Wir sind Gottes Mitarbeiter

Predigt Jürgen 10. Februar 2002
1. Petrus 2,1-10
Wir sind Gottes Mitarbeiter

(teilweise wörtliche Zusammenfassung eines Vortrages während einer WDL Klausur Januar 2002)

Ein Reporter befragt drei Steinmetze. Er möchte gerne wissen, was sie tun, woran sie arbeiten. Der erste Steinmetz spricht lapidar: „Ich behaue einen Stein!“ Ihm ist es wahrscheinlich egal, ob er malert, tapeziert oder einen Stein behaut. Hauptsache Arbeit. Der zweite Steinmetz antwortet: „Ich verdiene hier mein Geld für meine Familie!“ Dieser Steinmetz hat schon eine erweiterte Perspektive. Mit seiner guten Arbeit möchte er seine Familie ernähren. Und der dritte Steinmetz erklärt voller Begeisterung: „Ich baue hier eine Kathedrale!“ Dieser Steinmetz hat ein großes Anliegen, eine Vision. Er arbeitet nicht nur zum Zeitvertreib, er arbeitet auch nicht nur für seine Familie, nein, dieser Steinmetz weiß, wofür er arbeitet. Seine Arbeit wird auch zu seinem Lebensinhalt und Lebenssinn. Er möchte voller Tatkraft und motiviert dabeisein und mithelfen, eine große Kathedrale zu bauen. Dieser Steinmetz schaut weit über seinen Tellerrand hinaus, er sieht das Ziel seiner Arbeit, darauf arbeitet er hin. Seine Arbeit wird zu seinem ganz persönlichen Anliegen, seine Begeisterung kann andere mitreißen und verleiht seiner Tätigkeit eine ganz persönliche Note.

Ich glaube, solche Mitarbeiter sind unserem Gott am liebsten. Unser HERR Jesus möchte aus uns fähige Mitarbeiter machen. Unsere tägliche Arbeit, unser tägliches Brot soll kein Selbstzweck sein. Durch unsere tägliche Arbeit sollen wir unseren HERRN ehren.

Unser Bruder Thomas Bittner wurde vor kurzem einmal mit einem kostbaren Rohdiamanten verglichen, der nur noch geschliffen werden muß. Diese Möglichkeit wird er vielleicht bald auf der Bibelschule Brake haben. Unser HERR Jesus selbst wird in Seinem Wort mit einem kostbaren Eckstein verglichen, mit einem Eckstein, auf dem Gott Seine Gemeinde baut. In dieses Gleichnis gehören natürlich noch unzählige geschliffene und behauene Steinquader hinein, Ziegelsteine würden wir heute sagen, damit dieses Bauwerk, diese Gemeinde, gerade und eben nicht schief und krumm nach oben wächst. In diesem Gemeindebau ist Jesus selbst das Fundament, der Eckstein, der alles zusammenhält – und wir als seine Jünger und Mitarbeiter werden hier mit lebendigen Steinen verglichen, mit denen der HERR Seine Gemeinde baut. Lesen wir dazu 1. Petrus 2,1-10, ich benutze jetzt die Übertragung „Hoffnung für alle!“

„1Petr 2,1 Hört auf mit aller Bosheit und allem Betrug! Heuchelei, Neid und böses Gerede darf es bei euch nicht länger geben. 1Petr 2,2 Wie ein neugeborenes Kind nach der Milch schreit, so sollt ihr nach dem unverfälschten Wort Gottes verlangen. Dann werdet ihr im Glauben wachsen und das Ziel erreichen. 1Petr 2,3 Ihr habt ja selbst erfahren, wie gut der Herr ist. 1Petr 2,4 Zu ihm dürft ihr kommen. Er ist der lebendige Stein, den die Menschen weggeworfen haben, weil sie seinen Wert nicht erkannten. Aber Gott hat ihn ausgesucht, weil er weiß, wie wertvoll und kostbar dieser Stein ist. 1Petr 2,5 Auch ihr seid solche lebendigen Steine, aus denen Gott sein Haus, die Gemeinde, aufbauen will. Darin sollt ihr als seine Priester dienen, die ihm als Opfer ihr Leben zur Verfügung stellen. Um Jesu willen nimmt Gott diese Opfer an. 1Petr 2,6 Es steht ja schon in der Heiligen Schrift: «Einen ausgewählten, kostbaren Grundstein werde ich in Jerusalem legen. Wer auf ihn baut, steht fest und sicher.» 1Petr 2,7 Ihr habt durch euern Glauben erkannt, wie wertvoll dieser Grundstein ist. Für alle aber, die nicht glauben, gilt das Wort: «Der Stein, den die Bauarbeiter weggeworfen haben, weil sie ihn für unbrauchbar hielten, ist zum Grundstein des ganzen Hauses geworden.
1Petr 2,8 Er ist ein Stein, an dem sich die Menschen stoßen, ja, der sie zu Fall bringt.» Denn sie stoßen sich nur deshalb daran, weil sie dem Wort Gottes nicht gehorchen. Wenn sie stolpern und fallen, ist das unvermeidlich. 1Petr 2,9 Ihr aber seid das von Gott auserwählte Volk, seine königlichen Priester, Menschen, die ihm gehorchen und sein Eigentum sind. Deshalb sollt ihr die großen Taten Gottes verkündigen, der euch aus der Finsternis befreit und in sein wunderbares Licht geführt hat. 1Petr 2,10 Früher konnte man euch nicht einmal als Volk bezeichnen; wer wart ihr schon? Aber jetzt seid ihr Gottes Volk! Früher kanntet ihr Gottes Gnade nicht; doch jetzt habt ihr seine Barmherzigkeit erfahren.“

Nach diesen einleitenden Gedanken möchte ich uns wieder einen kurzen Überblick über unser heutiges Wort geben

Hauptteil:

1. Ein Stein wird lebendig
2. Ein lebendiger Stein wird geschliffen und von allen Seiten gebraucht
3. Ein lebendiger Stein kennt seinen Bauherrn

Schlußgedanke: …. unsere Berufung zur allgemeinen Priesterschaft!

Singen wir nun die erste Strophe des Liedes 552:

„HERR, halte mich nah bei Dir jeden Tag, daß ich nicht fallen und abirren mag! Wenn ich in Not oder Anfechtung bin, hilf, daß aus allem ich Gutes gewinn. HERR, mach aus mir ein Gefäß wie Du willst, laß alle sehen, daß Du mich erfüllst! Lehr mich zu lieben, daß jeder Dich sieht! Jesus, mein HERR, dies ist mein Gebet.“

Ich möchte jetzt unsere Aufmerksamkeit ganz besonders auf diese lebendigen Bausteine lenken. Dazu habe ich uns als Anschauungsmaterial einen Ziegelstein mitgebracht. Schaut ihn Euch an, er wird jetzt zu uns sprechen.

Solch ein Stein besteht aus sechs Seiten. Da gibt es die Ober- und die Unterseite, eine Außenseite und eine Innenseite sowie die beiden Stirnseiten. Vor unserer Bekehrung waren wir, geistlich gesehen, solch tote Steine wie solch ein Ziegelstein. Doch dann griff Gott in unser Leben ein. Jesus verwandelte unser steinernes Herz in einen lebendigen Stein, Jesus ist in unser Herz eingezogen und hat uns dabei ein geistliches Leben geschenkt. Wir sind nicht als perfekte, lebendige Steine auf die Welt gekommen. Jesus hat uns oft aus einem Felsen herausbrechen müssen, und solch ein naturbelassenes Felsstück hat naturgemäß noch sehr viele Ecken und Kanten und besteht mal aus nur drei Seiten, aber dann auch wieder mal aus 5-10 Außenflächen. Aber das ist Jesus egal. Jesus nimmt jeden Stein an, egal, wie viele Ecken und Kanten er hat. Mit viel Liebe bearbeitet Er diese nun lebendigen Steine. Das geht oft nicht ohne Schmerzen, aber es macht diese lebendigen Steine wertvoll und brauchbar.

Der Chinese Wang Ming-tao beschreibt in seiner Autobiographie, wie er ein ganzes Leben lang von Gott geschliffen und poliert wird. Sein kompromißloses Leben für unseren HERRN, seine Hingabe und Standfestigkeit sind ein großes Zeugnis. 23 Jahre saß er unter Mao Tse Tung im Gefängnis, im Alter von 91 Jahren wird er in die ewige Herrlichkeit heimgerufen. In seinem Buch „Ein Stein wird geschliffen“ beschreibt er aus eigener Erfahrung, wie Gott geduldig Steine schleift. Ich zitiere jetzt gerne daraus einige Passagen:

„Die Steine in Bächen oder am Meeresufer wurden vor langer Zeit durch Explosionen aus Felsen herausgeschleudert. Damals hatten alle diese Steine scharfe Ecken und Kanten. Kein einziger war glatt. Doch das Wasser, das sie unablässig umspülte, bewirkte, daß sie ständig aufeinandertrafen und sich aneinander rieben. Dadurch wurden die Ecken allmählich abgerieben. In den tausenden von Jahren des Aneinanderreibens wurden die Steine mit der Zeit vollkommen glatt. Heute sammeln wir häufig solche Steine aus Bächen und am Meeresufer auf. Denken wir dabei jedoch jemals darüber nach, welch langer Reibungsprozeß diese Steine so glatt hat werden lassen? Je häufiger und fester diese Steine aufeinandertrafen, desto besser wurden ihre Ecken abgerieben und desto glatter wurden die Steine. Gleichzeitig wurden sie immer schöner und nützlicher. Da Steine leblose Objekte sind, empfinden sie keine Gefühle… Würden die Steine jedoch Schmerzen empfinden, wenn sie über einen so langen Zeitraum hinweg immer wieder zusammenstoßen, ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie sehr sie leiden würden.

Die Menschen, die Gott erwählt und gebraucht, sind in einer ähnlichen Situation. Sie sind errettet, ihre Sünden sind vergeben, aber es gibt noch viele Ecken und Kanten in ihrem Leben. Da sind noch Nachlässigkeit, Stolz, Selbstsucht, Habsucht, Neid und Haß. Erst, wenn diese Ecken einen langen Prozeß des Geriebenenwerdens und Hin- und Hergestoßenwerdens erleben, verschwinden sie.

Nun stellt sich die Frage, welche Mittel Gott einsetzt, um diesen Prozeß des Geriebenwerdens durchzuführen. Die Antwort lautet: Er gebraucht die Menschen seiner Umgebung dazu. Was einen Stein unaufhörlich reibt und glättet, ist nicht Boden oder Sand, es sind auch nicht Ziegelsteine oder Holzstücke. Nicht weniger wird ein Stein durch Gras, Laub, Watte oder Schafwolle glatt. Keines dieser Materialien ist so hart wie Stein. Und keines wird jemals die Ecken abreiben. Steine werden glatt, weil sie sich ständig an anderen Steinen reiben – an einer Unzahl von anderen Steinen. Nur was hart ist, kann auch etwas anderes hartes abschleifen. Wenn die reißenden Gebirgsströme die kleinen Steine mit sich reißen und dadurch aneinanderreiben, verlieren sie allmählich ihre Ecken.

Genauso müssen wir uns an anderen Menschen reiben, damit die Ecken unserer Persönlichkeit abgeschliffen werden. Ich stoße mich an Dir, Du stößt Dich an mir. Von Natur aus möchten wir mit Menschen zusammenleben, die sanftmütig, friedfertig, demütig, geduldig, barmherzig und gütig sind. Gott scheint sich jedoch gerade besondere Mühe zu geben, uns mit Menschen zusammenzuführen, die böse, gewalttätig, stolz, empfindlich, egoistisch und grausam sind. Murrend begehren wir gegen Gott auf, weil Er uns nicht freundlicher behandelt. Wir beklagen uns, daß uns so ein schweres Los trifft. Und wir sehnen uns danach, der Situation zu entfliehen. Wir erkennen nicht, daß Gott uns absichtlich an diesen Platz, zu diesen Menschen gestellt hat, daß die Ecken in unserer Persönlichkeit, die Er so gut sieht, im Laufe der Zeit vollkommen glattgeschliffen werden mögen. Ohne eine solche Behandlung blieben die Ecken. Wenn man einen kleinen Stein mit Ecken und Kanten in Watte einwickelt, werden die Ecken kein bißchen abgerieben, selbst wenn der Stein dort Hunderte von Jahren bleibt. Genauso werden auch wir unsere Ecken und Kanten behalten, wenn wir immer nur unter rechtschaffenen Menschen leben – vielleicht bleiben sie uns erhalten, bis der HERR wiederkommt.

Es gibt so viele Steine im Bach, daß man sie unmöglich zählen kann. Dennoch kann nur einer oder zwei von zehn Steinen gebraucht werden. In Davids Hirtentasche war kein Platz für Steine, die nicht glattgeschliffen waren. Der Reibevorgang war wesentlich. Genausowenig können Christen, die noch nie durch Prüfungen und Leid gegangen sind und die auch noch nie von Gott gezüchtigt wurden, von Gott gebraucht werden. Wir haben gesehen, daß David fünf Steine aus dem Bach auswählen mußte, bevor er in den Kampf gegen Goliath ging. Meine Frage ist, ob Gott in der Menge von Gläubigen fünf auswählen kann, die glattgeschliffen und vorbereitet sind, wie die fünf Steine Davids es waren. Was mich jedoch vor allem bewegt ist die Frage, ob ich selbst zu diesen „fünf glatten“ Steinen zähle, die Gott auswählt und in Seiner Hand hält.“ So weit Wang Ming-tao.

Singen wir jetzt die Strophe zwei aus dem Lied 552:

„Gib mir in Schwachheit die Kraft, treu zu sein, in allen Zweifeln den Glauben, der rein! Schenk mir Dein Licht, HERR, wo mein Weg verkehrt, und selbst im Dunkeln ein Licht, das Dich ehrt. HERR, mach aus mir ein Gefäß wie Du willst, laß alle sehen, daß Du mich erfüllst! Lehr mich zu lieben, daß jeder Dich sieht! Jesus, mein HERR, dies ist mein Gebet.“

Wir haben jetzt viel davon gehört, wie solch ein lebendiger Stein auszusehen hat, den Gott für Seinen Gemeindebau verwenden möchte. Schauen wir uns noch einmal diesen bearbeiteten Ziegelstein an. Betrachten wir zunächst seine Unterseite. Wie jeder andere Stein, so kann auch dieser Stein nicht schweben, er braucht eine feste Unterlage, ein Fundament Ohne dieses feste Fundament würde dieser Stein im Schlamm versinken. Ohne Jesus als meinen Eckstein in meinem Leben würde es mich hier nicht geben, vielleicht wäre ich dann schon längst eingegangen…! Ohne dieses feste Fundament, auf den Gott diesen lebendigen Stein legen kann, werden Gemeinden auseinanderbrechen. Jesus selbst erzählt uns dazu ein Gleichnis vom Hausbau, siehe Matthäus 7,24-27

„24 Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. 25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. 26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. 27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein, und sein Fall war groß.“

Die Unterseite eines jeden Steines benötigt also ein festes Fundament!

Unser Ziegelstein besitzt auch zwei Stirnseiten. Das sind die beiden Seiten, die in einem Mauerwerk rechts und links an weitere Steine angrenzen. Als lebendige Steine können wir unsere Nachbarsteine oft nicht aussuchen. Gott setzt sie einfach neben uns, ob es uns paßt oder auch nicht. Solange wir noch auf dieser Erde leben, in unserer Gemeinde, wird es immer wieder zu Konfliktsituationen kommen mit Geschwistern, mit Nachbarsteinen, an denen wir uns gehörig reiben. Wir haben es selbst schon oft genug auch hier erlebt. Und dabei sitzen wir doch alle in demselben Boot, in Seiner Gemeinde. Ein jeder dieser lebendigen Steine wird gebraucht. Wir können uns da nicht einfach absondern, als lebendiges Steinchen aus dem Mauerwerk springen. Wir würden eine große Lücke hinterlassen, durch dieses Loch in dieser Wand hätte der Feind eine viel größere Angriffsfläche. Und ohne die schützende Gemeinde könnten wir draußen untergehen, ohne Fundament werden wir im Schlamm versinken. Auch wenn uns unsere Nachbarsteine nicht passen, wir große Probleme mit ihnen haben, denken wir daran: Gott arbeitet auch durch sie an uns. Unser HERR arbeitet auch durch uns an ihnen, bis wir und bis auch unsere Nachbarsteine zu seiner Ehre an diesen Stirnseiten glattpoliert sind. Deshalb, sagen wir doch grundsätzlich ja auch zu den Geschwistern, an denen wir uns gerade besonders reiben.

Die Außenseite unseres lebendigen Steines ist gleichzeitig auch der direkte Berührungspunkt mit der Welt, die uns umgibt. Einladend sollte diese Außenseite aussehen, einladend, echt und freundlich. Gleichzeitig bietet diese Außenseite der Gemeinde Schutz vor allen möglichen Gefahren. Und darüber hinaus sollte diese Außenseite nicht stumm sein, wie es vielleicht ein häßliches Mauerblümchen sein mag, sondern ihre Aufgabe ist es vor allem, Sein Evangelium zu verkündigen, für Ihn zu leuchten, mit all den Gaben, die uns unser HERR geschenkt hat. Davon spricht auch unser heutiger Text aus dem Petrusbrief, siehe 1. Petrus 2,9

„…Deshalb sollt ihr die großen Taten Gottes verkündigen, der euch aus der Finsternis befreit und in sein wunderbares Licht geführt hat.“

Im Gegensatz zur Außenseite eines solches lebendigen Steines führt seine Innenseite geradezu ein unscheinbares Leben, offensichtlich ohne Glanz und ohne Außenwirkung. Diese Seite zeigt in die Innenräume der Gemeinde, in die Gruppenräume, in den Gemeindesaal, in die Wirtschaftsräume. Hier wird der Gottesdienst gefeiert, hier wird gebetet, hier wird Sein Wort gelesen, hier wird gesungen, gespielt und gelacht. Hier wird vor allem die Beziehung zu unserem HERRN Jesus gepflegt. Die Innenseite eines solches lebendigen Steines darf und soll sich mit allen anderen Innenseiten seiner Nachbarsteine daran beteiligen. Die Innenseite eines solchen Steines darf sich aber auch immer wieder zurückziehen, soll auch in die Stille gehen und Sein Wort lesen, darf mit seinem Fundament über alles mögliche sprechen, soll es loben und preisen und anbeten. Am besten dann, wenn die gemeinsamen Aktivitäten und die tägliche Arbeit noch nicht begonnen haben oder auch schon vorbei sind, entweder vielleicht nach dem Erwachen und / oder auch vor dem Schlafengehen.

Die Oberseite eines solchen lebendigen Gemeindebausteines hat es eigentlich am schwersten. Denn diese Oberseite ist gleichzeitig auch das Fundament für die lebendigen Bausteine, die über ihr draufliegen. Diese Oberseite kann aber auch nur dann ein gutes Fundament sein, wenn sie sich selber getragen weiß von unserem Eckstein, von unserem HERRN Jesus. Erst dann kann diese Oberseite tragen, für andere da sein und Lasten übernehmen. Ohne diesen Eckstein würde die Oberseite vielleicht schon bald unter der gewaltigen Last zusammenbrechen, sie würde nur noch klagen anstatt tragen… Wenn Jesus das Fundament und der Eckstein ist, dann ist diese Last besonders leicht, unser HERR Jesus verspricht es seinen lebendigen Steinen, siehe Mt 11,28-30: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

Singen wir nun aus Lied 212 die erste Strophe

„Seliges Wissen, Jesus ist mein! Köstlichen Frieden bringt es mir ein. Leben von oben, ewiges Heil, völlige Sühnung ward mir zuteil. Laß mich`s erzählen, Jesus zur Ehr, wo ist ein Heiland, größer als Er? Wer kann so segnen, wer so erfreuen. Keiner als Jesus. Preist Ihn allein!“

Jeder lebendige Baustein ist unserem HERRN wichtig. Wir sind Gottes Mitarbeiter, und das ist für uns ein unendlich großes Vorrecht und ein gewaltiges Geschenk mit unendlich großem Ewigkeitswert. Es ist für uns aber auch eine großartige Herausforderung und eine liebevolle Verpflichtung. Dabei hat uns Jesus den Weg bereits so sehr geebnet. Ich denke da an das jüdische Volk im Alten Testament. Natürlich hat unser HERR durch Sein Erlösungswerk am Kreuz von Golgatha auch alle diejenigen Juden erlöst und gerettet, die unserem Gott mit Freude und von Herzen gedient haben, die zumindest liebevoll versucht haben, das mosaische Gesetz einzuhalten, auch wenn dies völlig unmöglich war. Unendlich viele Böcke, Schafe und andere Opfertiere mußten für die Sünden des jüdischen Volkes ihr Leben lassen. Wir brauchen dagegen heute nicht mehr zu opfern. Denn, siehe Hebr 10, 14 + 18

„14 Für immer und ewig hat Christus mit dem einen Opfer alle Menschen, die Gott als seine Kinder annimmt, in eine vollkommene Gemeinschaft mit ihm gebracht… 18 Sind aber die Sünden vergeben, dann ist kein Opfer mehr nötig.“

Die einzigen Opfer, die unser HERR heute von uns erwartet, sind ein dankbares Leben zu Seiner Ehre, siehe zum Beispiel Hebr 13,15 nach „HfA“:

„Wir wollen nicht aufhören, Gott im Namen Jesu zu loben und ihm zu danken. Das sind unsere Opfer, mit denen wir uns zu Gott bekennen.“

Damals, im Alten Testament, waren nur die Leviten das auserwählte priesterliche Geschlecht. Nur sie durften dem HERRN im Tempel dienen. Da hätten wir als oberbayrische Volksgruppe überhaupt keine Chance gehabt. Nur der Hohepriester hatte einmal im Jahr Zutritt in das Allerheiligste dieses Tempels. In dem Moment, als Jesus stirbt, zerreißt jedoch der Vorhang im Tempel, der das Allerheiligste von den übrigen Räumen in diesem Tempel abtrennt, siehe

Mt 27,51: „Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von oben an bis unten aus.“

Seitdem haben alle wiedergeborenen und erlösten Christen einen direkten Zugang in dieses Allerheiligste, zu dem Thron Seiner Gnade. Wir können jederzeit mit Jesus direkt in Verbindung treten, dazu brauchen wir heute keinen Leviten oder auch Hohepriester mehr. Dazu benötigen wir auch keinen Papst. Und auch Maria, die Mutter unseres HERRN, braucht sich nicht bemühen als Vermittlerin Seiner Gnadengaben, wir brauchen sie nicht. Wir brauchen sie vor allem auch nicht anbeten und sie um Gnade für unsere Sünden bitten. Das alles haben wir nicht nötig! Wir brauchen keinen Vermittler mehr, nein, wir dürfen als Erlöste direkt mit unserem HERRN Jesus in Verbindung treten. Nicht nur einmal im Jahr, sondern täglich, stündlich, ja, jederzeit! Wir können jederzeit die Vergebung unseres HERRN in Anspruch nehmen, während das Volk Israel damit bis zu dem Versöhnungstag warten mußte, der nur einmal im Jahr gefeiert wurde. Jesus ist zu unserem Hohepriester geworden, dazu schreibt uns der Hebräerbrief, siehe Hebr 4,14-16: „Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so laßt uns festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum laßt uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.“

Hebr 10,19 drückt diese Tatsache so aus, ich lese nach „HfA“:

„Und so, liebe Brüder, können wir jetzt durch das Sterben Jesu Christi, durch das Opfer seines Blutes frei und ungehindert in das Heiligtum eintreten und zu Gott selbst kommen.“ Als lebendige Bausteine, als Gottes Mitarbeiter, haben wir das ständige Vorrecht, jederzeit mit unserem HERRN zusammen zu sein!“

Singen wir nun aus Lied 212 die dritte Strophe

„Völlig Sein eigen! Nichts such ich mehr; Jesus, Er stillet all meine Begehr. Treu will ich dienen, Ihm immerdar, bis ich gelang zur oberen Schar. Laß mich`s erzählen, Jesus zur Ehr, wo ist ein Heiland, größer als Er? Wer kann so segnen, wer so erfreuen. Keiner als Jesus. Preist Ihn allein!“

Als lebendige Steine sind wir Gottes Mitarbeiter, und wir sind noch viel mehr! Unser Text aus dem 1. Petrusbrief deutet eine gewaltige Tatsache an, die wir vorhin bestimmt überlesen und auch überhört haben und die uns allen offensichtlich nur sehr wenig bewußt ist, nämlich daß wir als gläubige Christen allesamt Priester sind. Auch die Offenbarung zeigt uns unsere priesterliche Stellung vor unserem HERRN, siehe Offb 1,4-6:

„Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und Herr über die Könige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut und uns zu Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater, ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“

Das geht mich ja gar nichts an…, so ist immer mein erster Gedanke, wenn ich diese Verse oft gleichgültig lese. Ich bin ja nur ein kleines, oft störrisches Schaf in Seiner großen Herde… Heute habe ich zwar gelernt, daß ich darüber hinaus ein lebendiger Baustein sein darf…aber doch ganz gewiß kein Priester…!

Allerdings bestätigt ein weiterer Blick in den ersten Petrusbrief diese großartige Stellung, die wir vor unserem HERRN haben, siehe 1Petr 2,5-9 nach „HfA“:

„Auch ihr seid solche lebendigen Steine, aus denen Gott sein Haus, die Gemeinde, aufbauen will. Darin sollt ihr als seine Priester dienen, die ihm als Opfer ihr Leben zur Verfügung stellen. Um Jesu willen nimmt Gott diese Opfer an. Es steht ja schon in der Heiligen Schrift: «Einen ausgewählten, kostbaren Grundstein werde ich in Jerusalem legen. Wer auf ihn baut, steht fest und sicher.» Ihr habt durch euern Glauben erkannt, wie wertvoll dieser Grundstein ist. Für alle aber, die nicht glauben, gilt das Wort: «Der Stein, den die Bauarbeiter weggeworfen haben, weil sie ihn für unbrauchbar hielten, ist zum Grundstein des ganzen Hauses geworden. Er ist ein Stein, an dem sich die Menschen stoßen, ja, der sie zu Fall bringt.»a Denn sie stoßen sich nur deshalb daran, weil sie dem Wort Gottes nicht gehorchen. Wenn sie stolpern und fallen, ist das unvermeidlich. Ihr aber seid das von Gott auserwählte Volk, seine königlichen Priester, Menschen, die ihm gehorchen und sein Eigentum sind. Deshalb sollt ihr die großen Taten Gottes verkündigen, der euch aus der Finsternis befreit und in sein wunderbares Licht geführt hat.“

Da steht es schwarz auf weiß, auch in der modernen Übertragung „Hoffnung für alle“: Jeder Jünger Jesu, jeder wiedergeborene Christ ist als Bote unseres Herrn ganz persönlich zur Priesterschaft berufen! Wir haben durch unseren HERRN Jesus einen unmittelbaren Zugang zu unserem allmächtigen Gott, wir dienen Ihm ganz persönlich. Jesus hat uns Seinen Heiligen Geist geschenkt, dazu viele Gaben und Seinen ganz persönlichen überreichen Segen, siehe Eph 1,3:

„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.“

Wir haben also die besten Voraussetzungen dazu, um in der Kraft Seines Geistes zu einem guten Priester unseres HERRN zu werden, um dieses Priesteramt auszufüllen, so wie es auch der Paulus einem gläubigen Mann namens Archippus empfiehlt, siehe Kol 4,17:

„Sagt dem Archippus: Sieh auf das Amt, das du empfangen hast in dem Herrn, daß du es ausfüllst!“

Diese allgemeine Priesterschaft der Gläubigen können wir nur in Seiner Kraft und Vollmacht ausleben. Paulus gibt uns dazu vor allem im Epheserbrief viele Tips, siehe zum Beispiel Eph 4,25-27:

„Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Zürnt ihr, so sündigt nicht; laßt die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen, und gebt nicht Raum dem Teufel.“

Siehe auch Eph 5,15-20:

„So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit. Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern laßt euch vom Geist erfüllen. Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“

Zu einem lebendigen und vernünftigen Gottesdienst soll unser Leben werden, siehe Römer 12,1 nach „HfA“:

„Weil ihr Gottes Barmherzigkeit erfahren habt, fordere ich euch auf, liebe Brüder, mit Leib und Leben für Gott dazusein. Seid ein lebendiges und heiliges Opfer, das Gott gefällt. Einen solchen Gottesdienst erwartet er von euch.“

Wenn wir so immer mehr in diese Priesterschaft hineinwachsen, dann wird Seine Liebe und Seine Lehre immer mehr unser Herz ausfüllen, wir werden weiter wachsen im Glauben an unseren HERRN Jesus. Dann kann unser Heiland die Gaben, die Er uns geschenkt hat, immer mehr zur Entfaltung bringen. Diese Entwicklung nennen wir auch Heiligung. Diese Heiligung ist Gottes Wille für unser Leben (vergl 1. Thess 4,3).

In Ihm zu leben, das ist das große Geheimnis. In Christus zu leben, das schenkt uns so viel Kraft und Freude in unserem allgemeinen Priestertum. Dann kann unser Heiland in uns wirken, dann dürfen wir Jesus immer ein wenig mehr ähnlicher werden und so ein Vorbild sein für all unsere Verwandten, Freunde und Bekannten. Dann kann unser Heiland uns gebrauchen, als lebendige Steine, als Priester in Seinem Dienst. Und dazu ist ein jeder von uns berufen, ein jeder, der unseren Heiland von Herzen lieb hat, Amen!