Gottesdienst Heiligabend 1999
Jürgen Schulig
1.Klassisches Stück, Vortrag Familie Gail
2.Die Weihnachtsgeschichte Lukas 2, 1-20
„1 Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. 15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.“
3.Klassischer (Lied-) Vortrag Familie Gail
4.Ein persönliches Zeugnis von mir
Weihnachten 1983 – ein Zeugnis, als ich noch nicht gläubig war!
– nach einer Heiligabend – Feier im trauten Familienkreis gedichtet –
Am liebsten wäre ich allein,
in meinem Zimmer möchte ich sein.
Doch die Familie macht sich fein,
mit mir, bei Braten und Kerzenschein.
Ist das nicht eine: Heuchelei?
Wir alle finden unseren Frieden
so reizend unter`m Weihnachtsbaum.
Auch wenn wir uns auch sonst oft mieden,
herrscht heut das Glück in diesem Raum.
Gibt’s Hoffnung in der: Frömmelei?
Obwohl wir nicht zur Kirche gehen,
berieseln Weihnachtslieder taube Ohren!
Ach, wär ich Christ, ich könnt verstehen,
daß unser Heiland ward geboren!
Und weiter geht’s mit: Schenkerei?
Alljährlich heißt es wieder: Schenken!
Doch was passiert die übrige Zeit?
Da mag man an sich selbst nur denken
und gibt sich wenig hilfsbereit!
Was jetzt kommt, das ist: Völlerei!
Wir futtern schmatzend unseren Braten,
mit allem, was dazugehört.
Der Magen blubbert – und wir beraten,
was noch zu Weihnachten gehört.
Was übrigbleibt, ist: Sauferei?
Der Wein verschönt uns diese Stunden,
läßt uns den Abend friedlich werden,
auch Schnaps verklebt Familienwunden,
jetzt wird’s zum schönsten Fest auf Erden!
Doch: Was soll bloß diese: Feierei?
Ich gebe zu, der Sinn des Lebens,
ist mir noch ziemlich unbekannt.
Wer wird mir Geist und Frieden geben,
in unserem kommerziellen Land?
Vielleicht hilft mir die: Beterei?
Erstaunlich, daß ich 1983 schon an Beterei gedacht habe!
Acht Jahre später war es endlich soweit, ab August 1991 hat mein Leben nach vielen selbstsüchtigen Irrwegen seinen Sinn gefunden, ich konnte zum HERRN finden. Mein Zeugnis habt Ihr schon oft genau gehört. Ich bin froh, daß Weihnachten heute für mich einen Sinn hat, nicht nur am 24. Dezember, sondern eigentlich jeden Tag.
Vor kurzem habe ich ein ganz bekanntes Weihnachtslied auf CD gehört, ganz wunderbar vertont, ich möchte es uns allen zur Einstimmung auf unser heutiges Thema einmal vorspielen.
5.Liedvortrag: Herbei, o ihr Gläubigen (Kassettenrekorder)
6.Eine Weihnachtsgeschichte
Der besuchte Planet
Eine Weihnachtsphantasie von J.B. Phillips (oder für Ostern?)
Es war einmal ein sehr junges Engelchen. Ihm zeigte ein alter, würdiger Engel alle Pracht und Herrlichkeit des göttlichen Universums. Leider müssen wir gestehen, daß der junge Engel dabei müde wurde und sich langweilte. Man zeigte ihm die wirbelnden Milchstraßen, die glühenden Sonnen und die unendlichen Entfernungen in der tödlichen Kälte des Weltalls. Für das Verständnis unseres kleinen Engels war das alles ein bißchen viel. Schließlich führte man ihn auch in die Nähe der Milchstraße, zu der unser Sonnensystem gehört.
Als sich die beiden dem Stern näherten, den wir als unsere Sonne bezeichnen, und den Planeten, die sie umkreisten, deutete der ältere Engel auf einen kleinen, unbedeutenden Himmelskörper, der sich sehr langsam um seine Achse drehte. Er erschien dem kleinen Engel so uninteressant wie ein schmutziger Tennisball im Vergleich zu all der Pracht und Herrlichkeit, die er zuvor gesehen hatte.
,,Ich möchte, daß du dir den ganz besonders anschaust“, sagte der ältere Engel und wies mit dem Finger darauf.
,,Na ja, er sieht sehr klein und noch dazu ziemlich schmutzig aus“, antwortete der kleine Engel. ,,Was ist denn so Besonderes an ihm?“
,,Dieser hier“, erwiderte der Ältere, ,,ist der Planet, der besucht wurde.“
,,Besucht? Du meinst doch nicht etwa besucht von . .
,,Genau das will ich sagen. Unser junger Prinz der Herrlichkeit besuchte diese kleine Kugel.“ Und der ältere Engel verneigte sich ehrfürchtig. ,,Aber wie denn?“ fragte der jüngere. ,,Du meinst, daß unser großer und herrlicher Prinz mit seiner wunderbaren Schöpfung, die millionenfach größer ist als das, was ich bisher gesehen habe, plötzlich heruntergestiegen ist auf diese kleine Kugel? Warum sollte er so etwas tun?“ ,,Es steht uns nicht zu, Fragen zu stellen“, sagte der Ältere ein wenig steif. ,,Offensichtlich beeindrucken unseren Herrn, im Gegensatz zu dir, Größe und Zahlen überhaupt nicht. Aus dem gleichen Grund machte es ihm auch nichts aus, so zu werden wie sie. Wie hätte er sie sonst besuchen können?“
Das Gesicht des kleinen Engels zog sich vor lauter Widerwillen in zornige Falten zusammen. ,,Willst du etwa behaupten, daß er sich so tief erniedrigte, um wie eins dieser kriechenden und krabbelnden Geschöpfe auf diesem treibenden Ball zu werden?“
,,Ja, das meine ich. Und ich glaube nicht, daß er es richtig fände, wenn du von den kriechenden und krabbelnden Geschöpfen, noch dazu in diesem Tonfall, sprichst. Wenn es uns auch noch so unverständlich vorkommt, er liebt sie. Er ging zu ihnen, um sie zu besuchen und um sie zu sich zu ziehen, damit sie einmal würden wie Er.“ Der kleine Engel sah ganz verwirrt aus. Diese Vorstellung ging beinahe über seinen Verstand.
,,Schließ einen Moment deine Augen“, sagte der Ältere, ,,wir werden in die Vergangenheit zurückgehen.“
Während der kleine Engel seine Augen zumachte, näherten sie sich dem drehenden Ball. Der hörte plötzlich auf, sich zu drehen, rollte mehrfach in seine ehemalige Position zurück und nahm dann langsam die gewöhnliche Rotation wieder auf.
,,Jetzt schau!“ Plötzlich erschienen hier und da auf der trüben Oberfläche der Erdkugel kleine Flämmchen. Einige leuchteten nur einen Moment lang. Andere blieben ziemlich lange hell. ,,Du hast jetzt diese kleine Welt vor dir, wie sie vor einigen 1000 Jahren aussah“, sagte der ältere Engel. ,,Jede Flamme und jeder Lichtschein, die du erkennen kannst, offenbaren etwas von dem Wissen und von der Weisheit des Vaters, die in den Köpfen und Herzen der Menschen dieser Erde damals hindurchbrach. Wie du siehst, können nicht viele Menschen seine Stimme hören. Sie verstehen einfach nicht, was er sagt, obwohl er zu ihnen die ganze Zeit liebevoll und geduldig spricht.“
Die Erde fuhr fort, sich um die Sonne zu drehen und zuwenden. Aber plötzlich erschien in der oberen Hälfte der Erdkugel ein kleines Licht. Es war so strahlend hell, daß die beiden Engel ihre Augen schließen mußten.
,,Ich denke, ich weiß, was das ist“, sagte der kleine Engel mit leiser Stimme. ,,Das war der Besuch, nicht wahr?“
,,Ja, das war der Besuch. Er, der das Licht ist, kam auf die Erde und lebte mitten unter ihnen. Aber gleich wird das Licht wieder verlöschen.“
,,Warum? Konnte er ihre Dunkelheit und Dummheit nicht ertragen? Mußte er wieder zurückkehren?“
,,Nein, das war es nicht“, erwiderte der ältere Engel. Seine Stimme klang ernst und traurig. ,,Sie waren nicht dazu fähig, Ihn als den zu erkennen, der Er war. Nur wenige sahen Ihn. Die meisten zogen ihre Dunkelheit seinem Licht vor. Und zum Schluß töteten sie Ihn.“
,,Diese Narren, diese verrückten Narren. Sie verdienen es nicht . . ,,Weder du noch ich, noch irgendein anderer Engel weiß, warum sie so töricht und so gottlos waren. Aber wir haben kein Recht zu sagen, was sie verdienen und was sie nicht verdienen. Nur die Tatsache bleibt bestehen, daß sie unseren Prinzen der Herrlichkeit töteten, während er bei ihnen war als Mensch.“
,,Und das, nehme ich an, war das Ende? Ich sehe, die ganze Erde ist schwarz und dunkel geworden.“
,,Warte nur, noch sind wir weit entfernt vom Ende der Geschichte des Planeten, der besucht wurde. Paß jetzt auf! Aber sei vorsichtig und bedecke wieder deine Augen.“
Über und über schwarz vor Dunkelheit drehte sich die Erde dreimal herum. Und dann flammte mit unerträglichem Glanz ein Licht auf.
,,Was ist das?“ fragte der kleine Engel und schützte seine Augen.
,,Sie töteten ihn, aber er überwand den Tod. Der Tod ist es, vor dem sich die meisten ihr Leben lang fürchten. Er hat ihn überwunden und zunichte gemacht. Und er stand wieder auf von den Toten, und einige sahen ihn. Von diesem Augenblick an stellten sie sich mit ihrem ganzen Leben Ihm völlig zur Verfügung.“
,,Danken wir dem Herrn dafür“, sagte der kleine Engel.
,,Amen. Öffne deine Augen, der grelle Schein ist verschwunden. Der Prinz ist zurückgekehrt in seine Wohnung des Lichts. Aber jetzt schau auf die Erde.“
Während sie hinabsahen, begann anstelle des grellen, durchdringenden Lichtes ein heller Schein zu leuchten, der heftig flackerte. Und als sich die Erde wieder viele Male gedreht hatte, breiteten sich kleine Lichtpunkte aus. Einige leuchteten auf und
erstarben. Aber die meisten von ihnen brannten stetig. Und während sie noch hinschauten, sahen sie über vielen Bereichen der Erdkugel einen hellen Schein.
,,Siehst du, was da passiert ist?“ fragte der ältere Engel. ,,Der helle Schein geht von den treuen und aufrechten Menschen aus, die er zurückließ. Mit seiner Hilfe geben sie das Licht weiter, und inzwischen leuchten die Lichter überall auf der ganzen Erde.“
,,Ja, ja“, sagte der kleine Engel ungeduldig, ,,aber wie soll das enden? Werden sich die kleinen Lichter miteinander verbinden? Wird einmal alles nur Licht sein, so wie es im Himmel ist?“
Der Ältere schüttelte den Kopf. ,,Wir wissen es nicht“, erwiderte er. ,,Das ist verschlossen in der Weisheit unseres himmlischen Vaters. Manchmal ist es geradezu eine Qual, auf die Erde zu sehen. Aber manchmal packt uns unaussprechliche Freude. Das Ende ist noch nicht gekommen. Aber jetzt weiß ich, daß du verstehst, warum dieser kleine Ball so wichtig ist. Er hat ihn besucht. Er handelt mit den Menschen dieser Erde nach seinem Plan.“
7.Lied 432, 1. und 2. Strophe
- Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte, die Du geschaffen durch Dein Allmachtswort, wenn ich auf alle jene Wesen achte, die Du regierst und nährest fort und fort, dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher zu: Wie groß bist Du! Wie groß bist Du! Dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher, zu: Wie groß bist Du! Wie groß bist Du!
- Blick ich empor zu jenen lichten Welten und seh der Sterne unzählbare Schar, wie Sonn und Mond im lichten Äther zelten, gleich goldnen Schiffen, hehr und wunderbar, dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher zu: Wie groß bist Du! Wie groß bist Du! Dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher, zu: Wie groß bist Du! Wie groß bist Du.
8.Schlußgedanken
Daß Jesus vor etwa 2000 Jahren auf die Welt gekommen ist und auch gelebt hat, das bestreiten selbst die größten Bibelkritiker nicht, dazu gibt es viel zu viele Beweise und Zeugnisse. Nur mein eigener Kleinglaube ist hier oft zu verzagt.
Nach dem Sündenfall der Menschheit, nach der Verführung Adams und Evas durch die Schlange, ist Weihnachten nötig geworden, aber auch gleichzeitig Ostern…, damit wir als Menschen, damit wir als Sünder wieder zu Gott kommen können und in Seinem Frieden ewig leben dürfen, so wie es Gott bereits für Adam und Eva im Paradies vorgesehen hat. Wir als Menschen sind eben kein gottverlassenes Gewürm auf einem von Milliarden Planeten, nein, als Seine Schöpfung sind wir Sein größtes Werk, sind wir zu einem Ebenbild Gottes geschaffen…
„27 Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, a zum Bilde Gottes schuf er ihn; und b schuf sie als Mann und Weib.“
(1. Mose 1,27)
Und auch deshalb hat Gott diese in Sünde gefallenen Menschen so lieb, deshalb hat Gottvater diesen wunderbaren und genialen Heilsplan geschmiedet, Seinen Sohn auf diese Erde zu entsenden, zur Errettung aller, die an Ihn glauben…, deshalb feiern wir Weihnachten, Gott hat uns Jesus geschenkt!
Und was bedeutet Weihnachten für Gott? Gott möchte uns in Seiner Liebe mit sich versöhnen – aber Weihnachten bedeutet für Gott auch unerträgliche Schmerzen, durch Jesu Tod am Kreuz…, Weihnachten und Ostern, Krippe und Kreuz gehören ganz eng zusammen!
Jesus hat sich vom Starkstrom in Schwachstrom umwandeln lassen, als Er auf diese Welt kam, damit wir nun als Glaubende mit unseren Schwachstrombirnen für Jesus leuchten dürfen als Lichter in dieser Welt, auf diesem Planeten, wie es uns die erste kleine Weihnachsgeschichte mit dem kleinen und dem großen Engel verdeutlicht hat.
Jesus ist diesen Weg nach unten gegangen, um uns abzuholen, da, wo
wir stehen, damit wir mit Ihm den Weg nach oben gehen, mit Ihm in den Himmel pilgern dürfen! Wenn wir dieses Geschenk Gottes annehmen, mit Jesus in Seine Fußstapfen treten, dann erleben wir täglich Weihnachten, dann hat unser Leben seinen göttlichen Sinn wiedergefunden, dann ist Jesus uns zum täglichen Weihnachtsgeschenk geworden.
9. Lied 432, dritte und vierte Strophe
- Wenn mir der HERR in Seinem Wort begegnet, wenn ich die großen Gnadentaten seh, wenn Er das Volk des Eigentums gesegnet, wie Er`s geliebt, begnadigt je und je, dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher zu: Wie groß bist Du! Wie groß bist Du! Dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher, zu: Wie groß bist Du! Wie groß bist Du!
- Und seh ich Jesus auf der Erde wandeln, in Knechtsgestalt, voll Lieb und großer Huld, wenn ich im Geiste seh Sein göttlich Handeln, am Kreuz bezahlen vieler Sünder Schuld, dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher zu: Wie groß bist Du! Wie groß bist Du! Dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher, zu: Wie groß bist Du! Wie groß bist Du!
10. Passend zu diesem Lied und zu meiner kleinen Andacht jetzt noch eine weitere kurze Weihnachtsgeschichte
OPAS SELTSAME WEIHNACHTSGEDANKEN
(von Andreas Schwantge)
Lautlos fiel der Schnee in dichten Flocken auf das kleine Dorf. Am Ortsende stand ein altes, einfaches Haus. Auch hier war, wie in allen Häusern, ein Weihnachtsbaum schön geschmückt. Unter ihm lag, wie überall, eine Vielzahl von Geschenken.
Der Großvater saß in einem zerschlissenen, weinroten Sessel und sah seinen Enkeln zu. Theo und Marion schauten mit glänzenden Augen auf den geschmückten Baum und sangen: „0 du fröhliche…“ Ihre Eltern standen hinter ihnen. Als das Lied zu Ende war, nahm der Großvater seine Bibel und las vor: „Es begab sich aber zu der Zeit, daß der Kaiser Augustus befahl, daß alle Leute in seinem Reich gezählt würden. Und diese Volkszählung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius der kaiserliche Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging, damit er sich zählen ließe, ein jeglicher in seine Geburtsstadt. Da machte sich auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, auf, um in die Stadt Davids, nach Bethlehem, ins jüdische Land zu gehen.“
Als er die Weihnachtsgeschichte gelesen hatte, stürmten Theo und Marion sofort zu den Geschenken unter dem Weihnachtsbaum. Bald hatte auch der Großvater zwei liebevoll verpackte Päckchen im Schoß liegen.Er nahm die Kinder in die Arme, drückte sie und bedankte sich bei ihnen.
So verlief dieses Weihnachtsfest wie immer. Ganz normal wie jedes Jahr. Sicher hätten Theo und Marion sich später nicht mehr an diesen Tag erinnert, wenn da nicht nicht… Mutter und Vater waren schon nach oben in die Wohnung gegangen. Doch Theo und Marion blieben noch bei ihrem Großvater. Der saß mit traurig blickenden Augen in seinem Sessel. „Opa, was hast Du denn?“ fragte Marion. „Ich denke über. etwas nach…“, kam es murmelnd zurück. „Wie Gott Weihnachten gefeiert hat.“ – „Wie Gott Weihnachten gefeiert hat?“ Theos Gesicht war ein einziges Fragezeichen. „Ja“, Großvater nickte. „Wie mag Er wohl Weihnachten gefeiert haben ?“
Es blieb einige Minuten ruhig im Zimmer. Dann holte der Großvater nochmals tief Luft. „Als die Hirten auf dem Feld die Loblieder der Engel hörten, da dachte Gott vielleicht an den Garten Gethsemane. Dort sah er Seinen Sohn vor sich, wie dieser betend rief: „Wenn`s möglich ist, laß diesen Kelch an mir vorübergehen.“ Als die Hirten vor Jesus knieten, da hörte Gott in Gedanken die Kriegsknechte, wie sie Jesus bei der Folter verspotteten.
Als die Weisen aus dem Morgenland fragten: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“, da sah Gott die Inschrift über dem Kreuz: Jesus von Nazareth, der Juden König. Als der alte Simeon Jesus auf den Arm nahm, da… Großvater schluckte. Es war, als blickte er in weite Ferne. Die beiden Kinder saßen vor ihm auf dem Teppich und sahen ihn ernst an. „Als Simeon Jesus auf den Arm nahm“, begann der Großvater von neuem, „da sah Gott schon den zerschundenen Rücken seines einzigen, geliebten Sohnes. Als Maria in Jesu Gesicht sah und Ihm über die Stirn streichelte, da sah Gott die Dornenkrone auf Seinem Kopf. Als Jesus die Arme zur Mutter ausstreckte, da sah Gott die Nägelmale in den Händen des Heilands. Als Jesus ´Papa`sagen lernte, da hörte Gott: ´Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?`“ Großvater seufzte. „Und Du meinst, Opa“, sagte Marion leise, „so könnte Gott Weihnachten gefeiert haben?“ – „Das wäre ja keine Freude mehr, nur noch Traurigkeit…“ fügte Theo hinzu. Plötzlich huschte ein Lächeln über Großvaters Gesicht. „Ja, wenn nur diese Gedanken Gott durch den Kopf gegangen wären, dann müßten auch wir trauern. Aber…“ Nun sah er seinen Enkeln direkt ins Gesicht. „Theo, Marion – Gott wußte, für wen dies alles sein mußte. Jesus mußte die Strafe für unsere Sünden tragen. Jesus ist Gottes Geschenk an uns. Und er gab ihn, einfach, weil Er uns liebhat.“ – „Und jetzt dürfen wir Jesus auch liebhaben“, sagte Theo leise, ja ehrfurchtsvoll.
,,Ja“, meinte Marion. ,>Wir dürfen nun Seine Kinder werden. Er starb am Kreuz für unsere Schuld. Wer Ihn um Vergebung bittet und in sein Leben einläßt, wird Gottes Kind!“ Großvater lächelte ,,Ja, nun dürfen wir uns an Weihnachten freuen. Deshalb sangen die Engel keineTrauerlieder, sondern Loblieder.“
Es war eigenartig. Auf einmal schien es, als verblaßte der Weihnachtsbaum mit seinen Lichtern, so als wäre ein helleres Licht aufgegangen. Die Kinder schauten sich an. Sie hatten den tieferen Sinn von Weihnachten verstanden. Tannenbaum, Kerzen, Lebkuchen und Geschenke – darüber durften sie sich freuen. Aber das Schönste war, daß Jesus, der Retter, auf die Welt gekommen war. Als Theo und Marion später die Treppe zur Wohnung hinaufgingen, sagte Marion leise: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr…“ Theo nickte. ,,Und Gott gab Jesus für uns, weil Er uns liebhat – das ist das größte Geschenk!“ -,,Und wir dürfen Ihm unser Leben schenken – ja, Er hat uns lieb!“ ergänzte Marion.
11.Gebetszeit
12.Weihnachtslied – nach Wunsch der Gemeinde