Unser Glauben im Test

Predigt Jürgen 4. Januar 2009

Markus 6, 45 – 52

Unser Glauben im Test

Normalerweise kaufe ich mir einmal im Jahr, aber auch nicht öfter, eine „Bild“ – Zeitung. Da ich in diesem Jahr mein Soll hier noch nicht erfüllt hatte, war es dann endlich soweit während meines Weihnachtsaufenthaltes bei meiner Mutter. Eine riesige Schlagzeile predigte mich an: „Die 100 besten Schlankmacher“ – und das zum Jahreswechsel, das passt doch genau. Da sind doch die 0,60 Euro bestens investiert! Gesagt, getan, gekauft!

Die Liste mit den besten Schlankmachern erweist sich als überaus wertvoll, über 59 Lebensmittel werden hier unter anderem aufgeführt. Und noch ein ganz anderer Artikel erweckte mein gesteigertes Interesse, es ging dabei um unsere aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise. So einfach und lustig sei diese Finanzkrise noch nie erklärt worden, bemerkt dazu die „Bild“. Und so will ich heute ausnahmsweise mal zum Einstieg einen Artikel aus der „Bild“ vom 27. Dezember 2008 zitieren:

„Es war einmal… Mandy besitzt eine leider nicht sehr erfolgreiche Kneipe in Berlin – Kreuzberg. Um den Umsatz zu steigern, beschließt sie, die Getränke der Stammkundschaft (hauptsächlich alkoholkranke Hartz IV – Empfänger) auf den Deckel zu nehmen, ihnen also Kredit zu gewähren.

Das spricht sich in Kreuzberg schnell herum und immer mehr Kundschaft drängt sich in Mandys Bar. Da die Kunden sich um die Bezahlung keine Sorgen machen müssen, erhöht Mandy die Preise für Bier und Schnaps und steigert damit auch massiv ihren Umsatz.

Der junge und dynamische Kundenberater der lokalen Bank bemerkt Mandys Erfolg und bietet ihr eine unbegrenzte Kreditlinie an. Um die Deckung macht er sich keinerlei Sorgen, er hat ja die Schulden der Trinker als Deckung. Zur Refinanzierung – eine Bank muss ja ihr Geld irgendwo herkriegen – taufen top ausgebildete Investmentbanker die Bierdeckel in verbriefte Schuldverschreibungen um, nennen sie „Suffbond“, „Alkbond“ und „Kotzbond“.

Diese Papiere laufen unter der modernen Bezeichnung „SPA“ („Super Prima Anleihen“) und werden bei einer usbekischen Online – Versicherung per E-Mail abgesichert. Daraufhin werden sie von mehreren Rating – Agenturen mit ausgezeichneten Bewertungen versehen. Niemand versteht zwar, was die Abkürzungen bedeuten oder was genau diese Papiere beinhalten, aber dank  steigender Kurse werden diese Konstrukte ein Renner für institutionelle Investoren.

„SPA“ ist ein Hit, Vorstände und Investmentspezialisten der Bank erhalten Boni im dreistelligen Millionenbereich. Eines Tages, obwohl die Kurse immer noch steigen, stellt ein Risiko – Manager, der später wegen seiner negativen Grundeinstellung selbstverständlich entlassen wurde, fest, dass es an der Zeit sei, die ältesten Deckel von Mandys Kunden langsam abzukassieren (fällig zu stellen nennen das die Banker).

Überraschenderweise können weder die ersten noch die folgenden Kneipenkunden ihre Schulden, von denen viele inzwischen ein Vielfaches ihres Jahreseinkommens betragen, bezahlen. Suffbond, Alkbond und Kotzbond verlieren 98 % . Mandys Kneipe geht Pleite. Der Wein- und der Schnapsfabrikant gehen Konkurs. Beide hatten sich von Mandy lange und gerne mit „Super Prima Anlagen“ bezahlen lassen. Der Bierlieferant wird wegen der besonderen Bedeutung der Bierindustrie vom Staat teilweise entschuldet und von einer belgischen Investorengruppe übernommen.

Die Bank wird durch den Staat mit Steuergeldern gerettet. Der Bankvorstand verzichtet für das abgelaufene Geschäftsjahr auf den Bonus…“

Soweit die „Bild“ zur aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise.

Am 31. Dezember, vor einigen Tagen also, waren viele von uns in Murnau, um dort gemeinsam den Jahresausklang zu feiern. Nach einem sehr guten Abendessen vom kalt – warmen Buffet hatten wir die Gelegenheit, einen persönlichen Jahresrückblick zu halten und auch schon einen Blick in das neue Jahr 2009 zu versuchen. Was erwartet mich dann? Was wünsche ich mir? Für mich sieht dieser Ausblick nicht ganz so erfreulich aus. Ich rechne fest damit, dass wir im laufenden Jahr 2009 keine angekündigte und von vielen herbeigesehnte Gehaltserhöhung bekommen werden. Hier schlägt die Finanz- und Wirtschaftskrise auch schon bei uns ein wenig durch. Mein neuer Mietvertrag zum 1. März 2009 ist wahrscheinlich hinfällig, meine 75 jährige Vermieterin ist plötzlich zu einem Pflegefall geworden und meldet jetzt offensichtlich Eigenbedarf für eine mögliche Krankenpflegerin an. Ein Traum zerplatzt höchstwahrscheinlich. Gegenüber ungläubigen Verwandten habe ich voller Freude über meine neue Wohnung zeugnishaft auch schon von einer Gebetserhörung gesprochen, wie wunderbar der HERR doch Gebete erhört…! Und nun wird dieses Zeugnis sehr unglaubwürdig bei dieser Verwandtschaft, und das stimmt mich traurig. Wie soll ich geistlich damit umgehen? Die fragen sich doch bestimmt dann, vielleicht auch ein wenig spöttisch, was denn nun mit meinem Gott los sei und den Gebetserhörungen…. Darüberhinaus hinaus macht mir meine Mutter sehr große Sorgen. Sie wird immer vergesslicher, ihr steht eine zweite Knieoperation bevor, sie hat bereits jetzt große Schmerzen in ihren Kniegelenken, sie neigt zu Depressionen und fühlt sich mit ihren 75 Jahren einsam und verlassen… Das belastet auch mich ganz schön. Ich habe also keinen allzu großen Grund, fröhlich in die Zukunft zu blicken, wenn da nicht der HERR mein Trost und mein Heil wäre. Ihm darf ich all meine Sorgen und Nöte abgeben, Er schenkt mir immer wieder Trost und Hoffnung in Seinem Wort!

Es ist also durchaus möglich, dass mich ein krisendurchschütteltes neues Jahr erwartet, und vielleicht geht es Euch hier ähnlich. Auf meiner Rückfahrt von Bielefeld zum Starnberger See am 29. Dezember war ich vor allem wegen Mutter sehr traurig und ich habe mir deshalb im Zug mit meinem mp3 Player eine seelsorgerliche Predigt von Wilfried Plock angehört, von Wilfried Plock, der in einem Monat auch zu uns kommen wird. Wilfried Plock hat diese Predigt „Unser Glaube im Test“ genannt und er spricht hier zu uns über die Bewältigung gerade von Krisensituationen. Dieses Wort hat mich sehr angesprochen und ich denke, es ist für uns alle eine aktuelle und gute Botschaft. Ich werde dieses Thema deshalb heute auch zu meinem Thema machen und dabei Wilfried Plock immer wieder zitieren.

Wilfried liest uns zunächst einem Text aus dem Markusevangelium

Mk 6,45  Und alsbald trieb er (Jesus) seine Jünger, in das Boot zu steigen und vor ihm hinüberzufahren nach Betsaida, bis er das Volk gehen ließe.

Mk 6,46  Und als er sie fortgeschickt hatte, ging er hin auf einen Berg, um zu beten.

Mk 6,47  Und am Abend war das Boot mitten auf dem See und er auf dem Land allein.

Mk 6,48  Und er sah, dass sie sich abplagten beim Rudern, denn der Wind stand ihnen entgegen. Um die vierte Nachtwache kam er zu ihnen und ging auf dem See und wollte an ihnen vorübergehen.

Mk 6,49  Und als sie ihn sahen auf dem See gehen, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien;

Mk 6,50  denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber sogleich redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!

Mk 6,51  und trat zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich über die Maßen;

Mk 6,52  denn sie waren um nichts verständiger geworden angesichts der Brote, sondern ihr Herz war verhärtet.

Singen wir nun nach diesen einleitenden Gedanken die erste Strophe aus Lied 571:

„Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit Ihm gehen wir ins Licht. Sind wir ohne Gott, macht die Angst sich breit, aber mit Ihm fürchten wir uns nicht. Als die Welt noch jung war, die klaren Spuren Gottes trug, wollten Menschen schon so klug und ewig sein wie Er. Und bevor sie es versuchten, fühlten sie sich stark genug, doch wohin es führte, merkten sie erst hinterher. Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit Ihm gehen wir ins Licht. Sind wir ohne Gott, macht die Angst sich breit, aber mit Ihm fürchten wir uns nicht.“

Es ist eine sehr einfache Geschichte, wahrscheinlich ist sie uns allen sehr gut bekannt. Aber einfache Geschichten haben es manchmal ganz schön in sich. Es geht heute Morgen um unseren Glauben. Und wenn es um unseren Glauben geht, dann müssen wir zunächst zwei ganz verschiedene Arten von Glauben unterscheiden. Die Bibel spricht nämlich von einem rettenden Glauben und einem vertrauenden Glauben. Der rettende Glaube entsteht so: Ein Mensch hat die Wahrheiten der Bibel gehört. Er gibt diesem Wort recht und erkennt, dass er vor Gott ein sündiger Schuldiger ist, ein verlorener Mensch. Aber er bleibt da nicht stehen. Er tut Buße, er kehrt um und ändert seinen Sinn, er bekennt seine Schuld und setzt sein ganzes Vertrauen auf Jesus Christus und auf Sein am Kreuz vollbrachtes Opfer für Sünden. Er nimmt im Glauben die Vergebung Gottes an und erfährt im Glauben die Errettung. Er weiß: Ich bin jetzt nicht mehr verloren, ich bin errettet. Ich gehöre jetzt meinem HERRN, er hat mich errettet. Als der Gefängnisdirektor von Philippi in jener Nacht durch das Erdbeben geweckt wurde und aus dem Schlaf fuhr und fragte: Liebe Herren, was muss ich dafür tun, um errettet zu werden…? Da bekommt er die schlichte Antwort von Paulus und Silas: Glaube an den HERRN Jesus. So wirst Du und Dein Haus gerettet werden! – Das ist rettender Glaube! Wenn ein Mensch sein ganzes Vertrauen auf Jesus Christus setzt! Nicht mehr auf sich und seine guten Taten, nicht mehr auf eine Kirche oder Organisation, nicht mehr auf Wohltätigkeit und Anständigkeit… Sondern er setzt im Blick auf die ewige Errettung sein ganzes Vertrauen auf Jesus Christus!

Eine Frage: Warum sind dann einige von uns und aus unserer Verwandtschaft, die sich vielleicht Christen nennen, in diesem Sinn noch nicht biblisch errettet? Ich denke da vielleicht auch an meine Mutter… Entweder, sie sind noch nicht wirklich Sünder geworden in ihren eigenen Augen, noch nicht wirklich… Sie denken vielleicht: Ja, ja, wir sind ja alle kleine Sünderlein, nobody ist perfect… Aber ein echtes Sündenbewußtsein haben sie nicht. Sie erschrecken nicht vor der Heiligkeit Gottes und denken nicht: Ich bin ja verloren, ich gehe in die Hölle, wenn ich so weiterlebe… Erst dann fragt so ein Gefängnisdirektor: Was muss ich denn tun, um errettet zu werden?

So. Nun spricht die Bibel aber auch von vertrauendem Glauben. Wenn ein Sünder den HERRN Jesus als HERRN und Erretter erfasst hat, dann wird ihm die Gerechtigkeit Gottes geschenkt. Er ist jetzt ein Gerechter. Die Bibel sagt dazu:

Hab 2,4  Siehe, wer halsstarrig ist, der wird keine Ruhe in seinem Herzen haben, der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.

Er fängt an, aus seinem Glauben heraus zu leben. Das heißt, er beginnt mit dem unsichtbaren Gott zu leben, zu rechnen, bis hin in die Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens hinein. Er beginnt, aus dem vertrauenden Glauben heraus zu leben. Er vertraut dem HERRN im Blick auf Essen und Trinken, auf die Kleidung. Er hat es begriffen: Der große Gott, der sich um meine Errettung gekümmert hat, der Gott wird sich erst recht darum kümmern, dass ich was zum Anziehen habe und was zu essen. Er beginnt damit, seinem Gott auch in Bezug auf seine Arbeitsstelle zu vertrauen, auf einen Lebenspartner und Familie und Kindererziehung, auf seine Gesundheit und auch darauf, dass die Rente noch reichen wird. Er beginnt, sein ganzes Leben immer mehr in dieses Vertrauen hineinzunehmen: Gott sorgt für mich!

Hab 2,4  … der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben

Der Fisch lebt im Wasser, der Vogel in der Luft und der Christ im Glauben! Das ist sein Lebenselement. Dieser vertrauende Glauben ist nichts statisches, sondern etwas sehr dynamisches. Er kann wachsen, er kann aber auch abnehmen, er kann schwanken. Dieser vertrauende Glauben muss aber wachsen. Und darum geht es heute Morgen.

Singen wir nun die zweite Strophe aus Lied 571:

„Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit Ihm gehen wir ins Licht. Sind wir ohne Gott, macht die Angst sich breit, aber mit Ihm fürchten wir uns nicht. Lernen wir doch endlich aus den Fehlern der Vergangenheit! Fing nicht ohne Gott die Flut von Leid und Kriegen an? Floß nicht schon genügend Blut, ist es nicht wirklich an der Zeit, Gott zu suchen, der allein uns Menschen ändern kann? Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit Ihm gehen wir ins Licht. Sind wir ohne Gott, macht die Angst sich breit, aber mit Ihm fürchten wir uns nicht.“

Wie steht es um unsere Vertrauensbeziehung zu Gott? Haben wir einen Schönwetterglauben? Oder haben wir gar ein krisenfestes Vertrauen in unseren HERRN?

Dieser schlichte Text aus dem Markusevangelium kann uns helfen, uns da mal ein wenig zu prüfen. Was ist eigentlich ein starker Glaube?

Der HERR Jesus schickte die Jünger mit dem Boot voraus, während er allein auf dem Berg hinaufstieg, um zu beten. Die Jünger ruderten wie schon so oft über diesen See. Bis hierhin währte die Idylle. Dann kam nämlich Wind auf, starker Wind, Gegenwind! Wie hätte in dieser Situation ein starker Glaube ausgesehen? Ich muss im Konjunktiv formulieren, denn die Jünger hatten keinen starken Glauben. Wie hätte ein starker Glaube ausgesehen?

Da ist ein Sturm aufgekommen, aber unser HERR ist auf dem Berg, Er betet und Er sieht uns. Das genügt. Der HERR ist auf dem Berg und Er sieht uns! Wir vertrauen Ihm. Er wird uns nicht untergehen lassen! Er hat gesagt: Wir sollen vorausfahren, also wird Er auch noch nachkommen, und zwar zu Seiner Zeit. Jesus ist der HERR, Er hat alles im Griff! Er verspätet sich nicht! Das wäre ein starker Glaube gewesen in dieser Situation der Jünger!

Und was ist, zweitens, ein moderater Glaube? Mir ist kein anderes Wort eingefallen. Moderat kommt eigentlich aus der Musiksprache, von der ich eigentlich gar nichts verstehe und bedeutet so viel wie „nur mäßig bewegt“. Irgendwie in der Mitte, zufriedenstellender Glaube halt. Nicht stark, aber auch nicht schwach, Note befriedigend eben. Wie sieht solch ein moderater Glaube aus?

Wenn die Jünger zwar geglaubt hätten, dass der HERR Jesus sie vom Berg aus sieht, würden sie sich dennoch fragen: Warum kommst Du denn nicht? Warum greifst Du denn nicht jetzt ein?

Allmacht kann es sich leisten, zu warten. Gott ist nicht unser Oberkellner, der auf das erste Fingerschnalzen kommen muss, um unsere Wünsche zu erfüllen. Er kann warten. Wir wissen zwar, Gott hat alles unter Kontrolle, aber wir fangen an zu wanken, weil sich sein Eingreifen hinauszögert. Das ist ein moderater Glaube.

Und drittens…, schwacher Glaube! Das ist es, was wir hier bei den Jüngern sehen. Warum? Schaut! Zum einen war es noch gar nicht lange her, dass ihr Meister auf dem selben See Genezareth den Sturm gestillt hatte, in dem sie geraten waren, siehe Markus 4, zwei Kapitel vorher! Ab Vers 35 wird berichtet, wie Jesus diesen Sturm stillte. Die Situation war also gar nicht neu für die Jünger. Die Jünger wussten also bereits, dass Jesus auch solche Naturgewalten wie Stürme bändigen kann! Zum anderen… Was war denn hier in Markus 6 unmittelbar vorausgegangen? Schaut: Es war die Speisung der Fünftausend. Die Zwölf hatten unmittelbar vorher erlebt, wie Jesus mit wenigen Broten und Fischen tausende von Menschen sattgemacht hat! Das war direkt vor ihrer Abfahrt auf den See gewesen. Es lag erst ein paar Stunden zurück, ein paar Stunden! Wieso war ihr Glaube schon wieder so mickrig ein paar Stunden später auf dem See? Wir finden die Antwort in Vers 52

Mk 6,52  denn sie waren um nichts verständiger geworden angesichts der Brote, sondern ihr Herz war verhärtet.

Cardios clerose… Herzverhärtung! Ja, das steht hier im Griechischen, genau das Wort steht hier. Nicht multiple Sklerose, sondern Cardios clerose, Herzverhärtung. Sie hatten die Brote so schnell vergessen…, das heißt, sie konnte keinen geistlichen Gewinn ziehen aus dem, was sie mit Jesus erlebt haben.

Geht es uns nicht manchmal ganz ähnlich? Wir können heute in irgendeiner Sache den HERRN ganz mächtig erleben, und wenn morgen eine andere Herausforderung kommt, dann versagen wir, dann ist unser Glaube manchmal wie weggeblasen. Ist es nicht so? Wir sollen lernen aus dem, was wir mit dem HERRN erleben… Eine gute Möglichkeit zum Beispiel ist hier, unsere Glaubenserfahrungen in einem geistlichen Tagebuch festzuhalten. Alleine schon das Aufschreiben hilft, dass sich solche Glaubenserfahrungen tiefer einprägen… Und dann könnten wir uns in einer angefochtenen Situation auch diese Aufzeichnungen durchlesen und uns die Treue des HERRN wieder vor Augen führen. Das ist keine schlechte Sache. Seit meiner Bekehrung mache ich das bereits. Siebzehn Jahrbücher haben sich da bereits angesammelt.

Was könnten wir sonst noch machen, um einer Herzverhärtung vorzubeugen, um im Glauben zu wachsen und fest zu werden? Ich nehme mal an, dass wir uns das doch eigentlich alle wünschen! Ich glaube, es kommt ganz entscheidend darauf an, dass wir es immer mehr lernen, unser ganzes Leben immer mehr aus der Perspektive Gottes zu sehen.

Denn Gott hat mich bereits vor Grundlegung dieser Welt erwählt. Er hat mich durch Sein herrliches Evangelium zu Christus gerufen. Mein Leben gehört Ihm! Er hat alle Verantwortung übernommen für mein kleines Leben! Und nun möchte Gott durch mein Leben verherrlicht werden. Wie geht das denn? Ich bin doch kein Abraham oder Elias oder Paulus? Wie soll ich denn mit meinem kleinen Leben Gott verherrlichen? Drum höre: Gott wird durch Vertrauen geehrt, Gott wird durch ein Leben im Glauben verherrlicht.

Hab 2,4  … der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben

Das gefällt Gott!

Die Bibel offenbart unseren Gott als einen Gott der Liebe, das wissen wir. Gott ist ein Gott der Liebe. Und Liebe ist in ihrem Wesen nach eine Beziehung. Da sind zwei Liebende und es gibt eine Beziehung zwischen ihnen! Liebe ist Beziehung, sagt Wilfried Plock, und Liebe drängt sich nicht auf, sondern möchte beim anderen Gegenliebe erwecken. Liebe möchte Gegenliebe erwecken! Das ist das Thema der ganzen biblischen Offenbarung, von 1. Mose bis zur Offenbarung 22 geht es darum: Gott sucht ein Volk, eine Gemeinde, die Seine große Liebe aus freien Stücken erwidert. Gott sucht Gegenliebe. Wenn wir Seine Liebe freiwillig und gerne erwidern, dann wird Gott geehrt, dann wird Gott in uns verherrlicht!

Und wenn Seine große Liebe verschmäht wird? Dann wird Er nicht geehrt. Gott wird geehrt, wenn Er geliebt wird. Schaut: Am Anfang des Buches Hiob kommt der Satan mit einer ungeheuerlichen Unterstellung zu Gott. Er sagt: Ist Hiob etwa umsonst so gottesfürchtig? Macht er das umsonst? Der hat doch da etwas im Sinn. Hiob erwartet doch etwas zurück für seine Frömmigkeit. Mit anderen Worten sagt der Teufel zu Gott: Du glaubst doch nicht etwa, dass dieser Kerl nur um Deinetwillen so fromm ist? Das der Dich wirklich lieb hat? Der wartet doch nur auf Gegenleistung. Der schielt nach Deinem Segen. Er gibt Dir seine Frömmigkeit, und als Gegenleistung gibst Du ihm Gesundheit, Wohlstand und Lebensglück. Merkt Ihr, worauf der Teufel hinaus will? Er klagt Gott der Unfähigkeit an, in seinen Geschöpfen eine aufrichtige Zuneigung und ein kindliches Vertrauen in Seine Güte hervorzurufen. Diese Anklage trifft ins Mark, so Wilfried Plock. Der Teufel sagt gewissermaßen, Gott sei nur ein Allmächtiger, dem Feiglinge nur schmeicheln. Die winseln nur vor Ihm rum und ducken sich…, das ist das Gottesbild, das der Teufel hat. Hoffentlich nicht auch einige unter uns. Der Teufel behauptet, Gott habe keine Freunde und Kinder, sondern nur Diener und Sklaven. Hat der Teufel da am Ende Recht, oder hat er Unrecht? Wie ist das mit meiner Gottesbeziehung? Ist Gott für mich nur ein mächtiger Herrscher, vor dem ich mich so ducke und winsele? Oder ist Gott mein liebender Vater geworden? Liebe ich Gott um Seiner selbst willen?

Singen wir nun die dritte Strophe aus Lied 571:

„Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit Ihm gehen wir ins Licht. Sind wir ohne Gott, macht die Angst sich breit, aber mit Ihm fürchten wir uns nicht. Gott, der uns nicht nötig hätte, will doch ohne uns nicht sein, auch wenn wir oft lieber unsere eignen Wege gehen. Er lässt uns nicht laufen, lädt uns immer wieder zu Sich ein. Kann uns eigentlich denn etwas Besseres geschehen?  Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit Ihm gehen wir ins Licht. Sind wir ohne Gott, macht die Angst sich breit, aber mit Ihm fürchten wir uns nicht.“

Ist Gott mir nur nahe, wenn alles gut geht und alles glatt läuft? Oder habe ich auch schon gelernt, Ihm in dunklen Stunden zu vertrauen? Gott wird durch Liebe und Vertrauen geehrt! Er hat die Verantwortung für mein Leben völlig übernommen! Jesus Christus ist auf dem Berg, im Bild gesprochen, und Er sieht mich, beim Rudern, auch wenn ich Not habe, wenn Gegenwind da ist! Er sieht mich! Ich muss Ihn nicht sehen. Ich weiß es im Glauben: Er ist auf dem Berg! Auch wenn ich Ihn nicht sehe, wenn Wolken da sind…Er sieht mich, und das genügt mir. Das ist ein starker Glaube!

Jesus sah damals, dass die Jünger Not litten beim Rudern. Und genauso sieht er heute Deine gegenwärtige Not! Er sieht Deine Vorgesetzten, Deine Arbeitskollegen, Er sieht Deine Lehrer und Mitschüler, er sieht Prüfungstermine und Bewerbungen, Untersuchungen bei Ärzten und in Krankenhäusern. Er sieht die Medikamente, die Du einnehmen musst. Er weiß um die Eingriffe, die bevorstehen…Er sieht die körperlichen Schmerzen, aber auch die Schmerzen der Seele. Er sieht auch meine Mutter, er sieht mein Wohnungsproblem, er sieht meine Gehaltssituation. Jesus sieht alle Dinge, die auch mit unserem Leben zu tun haben. Der HERR ist, im Bild gesprochen, auf dem Berg und Er sieht Dich beim Rudern.

Wenn unser Christenleben von dieser Wirklichkeit geprägt wird, mehr und mehr, dann wird unser Glaube stark werden. Der HERR sieht Dich, und Er wird eingreifen zu Seiner Zeit, auch wenn es zur vierten Nachtwache ist.

Und noch etwas könnte uns helfen, im Glauben zu wachsen und fest zu werden. Starker Glaube weiß auch, dass Versuchungen und Prüfungen kommen müssen. Sie dienen uns zur Vor- und Zubereitung für künftige Aufgaben. Nirgendwo verspricht uns die Bibel, dass wir ein Leben lang auf wie auf Rosen gebettet sein werden. Ein falsches Evangelium wird verkündigt, wenn gesagt wird: Komm zu Jesus und alles ist in Butter! Komm zu Jesus, und all Deine Probleme sind wie weggeblasen. Komm zu Jesus, und Du wirst bis zu Deinem Lebensende glücklich und zufrieden und gesund und darüber hinaus auch noch reich werden. Das ist ein falsches Evangelium! So etwas finden wir nicht in der Bibel.

Jesus war und ist der allerbeste Pädagoge. Er will Seine Jünger erziehen. Als die Zwölf zum ersten Mal in Seenot kamen, siehe Markus 4, da war Er mit ihnen im Boot, da schlief Jesus hinten im Boot. Er war mit ihnen und stillte dann den Sturm in Seiner Allmacht. Er sagte zu den Naturgewalten: Schweig und verstumme! Jetzt hat er sie wieder auf den See geschickt, aber diesmal allein, ohne Ihn. Er geht auf den Berg hinauf und die Jünger fahren alleine auf dem See. Das war eine Stufe schwieriger, das war eine Prüfung für die Jünger! Er hätte auch sofort erscheinen können, aber Er kam erst um die vierte Nachtwache, das heißt, um drei Uhr nachts etwa. Das waren einige Stunden, die die Jünger dort rudern mussten im Gegenwind. Jesus hätte sofort erscheinen können, Er hat es nicht getan. Er wollte, dass Seine Jünger etwas lernen.

Wenn ich in irgendeine Schwierigkeit komme, wenn Schmerzen auftreten und Unwohlsein, wenn Probleme ganz einfach da sind, dann, so Wilfried Plock, bitten wir doch zuerst den HERRN, dass wir die Lektion lernen in dieser Schwierigkeit…, und dann kannst Du sie auch wegnehmen! Nicht gleich beten: HERR, mach das weg, mach mich wieder gesund, tu dies und das, damit die Schwierigkeiten aufhören…. Wir sollten erst die Lektion lernen…, die uns der HERR verabreicht.

In Zeiten, wo alles glatt geht, lernen wir doch fast gar nichts. Solche Zeiten können deshalb in unserem Glaubensleben deshalb auch gefährlich werden. Da kommen wir schnell auf dumme Gedanken. Wir lernen alle viel mehr in Schwierigkeiten. Prüfungszeiten sind zwar schwere Zeiten, wenn sie aber mit dem HERRN durchstanden sind, haben sie meistens Wachstum und Reife bewirkt.

Ein letztes will ich noch anführen. Starker Glaube hält sich allein ans Wort. Gott hat geredet. Es steht geschrieben in der Bibel, und darauf vertraue ich. Es steht geschrieben, und daran halte ich mich. Ein starker Glaube ist verwurzelt im Wort. Ein starker Glaube vertraut aufs Wort und nicht auf: ich habe gefühlt, ich habe gespürt, ich habe erlebt… Nein, es steht geschrieben! Starker Glaube weiß Christus auf dem Berg. Moderater Glaube weiß auch um Christus auf dem Berg, aber dieses Wissen genügt ihm nicht. Moderater Glaube braucht sichtbare Zeichen. Wie bei den Jüngern…, da musste Jesus auf dem See wandeln, und dann haben sie Ihn auch noch für ein Gespenst gehalten…

Dem Thomas musste gesagt werden: Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben. Und der Apostel Paulus fügt hinzu: Wir leben im Glauben, und nicht im Schauen.

Im Glauben leben heißt: Christus ist auf dem Berg, und er betet und er hat die ganze Verantwortung für mein Leben. Und das genügt. Da muss ich nicht sehen. Ich bin natürlich auch noch nicht soweit, aber das möchte ich sehr gerne lernen…

Beim schwachen Glauben schließlich musste Jesus, bildlich gesprochen, mitten im Boot sitzen. Er musste helfen und die Windeln wechseln, Er musste da sein und um sie herum sein. Schwacher Glaube ist Babyglaube. Das mag bestimmt für die Anfangszeit im Glauben berechtigt sein, ist aber wirklich nicht das Ziel, das Gott mit einem jeden Gläubigen hat. Wir wollen keine Babys bleiben. Wir wollen im Glauben wachsen. Schenke uns doch der HERR das aufrichtige Verlangen nach Wachstum im Glauben. Nicht, damit wir mehr Glauben haben, um uns dann auf die Schultern zu klopfen, sondern damit der Vater im Himmel durch unser Leben im Glauben immer mehr verherrlicht wird. Das ist das Ziel unseres Glaubens! Und das ist auch mein Wunsch für uns in diesem neuen, vielleicht krisengeschüttelten Jahr. Wachstum im Glauben, auch bei Gegenwind, zu Seiner Ehre! Amen!

Singen wir nun zum Schluss die vierte Strophe aus Lied 571:

„Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit Ihm gehen wir ins Licht. Sind wir ohne Gott, macht die Angst sich breit, aber mit Ihm fürchten wir uns nicht. Mehr noch als die Luft, die uns umgibt und die uns leben lässt, brauchen wir die Nähe Gottes jeden Augenblick! Und wer nicht ersticken will, der macht am besten heute fest, dass er mit Gott leben will, dann lernt er Stück um Stück:  Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit Ihm gehen wir ins Licht. Sind wir ohne Gott, macht die Angst sich breit, aber mit Ihm fürchten wir uns nicht.“