie bereits erwähnt, bedeutet der Name Thyatira auch „fortgesetztes oder beständiges Opfer“. Dieser Name wird zu einer passenden Beschreibung der sogenannten römisch – katholischen „Transsubstantiationslehre„. Einfach ausgedrückt, besagt diese Glaubenslehre, daß sich das Abendmahlsbrot und der Kelch in den wirklichen Leib und das wirkliche Blut Christi verwandeln, wenn der Priester diese Elemente segnet. Auf diese Weise soll Christus im Meßopfer aufs neue geopfert werden. Die katholische Gemeinde erhält nur das Brot, während man ihr den Kelch vorenthält, denn man befürchtet, daß das wirkliche Blut Christi sonst versehentlich verschüttet werden kann….

 

  1. In keinen der anderen Briefe der Sendschreiben kommt das Wort „Werke“ so häufig vor, nämlich insgesamt fünf Mal. Summa summarum wird dieses Wort in den Sendschreiben nur elfmal erwähnt, zumindest im der Lutherübersetzung. Die katholische Kirche ist auch eine Kirche der Werkgerechtigkeit. In der Lehre unfehlbare Päpste haben bereits im Konzil zu Trient von 1547 folgendes unumstößliches Dogma beschlossen: „Wer behauptet, daß der sündige Mensch durch den Glauben alleine gerechtfertigt werde, und darunter versteht, daß nichts anderes als Mitwirkung zur Erlangung die Rechtfertigungsgnade erfordert werde und daß es in keiner Weise notwendig sei, sich durch eigene Willenstätigkeit zuzurüsten und zu bereiten, der sei (aus der römisch – katholischen Kirche) ausgeschlossen.“ Ohne Kirche kein Heil – so behauptet es auch der ´unfehlbare` Papst Bonifiz im Jahre 1302: „Dem römischen Papst sich zu unterwerfen, ist für alle Menschen unbedingt zum Heile notwendig…“ Zu welchen Perversionen diese Werkgerechtigkeit führen kann, zeigt uns die Zeitschrift Idea 15/96 mit Foto. Vierzehn Menschen lassen sich am Karfreitag freiwillig in dem philippinischem Dorf San Fernando für kurze Zeit ans Kreuz schlagen. Vor Scharen von Touristen aus Europa, den USA und Japan hielt ein 28 jähriger Japaner ganze zehn Minuten diese Prozedur aus. Er wollte damit Hilfe von Gott für einen kranken Bruder erflehen…

 

  1. Die ersten drei Gemeindeformen der Sendschreiben existieren heute nicht mehr. Die übrigen und letzten vier Gemeindeformen Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodicäa bestehen bis in die Endzeit hinein fort. Die Mitglieder der verführten Gemeinde in Thyatira gibt es also auch heute noch. Thyatira wird, wie wir es gesehen haben, auch in der großen Trübsalszeit noch da sein, und mit ihr die römisch – katholische Kirche, siehe Vers 22.

 

  1. In Thyatira gibt es wie in der katholischen Kirche Hurerei beziehungsweise Unzucht. Angeblich soll sexuelle Verführung gerade in einem ehelosen Priesterleben ausgeschlossen sein! Aber der Zölibat sorgt häufig nur dafür, daß Priester und insbesondere Bischöfe und Päpste keine Familien hinterlassen, die einen Anspruch auf deren Besitz hätten. Der Klerus darf keine Erben haben, denn die Kirche bereichert sich mit Hilfe des Zölibats lieber selber!

Die Aufgabe des Zölibats ist in der Tat nicht die Verhinderung von Sex, sondern von Ehe. Durch die ganze Geschichte hindurch halten Priester und auch Päpste ihre Mätressen und gehen zu Prostituierten. Es war jahrelang ein bekanntes Sprichwort, daß „Rom mehr Prostituierte hat als jede andere Stadt der Welt, weil es dort die meisten Zölibate gibt“. Papst Sixtus IV (1471 – 1484) machte aus diesem Umstand eine Quelle beträchtlichen Gewinns, indem er Roms zahlreichen Bordellen auch noch eine Kirchensteuer auferlegte. Das Gebot des Zölibats machte Rom zur „Mutter der Huren“. Niemals ist ein Mitglied des Klerus wegen außerehelichen Verkehrs exkommuniziert worden, aber Tausende hat man auf Grund des Skandals, geheiratet zu haben, ihres Priesteramtes enthoben.

 

  1. Nicht nur in Thyatira gibt es schreckliche Verführungen, sondern auch in der katholischen Kirche. In der katholischen Kirche werden zum Beispiel viele sogenannte Heilige verehrt, die vorgeben, die Sünden der Welt zu tragen. Ein aktuelles Beispiel ist der stigmatisierte Mönch Pater Pio. Fünfzig Jahre trug er Wunden an Händen, Füßen und an der Seite. Durch sein Leiden habe er viele arme Seelen vorzeitig aus dem Fegefeuer gerettet. Kann es ein größeres Greuel geben als die Lehre, daß Sünder, für die Jesus die ganze Sündenschuld bezahlt hat, doch noch Sühnung für ihre eigenen Sünden und die anderer leisten müssen? Eine der größten Verführungen der katholischen Kirche war zum Beispiel auch der Ablaßhandel beziehungsweise der Verkauf von Seelenheil. Für eine bestimmte Summe konnte man zum Beispiel das Privileg erwerben, während der Fastenzeit sein Lieblingsgericht genießen zu dürfen. Auch ließ sich ein Diakon für 20 Kronen von einem Mord lossprechen. Selbst für Verstorbene war für entsprechende Summen noch nachträglich das Seelenheil zu erwerben. Je mehr die Katholiken sündigten, desto reicher wurde die Kirche! Heute ist ein Ablaß in der katholischen Kirche nicht mehr direkt käuflich, aber zum Beispiel durch fleißiges Beten können sich die Katholiken viele Sonderablässe, auch für Verstorbene, genehmigen lassen.

 

  1. In Thyatira gibt es die Unsitte, Götzenopferfleisch zu essen. In der katholischen Kirche wird nach wie vor Götzendienst betrieben. Was ist ein Götzendienst? Alles das, was uns von einem lebendigen Gottesdienst, dem HERRN Jesus zur Ehre, abhält, all das, was auf sündhafte Weise von Jesus Christus ablenkt. In der katholischen Kirche werden Maria und viele andere sogenannte „Heilige“ als Mittler zur Sündenvergebung angebetet.

 

Das biblische Verbot, für religiöse Zwecke Bildnisse anzufertigen und sich davor niederzuwerfen ist klar und deutlich im zweiten der zehn Gebote und auf zahlreichen weiteren Seiten der Bibel festgelegt. Doch das zweite vatikanische Konzil empfiehlt Bildnisse in Kirchen und sagt, die seien „von den Gläubigen zu verehren“.

 

Auch folgende Hinweise, die nicht direkt im Zusammenhang mit diesem Sendschreiben stehen, können uns zeigen, daß Thyatira ein weltweites religiöses System darstellt, welches seinen Stützpunkt in Rom hat und vorgibt, christlich zu sein.

 

  1. Wie schon erwähnt, ähnelt Isebel in vielen Dingen der Frau aus Offenbarung 17. Diese Frau sitzt auf einem scharlachrotem Tier mit sieben Häuptern und zehn Hörnern. In Vers 9 dieses 17. Kapitels werden uns die 7 Häupter des Tieres als 7 Berge verdeutlicht. Der evangelistische Schriftsteller Dave Hunt weist uns in seinem Buch „Die Frau und das Tier“ präzise nach, daß diese Stadt mit den sieben Hügeln eben nicht Rio de Janeiro oder eine andere Stadt, erbaut auch auf sieben Hügeln, sein kann, sondern daß diese Stadt Rom ist. Die Stadt mit den sieben Bergen hat nämlich noch weitere Eigenschaften, die in Offenbarung 17 aufgezählt sind. Folgende Merkmale lassen so einen direkten Vergleich zwischen der Gemeindeform Thyatira / Isebel / Der Frau auf dem Tier und der der römisch – katholischen Kirche zu. Schlagen wir ruhig einmal Offenbarung 17 auf.

 

  1. a) großer Reichtum (Vers 4) – z. B. durch Verkauf von Ablässen
  2. b) Hurerei (Vers 1) – wörtliche Hurerei Roms trotz oder wegen des Zölibats
  3. c) geistliche Hurerei mit den Königen auf Erden (Vers 2) – durch die unheilige

   Verbindung von Kirche und Staat

  1. d) trunken vom Blut der Märtyrer (Vers 6) – siehe Inquisitionszeit der

    römischen  Kirche im Mittelalter

  1. e) Herrschaft über Könige der Erde (Vers 18) – Rom benannte und setzte

   Könige und Kaiser im Mittelalter ab. Der Papst regierte auch Rom und   

   heutiges  Italien.

 

Jetzt bin ich aber froh, daß ich mit dem Kapitel katholische Kirche fast am Ende bin.

 

Um des lieben Friedens willen, aber auch, um die heutzutage überaus freundschaftlichen oekumenischen Beziehungen der Evangelikalen zur katholischen Kirche nicht zu beeinträchtigen, ist es heute überhaupt nicht mehr zeitgemäß, die katholische Kirche in irgendeiner Form zu kritisieren. Was heute alles im Namen der Oekumene betrieben wird, wäre früher ein Verrat an Luthers Reformation, ein Verrat am Evangelium der Gnade, gewesen.

 

Mir geht es heute überhaupt nicht darum, die Katholiken schlecht zu machen. Ich bin selber ein ehemaliger Katholik und ich weiß, wie viele liebe und auch gläubige Menschen es noch in dieser Kirche gibt. Es geht mir heute um das religiöse System der katholischen Kirche, um die Irrungen und Verirrungen einer Gemeindeform, welche bis heute noch nicht Buße getan hat und die, wie die verführte Gemeinde aus Thyatira, auch nicht mehr umkehren wird.

Singen wir nun die dritte Strophe aus Lied 280:

„Einmal fällt die Maskerade, die Du vor der Welt beziehst, wenn Du durch Gericht und Gnade, Dich im Lichte Gottes siehst. Wag es mit Jesus, was Deine Not auch sei! Wag es mit Jesus, Er macht Dich frei! Wag es mit Jesus, Er macht Dich frei!“

 

Doch Gott sei Dank gibt es in Thyatira auch noch gläubige Schwestern und Brüder, unser heutiges Sendschreiben bezeugt es uns, einmal im Lob an diese Gemeinde und dann ab Vers

 

„24 Euch aber sage ich, den anderen in Thyatira, die solche Lehre nicht haben und nicht erkannt haben die Tiefen des Satans, wie sie sagen: Ich will nicht noch eine Last auf euch werfen; 25 doch was Ihr habt, das haltet fest, bis ich komme.“

 

Diese gläubigen Geschwister leben ihre Liebe zum Herrn den Umständen entsprechend geduldig aus… Vielleicht aber auch zu geduldig, denn in ihrer Freiheit der Kinder Gottes dulden sie immerhin Isebel in ihrer Mitte. Sie kennen die Folgen dieser Irrlehren, wissen um die Abgründe, die sich ihnen da auftun können und – lassen deshalb so lieber ihre Finger davon. Dafür verlassen sie sich um so mehr auf den Heiligen Geist, welcher Ihnen zumindest zwei Früchte schenkt, nämlich Liebe und Geduld, siehe Vers 19. Dieser Heilige Geist wird sie auch weiterhin in die Geheimnisse des Wortes leiten, Er hat dazu alle Vollmacht, denn

 

„…der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.“

                                                                                                              (1. Korinther 2, 10)

 

Der Geist des Fleisches, der Geist Isebels dagegen führt in „die Tiefen des Satans“ mit all ihren Auswirkungen, siehe Galater 5,

 

„19 Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, 20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, 21 Neid, Saufen, Fressen und dergleichen…“

 

So drückt es Luther recht derb aus. Eine mögliche Zusammenfassung der Lehre Isebels könnte dann so aussehen: Die beste Methode, Satan zu besiegen, ist, in seine Festung zu gehen. Die echte Natur der Sünde kann man nur durch Erfahrung sehen. Nur diejenigen, die Sünde wirklich erfahren haben, können die Gnade Gottes richtig schätzen. Diese Lehre ist sehr verführerisch – und immer noch aktuell. Viele Kinder Gottes, die in einem gläubigen Elternhaus praktisch schon im Babyalter zum Glauben gekommen sind, denken oft wehmütig über verpaßte Gelegenheiten und Sünden nach und lassen sich dann womöglich verführen. 

 

Davon wollen die Geschwister in Thyatira aber nichts wissen, der Heilige Geist hat sie – Gott sei Dank – davor bewahrt! Mir fällt auf, daß hier in Thyatira keine lauen „Laodicäa“ – Christen erwähnt werden, die weder „kalt noch warm sind“.

Die Mitglieder der Gemeinde Thyatira machen also ganze Sache, entweder ganz kalt mit der satanischen Lehre Isebels oder aber ganz warm mit dem HERRN Jesus!

 

Diese Gläubigen haben schon eine riesige Last mit den Anhängern Isebels. Auch wenn sie diese Isebel vielleicht am liebsten nicht mehr dulden wollen, sie am liebsten samt Anhang herausschmeißen würden, ist es dafür jetzt sicherlich zu spät, zu sehr hat Isebel in dieser Gemeinde Fuß gefaßt. Der HERR Jesus hat diesen Gläubigen mit Sicherheit diesen Fehltritt verziehen, Isebel zu dulden – doch die Folgen dieser Sünde muß jetzt der gläubige Teil der Gemeinde tragen, und diese Last wiegt schwer. Das ist ein wichtiges geistliches Prinzip, daß wir in Jesus natürlich die Vergebung für all unsere Sünden finden, daß wir aber trotzdem die Folgen der Sünde zu tragen haben. Das hat bereits der König David erfahren, und das erfahren und durchleben wir sicherlich auch heute regelmäßig.

 

Den Gläubigen in Thyatira stehen diese Folgen wie ein Mahnmal als schwere Last täglich vor Augen. Und wie ist es bei uns? Ermahnen uns auch regelmäßig die Folgen unserer Sünde – oder denken wir ganz einfach nur fälschlicherweise: „Der HERR hat mir auch bereits meine zukünftigen Sünden vergeben, was solls also, wenn ich jetzt – kavaliersdeliktmäßig – ganz klammheimlich und bewußt weitersündige, um diese Sünden dann hinterher wieder zu bereuen?“ Das ist eine gefährliche, engstirnige Denkweise, auf die auch ich immer wieder hereinfalle. Hoffentlich bewahrt mich der HERR vor schlimmen Folgen! Das wäre erst recht dann unverdiente Gnade!

 

Der HERR ist gnädig und barmherzig zu den Gläubigen Thyatiras. Da Jesus ihre schwere Last kennt, will er ihnen keine weitere Last aufgeben. Hier erfüllt sich eine Verheißung aus 1. Korinther 10

 

„13 Aber Gott ist treu, der Euch nicht versuchen läßt über Eure Kraft, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende nimmt, daß Ihrs ertragen könnt.“

 

Und Jesus fordert sie auf, im kleinen treu zu bleiben, das, was sie haben, festzuhalten – und sie haben ja schon so viel! Der HERR hat sie dafür gelobt!

Die Gläubigen können das trojanische Pferd Isebels, sie können das römisch – katholische System nicht mehr verändern. Ein Bodengewinn ist nicht mehr möglich – die Verteidigung des bisher Erreichten ist notwendig. Deshalb: Haltet durch, laßt nicht nach, bleibt wahre Christen, bis der HERR zum zweiten Male kommen wird, so lautet die göttliche Anweisung! Die angefochtene Gemeinde hat die Folgen täglich vor Augen. Die Gläubigen wissen, was es heißt, müde zu sein und matt zu werden, zu straucheln und zu fallen. Und deshalb ist es für sie so wichtig, auszuhalten, beständig im Wort zu bleiben. Ein jeder von uns kennt bestimmt die großartige Verheißung, mit der der HERR die verbannten Israeliten in Babylon tröstet. Sie gilt natürlich genausogut den Gläubigen Thyatiras und erst recht auch uns, siehe Jesaja 40

 

„31…aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden.“

 

Ein Oberstleutnant erzählt aus einem Krieg: Ich trat einst vor eine Abteilung Soldaten mit der Frage: „Ist unter den Leuten nicht ein Schneider?“ Drei Mann traten vor. Als ich aber einem den Auftrag geben wollte, eine kleine Reperatur an meiner Uniform vorzunehmen, rückten alle drei schleunigst wieder zurück an die Front. Sie hießen nur Schneider, waren aber keine.

 

In der Gemeinde Thyatira nennen sich bestimmt alle Menschen Christen – aber nur die wenigsten sind es! Und diesen Christen, die ausharren und überwinden, gelten folgende Verheißungen

 

„26 Und wer überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich die Macht geben über die Heiden, 27 und er soll sie weiden mit eisernem Stabe, und wie die Gefäße eines Töpfers soll er sie zerschmeißen, 28 wie auch ich Macht empfangen habe von meinem Vater; und ich will ihm geben den Morgenstern. 29 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“

 

Was ist ein Überwinder? Ich wiederhole noch einmal unsere Definition: Ein Überwinder ist ein einzelner Christ, der besondere Vorteile in der Ewigkeit genießt, weil er nicht bereit war, seinen Glauben in schwierigen Situationen hier auf dieser Erde aufzugeben. Und wie wird die Belohnung für die Überwinder in Thyatira sein? Die beiden Verheißungen klingen sehr geheimnisvoll, ich möchte hier nur ungerne Spekulationen weitergeben! Der HERR sagt gewissermaßen: Weil Ihr so ungeachtet und so klein seid, werde ich Euch etwas herrliches schenken: Ihr werdet erstens mit mir Macht haben über die Nationen, siehe Vers 26. In der Gemeinde Thyatira zählen die Gläubigen nicht sehr viel, aber der Augenblick wird kommen, in dem sie mit dem HERRN Jesus herrschen werden, im Tausendjährigen Reich. Zweitens ist Jesus in den Herzen der Gläubigen bereits als Licht aufgegangen. Jesus ist der helle Morgenstern, Er beschreibt sich in Offenbarung 22, Vers 16 selbst so. Jesus wird hier als der Morgenstern aufgehen, um seine Gemeinde in den Himmel abzuholen, bevor die große Trübsalszeit anbricht. So lautet eine Auslegungsmöglichkeit. Auf jeden Fall werden auch die Gläubigen aus der römisch – katholischen Kirche mit allen anderen Gläubigen in den Himmel aufgenommen werden! Die wahren Gläubigen werden dann nicht mehr da sein, wenn „Thyatira“ in der Trübsalszeit vernichtet wird.

 

Singen wir jetzt die vierte und letzte Strophe aus Lied 280:

„Laß Dich nicht von Menschen leiten, Menschen sind wie Laub im Wind. Jesus schafft Persönlichkeiten, die das Salz der Erde sind. Wag es mit Jesus, was Deine Not auch sei! Wag es mit Jesus, Er macht Dich frei! Wag es mit Jesus, Er macht Dich frei!“

 

Wie ich bereits erwähnt habe, war ich früher selbst einmal ein Katholik. Ich bin früher sogar sehr katholisch aufgewachsen, als Meßdiener war ich jahrelang dieser Kirche treu. Nach dem ersten Glas Bier und der ersten Zigarette verschwanden immer mehr meine tief verwurzelten religiösen Interessen, und ich wollte dann die nächsten fünfzehn Jahre nichts mehr von einer Kirche oder vom Glauben wissen. Dazu kam, daß  mir von Weihrauchdüften regelmäßig schlecht wurde. Mit 33 Jahren war meine eigene Kraft verbraucht, selbst an einer Zigarette konnte ich mich nicht mehr festhalten. Doch der HERR kam mir in meiner Zerbrochenheit zu Hilfe. Diese  Hilfe kam nicht aus dem katholischem Bereich, sondern über meine gläubige Schwester. Über ihren Glauben habe ich bis dahin jahrelang nur milde gelächelt und gespottet. Sie selbst besucht mit ihrer Familie eine freikirchliche Brüdergemeinde.

Ich durfte Jesus um Vergebung bitten, Ihn in mein Herz aufnehmen – und vor allem darf ich bis heute Seine Kraft und Seinen Frieden erfahren.

Doch warum bin ich damals dann nicht in der katholischen Kirche geblieben?

Wenn ich mich damals bereits an meine heutige Predigt hätte halten können, dann hätte ich doch ausharren müssen, durchhalten müssen in Thyatira, auch als Lichtlein für die Ungläubigen dort, wie es der HERR Jesus doch den Gläubigen in diesem Sendschreiben empfiehlt. Habe ich etwas falsch gemacht?

 

Sicherlich nicht! Ich glaube, wir müssen hier die damalige Gemeindesituation besonders berücksichtigen. In der Stadt Thyatira hat es damals zur Zeit der allerersten Gemeinden eben nur die heute beschriebene Gemeindeform Thyatira gegeben. Diese Christen im ersten Jahrhundert konnten noch nicht auswählen zwischen katholischer Kirche, Baptisten, Pfingstlern, Brüdergemeinden, freien evangelischen Gemeinden, Charismatikern und vielleicht noch landeskirchlichen Gemeinschaften. Da gab es nur die eine Gemeindeform Thyatira`s – also konnte ihnen Jesus auch nur den Ratschlag geben, dort auszuhalten und den Glauben zu bewahren! Heute hingegen können sich Christen wieder in einer großen Auswahl von bibeltreuen Gemeinden treffen!  Und ich denke doch, daß wir uns im Sinne Jesus in einer Gemeindeform versammeln, die dem „Philadelphia“ – Typus am ehesten entspricht. In Brüdergemeinden wird, so eine gängige Aussage, schon immer sehr viel Wert auf eine gesunde und reine Lehre gelegt – und von daher ist die Gefahr, daß wir wie in Thyatira in Irrlehren abfallen, sicherlich nicht sehr groß. Doch wenn wir für uns in Anspruch nehmen wollen, in einer Philadelphia – Gemeinde zu Hause zu sein, dann dürfen wir aus unserer heutigen Predigt nicht nur – und das ist sehr wichtig – den Ratschlag mitnehmen, irgendwie durchzuhalten, Sonntag für Sonntag abzuhaken, den erreichten Zustand unserer Gemeinde nur zu halten. Dann wäre diese heutige Verkündigung sicherlich sinnlos gewesen. In Philadelphia geht es nicht nur ums, salopp gesagt, Verteidigen, Durchhalten und Weiterwurschteln.  Manchmal habe ich das Gefühl, als ob sich bei mir, als ob sich bei uns nicht sehr viel weiterbewegt. Wir sind doch nicht in Thyatira! In einer Philadelphia – Gemeinde, da können und sollen wir so richtig nachfolgen und heiliger werden, aus der kleinen Kraft heraus leben, die uns Jesus täglich schenken will. Erinnern wir uns an das, was ich damals am 31. März dazu gesagt habe.

 

„Bei aller Freude zu wissen, daß uns die große Trübsalszeit erspart bleibt, sollten wir doch wirklich auch auf ein treues Leben in der Nachfolge achten.

Und das betrifft einen jeden von uns. Wir werden uns sicherlich spätestens im Himmel alle wiedersehen, doch bedenken wir, wir werden auch sicherlich im Himmel ganz verschiedene Aufgaben haben, je nach dem Grad der Treue und der Heiligung in der Nachfolge. Und bedenken wir vor allem: Wachet! Die Entrückung kann schon morgen stattfinden, sie kann auch heute noch passieren!“

 

Auch bei uns ist natürlich nicht alles in Ordnung – und darum geht es sicherlich gleich in unserer Gemeindebesprechung. Wir sind nicht Thyatira, wir brauchen

nicht in einer Verteidigungshaltung zu verharren. Aber deshalb sollen wir auch nicht abfällig auf Thyatira herunterschauen! Erinnern wir uns an die kleine Kraft in Philadelphia – und gehen dann damit voran. Jesus kann uns täglich diese Kraft schenken, wenn wir aus seinem Wort heraus leben, sein Wort auch tun  und somit den guten Kampf des Glaubens weiterkämpfen.

„29 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“

 

Amen.