Echtes Christsein

Predigt Jürgen 26. Oktober 2003
1.Thess 1, 2+3
Echtes Christsein…

Als ich im Frühsommer dieses Jahres das letzte Mal in Bielefeld war, besuchte ich dort auch die Freie evangelische Gemeinde, in der meine Schwester und mein Schwager zu Hause ist. Wie es der „göttliche Zufall“ will, war gerade eine Evangelisation das aktuelle und brennende Thema in dieser Gemeinde. Um diese Gemeinde gezielt für evangelistische Einsätze vorzubereiten, hat sie den bekannten Pastor und Evangelisten Helmut Weidemann aus Gießen für eine Woche eingeladen, um Mitarbeiterschulungen durchzuführen. Helmut Weidemann, der nun im aktiven Rentnerstand lebt, predigte an diesem Sonntag sehr lebendig über ein Thema, welches gerade jetzt auch für uns sehr interessant ist, nämlich: „Ist unser Christsein glaubwürdig und ansteckend, wie wir es leben?“ Eine gute Frage vor unserer Evangelisationswoche mit der Bibelschule Brake! Ist unser Glaube echt und ansteckend? Wenn ja, dann wären das die allerbesten Voraussetzungen für unsere Einsatzwoche Anfang November!

Weil Helmut Weidemann so gut und ansteckend gepredigt hat, nehme ich mir heute einmal die Freiheit heraus, seine Predigt mehr oder weniger wörtlich zu zitieren.

Von vielen Menschen wird die Bibel nicht gelesen, aber sie lesen das Leben der bibellesenden Menschen, so beginnt Helmut Weidemann seine Botschaft. Diese ungläubigen Menschen wollen im Leben derer, die sich Christ nennen, sehen, ob es echt ist, was sie bekennen, nämlich dass sie Jesus Christus als den HERRN und Retter ihres Lebens haben. Ansteckendes Christsein zu leben ist eine wichtige Lebensaufgabe für jeden, der Jesus Christus als HERRN und Retter kennengelernt hat. Mit dem Echtsein ist das ja so eine Sache. Man kommt nach der Euroeinführung in ein Geschäft. Dort gibt es so kleine Apparate, in denen die neuen Geldscheine eingeführt und getestet werden, um zu sehen, ob sie wirklich echt sind.

Wenn wir mit einer Scheckkarte bezahlen, dann wird sich ja zeigen, ob wir die richtige Geheimzahl eingeben. Dann wird sich zeigen, ob es wirklich echt ist, wenn wir so vorgeben, zahlungskräftig zu sein. Etwas später zeigt sich dann auf dem Display der Kasse, ob unsere Zahlungsmoral echt ist, es erscheint, wenn’s gut geht: ´Zahlung erfolgt`! Dann stimmen die Daten und wir dürfen die Waren mit nach Hause nehmen.

Echt sein im Bekenntnis zu Jesus Christus ist so wichtig, wenn wir ein ansteckendes Christsein leben wollen. Wir wollen uns heute morgen im Spiegel von Gottes Wort fragen: Ist unser Christsein echt?

Bei dem Gedanken, der uns hier beschäftigt, soll uns ein Text leiten aus dem 1. Thessalonicherbrief 1. Dort schreibt Paulus mit zwei Mitarbeitern, es sind Silvanus und Timotheus, einen Brief an die Christen in Thessalonich, an diese Gemeinde in Nordgriechenland. Sie grüßen diese Gemeinde, wünschen ihr Gnade und Frieden und dann sprechen sie davon, dass diese Gemeinde und sie als Mitarbeiter ebenfalls ein ansteckendes Christsein führen und das ihr Bekenntnis zu Jesus Christus echt ist. Paulus zeigt uns das an einigen Punkten, die wir uns miteinander anschauen wollen. Kommen wir zum Predigttext, siehe 1. Thess 1,2-3:

„Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserm Gebet und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.“

Wenn wir diesen Abschnitt weiterlesen, das ganze Kapitel eins, dann sehen wir, wie glaubwürdig das Christsein von den Christen in der Stadt Thessaloniki, wie sie heute heißt, gelebt wird. Da ist die Kraft des Heiligen Geistes wirksam gewesen, Menschen sind zum Glauben gekommen, haben sich von den Götzen weg zu Gott bekehrt, haben angefangen, Ihm zu dienen und ihr Herz war von Hoffnung auf den wiederkehrenden HERRN Jesus erfüllt. Da heißt es weiter, siehe Vers 4-8:

„Liebe Brüder, von Gott geliebt, wir wissen, dass ihr erwählt seid; denn unsere Predigt des Evangeliums kam zu euch nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft und in dem heiligen Geist und in großer Gewissheit. Ihr wisst ja, wie wir uns unter euch verhalten haben um euretwillen. Und ihr seid unserm Beispiel gefolgt und dem des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im heiligen Geist, so dass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja. Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an allen Orten ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, so dass wir es nicht nötig haben, etwas darüber zu sagen.“ Diese Christen sind echt, sie führen ein ansteckendes Christsein, schauen wir uns diese Thessalonicher nun etwas genauer an.

Nach diesen einleitenden Gedanken kommt jetzt wieder ein Überblick über den Hauptteil dieser Predigt:

1. Wir danken Gott…
2. Das Werk im Glauben
3. Arbeit in der Liebe
4. Geduld in der Hoffnung

Singen wir nun aus Lied 264 die erste Strophe:
„Vergiss nicht zu danken dem ewigen HERRN, er hat Dir viel gutes getan. Bedenke, in Jesus vergibt Er Dir gern, Du darfst Ihm, so wie du bist, nahn. Barmherzig, geduldig und gnädig ist er, wie es nur ein Vater sein kann. Er warf unsere Sünden ins äußerste Meer. Kommt, betet den Ewigen an!“

Diese Gemeinde ist zwar nicht in allen Stücken ideal, das weiß Paulus auch, denn was dann in den folgenden Kapiteln kommt, ist etwas, was eine Gemeinde eigentlich gar nicht so gerne hört. Das gibt es in dieser Gemeinde auch ´Unordentliche`, die ermahnt werden müssen, da sind andere, die Schwierigkeiten im Glauben haben und auch anderen Schwierigkeiten machen…. Da gibt es auch einige, die diese Gemeinde ein Stück weit in Verruf bringen, die sich korrigieren lassen müssen, das alles gibt es auch in Thessalonich und zeichnet nicht erst heute die Wirklichkeit einer Gemeinde aus. Aber das Wichtigste für Paulus und Timotheus und Silvanus sind all die schönen Dinge, die für sie ein großer Anlass ist zum Danken sind. Wenn unser Christsein echt ist, dann schauen wir zunächst einmal mit dankenden Augen in eine Gemeinde hinein und danken dann für all die Dinge, für die zu danken ist. Wie heißt es hier, siehe 1Thes 1,2: „Wir danken Gott allezeit für euch alle…“ Wir danken… Es gibt Menschen, die sehen als Allererstes immer nur negative Dinge. Diese Menschen haben dann natürlich große Schwierigkeiten, dankbar zu werden… Wenn wir eine neue Gemeinde besuchen, dann sollten auch wir immer erst die Dinge sehen, für die wir dankbar sein können… Unser Schubladendenken hilft uns dabei nicht so richtig weiter, wenn wir diese Gemeinde sofort, vielleicht sogar abwertend, in eine baptistische oder russlandsdeutsche oder auch charismatische Schublade stecken… „Wir danken Gott für Euch alle…“, das ist zunächst einmal die richtige Haltung, wenn wir neue Geschwister kennen lernen. Das Vorbild dieser Geschwister kann auch unser Leben verändern und uns dazu motivieren, sich auch noch mehr für unseren HERRN und Erretter Jesus Christus einzusetzen.

Was ist das für eine Freude, wenn wir den Empfänger des Dankes kennen: „Wir danken Gott…“ Als einmal in kommunistischen Zeiten eine westdeutsche Gruppe Moskau besuchte und sich auf dem Roten Platz befand, traf sie mit einem hohen Funktionär der kommunistischen Partei zusammen.. Es entwickelte sich ein Gespräch mit einem Dolmetscher, und dann hat dieser kommunistische Funktionär gesagt, das es der schlimmste Augenblick im Leben eines Atheisten sei, wenn er einer höheren Autorität dankbar sein wollte und diese höhere Macht nicht kennen würde…, dass diese Dankbarkeit keinen Empfänger kennt. Was ist das für ein Geschenk, wenn wir als Christen den Adressaten für unsere Dankbarkeit kennen dürfen… Wir danken Gott…!!! Da gibt es einen, der sich über das Danken freut. Im Kirchenjahr gibt es mehrere Danksonntage, zum Beispiel das Erntedankfest, aber auch im Frühsommer einen Sonntag, der „Cantate“ genannt wird. „Cantate“, das heißt: Singt und lobt und dankt Gott und preist ihn! Das löst Freude im Himmel aus: Wenn die Engel danken und Gott lobsingen…! Und es löst viel Freude im Himmel aus, wenn in den Gemeinden viel gelobt und gedankt wird, siehe 1Thes 1,2: „Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserm Gebet!“

Viele Gebete für die Gemeinde… Die wörtliche Übersetzung aus dem Grundtext des neuen Testamentes spricht nicht nur von unserem Gebet, sondern von unseren Gebeten für die Gemeinde. Wenn wir viel für die Gemeinde beten und danken, dann kennen wir bereits all diese Dankes- und Gebetsanliegen…, dann haben wir die richtige Blickrichtung. Dann wird Christsein ansteckend! Und dann wird Christsein echt, wenn das Vorrangige nicht die Kritik, sondern der Dank ist! Nun wäre ja Danken noch einfach im Großen und Ganzen. Aber Paulus und seine Mitarbeiter sagen: „„Wir danken Gott für Euch alle…“ Sind das denn alles solche Musterkinder in der Gemeinde Thessalonich, für die man alle so freimütig danken kann? Offensichtlich gab es damals doch auch schon Menschen, die es heute gibt, nämlich sympathische Menschen und weniger angenehme Leute, um es vorsichtig zu formulieren. Nämlich solche Menschen, die ich mir auch ausgesucht hätte für eine Gemeinde, in der ich leben will, und auch solche Leute, ohne die vielleicht vieles leichter und besser gehen könnte, so meinen wir, oder? Es gibt Leute, die sind ganz einfach anders. Das merken wir in dieser sogenannten ´nonverbalen Kommunikation`, die unter uns stattfindet oder auch nicht. Sie scheinen uns nicht zu mögen, obwohl sie uns doch eigentlich gar nichts tun… Da läuft doch irgendetwas ab zwischen den Menschen, und das war damals nicht anders als heute. Zu danken für die, die mir sowieso sympathisch sind und mit denen ich auf gleicher Frequenz sende und empfange… das ist kein Problem. Aber da sind die anderen, die da so ganz anders sind als ich und die mir manchmal so quer liegen… Paulus und seine Mitarbeiter sagen aber, siehe 1Thes 1,2: „Wir danken Gott allezeit …“ Können auch wir das ehrlich tun – oder ist das dann gekünstelt und nicht ganz echt? Was ist hier eigentlich passiert? Ich glaube, Paulus, Timotheus und Silvanus konnten mit ganzem Herzen danken, weil sie die großen Dinge gesehen haben, die Gott auch in den Leben von uns nicht ganz so sympathischen Christen getan hat. Paulus, Timotheus und Silvanus haben erkannt: Auch dieser Mensch ist genauso von Gott geliebt wie ich! Und an dieser Person tut Gott Sein Werk genauso gut wie an mir! Deshalb können auch wir danken für die vielen feinen Unterschiede in unserer Gemeinde, in unseren Gemeinden, weil Gott in jedem von uns Sein Werk tut, der an Ihn glaubt. Dann kann ich ehrlich danken für uns alle!

Dann gibt es aber eine Person, die hat mir so richtig weh getan. So etwas soll es ja geben unter dem Bodenpersonal Gottes. Da hat jemand zu mir ein verletzendes Wort gesagt, da hat jemand seine Aufgabe nicht gewissenhaft erfüllt, obwohl er es versprochen hat oder auch die vielen anderen Dinge, die so allesamt passieren können, auch in einer Gemeinschaft von fröhlich sich reibenden Christen. Dann ist mein Herz normalerweise nicht so voller Dankbarkeit erfüllt…! Paulus sagt, siehe 1Thes 1,2: „Wir danken Gott allezeit für euch alle…“ Allezeit, auch dann, wenn es Schwierigkeiten gibt! Das ist ja merkwürdig… Sind Paulus, Timotheus und Silvanus Supermenschen, Superchristen? Auch sie haben ihre Höhen und Tiefen wie wir auch gehabt, aber sie haben aus dieser Kraft Gottes gelebt, die wirklich groß genug ist um allezeit für alle dankbar sein zu können. Das verwandelt eine Gemeinde, das macht unser Christsein echt und glaubwürdig und das bestimmt die Atmosphäre in einer Gemeinde: „Wir danken Gott allezeit für euch alle…“

Merken wir, dass wir hier viel lernen können? So etwas können wir doch nicht wie von selbst? Wir sind doch als Christen, die von Herzen an Jesus glauben, auch Seine Jünger und Seine Schüler! Als Seine Schüler lernen wir normalerweise immer wieder dazu, überwinden auch schlechte Noten und Niederlagen, rappeln uns sodann wieder auf und gehen weiter mit unserem HERRN in dieser Lebensschule… Das alles ist möglich: „Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserm Gebet!“ Dann geht es weiter, siehe 1Thes 1,3: „ und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater…“ In einem solchen Text ist ja jedes Wort so wichtig… Unablässig sind Paulus und seine Mitarbeiter vor Gott in ihrer Dankbarkeit. Das gibt Paulus und seinen Mitarbeitern Mut in all den Schwierigkeiten, um weiterzumachen, eben weil sie zunächst einmal Gott immer wieder danken. So etwas lässt sie auch Dinge in der Gemeinde verkraften, die ihnen Schwierigkeiten bereiten. Bei allen Schwierigkeiten, die auch bei uns sein mögen, gibt es vor Gott, unserem Vater, eine Klammer, die uns verbindet: Das ist unsere Dankbarkeit für uns alle in dieser Gemeinde.

Es gibt ja manchmal Menschen, die sagen, Gott ist der Vater aller Menschen. Das ist jedoch so nicht wahr. Gott ist der Schöpfer aller Menschen. Das ist richtig. Aber Gott wird erst zu meinem Vater, wenn ich Sein Kind geworden bin, denn nur Gottes Kinder haben Gott zum Vater. Und deswegen müssen wir unterscheiden. Schöpfer kann ein jeder Mensch zu Gott sagen, aber Vater? Das sogenannte `Vater unser` ist wahrscheinlich das am meisten malträtierte und missbrauchte Gebet, welches so viele Menschen tagtäglich daherplappern. Da beten sie: „Dein Wille geschehe…“ und richten sich dann doch zum größten Teil nur nach ihrem eigenen Willen. Die meisten Kirchgänger werden dazu verleitet, diese Sprechverse einfach automatisch herunterzurasseln. Dieses Gebet ist jedoch ein Gebet für all die Jünger von Jesus, die wirklich das ernst meinen, was sie gerade beten. Die Jünger kamen ja zu Jesus mit der Bitte: „Herr, lehre uns beten…“ und der HERR hat ihnen dann dieses Gebet gelehrt! Nur als wiedergeborene Christen haben wir nicht nur einen gemeinsamen Schöpfer, sondern auch einen gemeinsamen Vater im Himmel, zu dem wir dankbar ´Abba, unser Vater` und auch ´Vater unser` sagen können… Davon sprechen Paulus und seine Mitarbeiter, wenn sie hier schreiben, siehe 1Thes 1,3: „ und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater…“. Da gibt es diese Gemeinschaft, die die Bibel diese ´Gemeinschaft der Heiligen` nennt. Das ist keine Gemeinschaft von superfrommen Christen, sondern eine Gemeinschaft von wiedergeborenen Jüngern von Jesus, mit all ihren Ecken und Kanten, die die Gnade und die Sündenvergebung unseres HERRN in Empfang genommen haben und so Seine Kinder geworden sind. Je mehr ich das verinnerliche, desto mehr kann ich Gott für uns alle danken, desto mehr kann ich mich freuen vor Gott, unserem Vater.

Singen wir nun aus Lied 575 die erste Strophe:
„Ein jeder trage die Last des anderen, so wie es Jesus geboten hat. Ein jeder trage die Last des anderen, so wie es Jesus für jeden tat. Lasten gibt es genug; jeder trägt sein Paket von den Sorgen und Ängsten der Zeit. Es gibt Arbeit, die über die Kräfte geht, es gibt Schuld, Hass und Lieblosigkeit. Ein jeder trage die Last des anderen, so wie es Jesus geboten hat. Ein jeder trage die Last des anderen, so wie es Jesus für jeden tat.“

Jetzt kommen drei Wortpaare, die das echte Christsein beschreiben im Leben dieser Christen aus Thessalonich, auch uns zum Vorbild, wie es in 1. Thess 1,7 heißt. Steigen wir ein: „…und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben…“ Nun können wir das Werk auch mit Wirken übersetzen: „…an euer Wirken im Glauben...“ Christsein fängt immer mit dem Glauben an, mit dem Glauben an Jesus Christus. Die Christen aus Thessalonich sind zum Glauben gekommen. Man kann sicherlich in solch einer Gemeinde aufwachsen und gläubige Eltern haben, aber wenn ich nicht zum persönlichen Glauben an Jesus Christus komme, dann fehlt mir das Entscheidende. Ich kann mir ja alle christlichen Verhaltensweisen antrainieren und so tun als ob… und alle Menschen denken dann, ich sei ein guter Christ, aber wenn ich nicht eine neue Geburt erlebt habe, wiedergeboren bin zu einer lebendigen Hoffnung, indem ich Jesus Christus mein Leben anvertraut habe, bin ich kein Christ. Dann habe ich zwar christliche Verhaltensweisen, aber in der Tiefe stimmt es nicht. Glaube…, und dann kommt das Werk dazu, oder das Wirken. Luther hatte ja mit diesem Zusammenklang von Glaube und Werk eine ganze Zeitlang in seinem Leben große Schwierigkeiten. Luther kam von einer frommen Tradition der Werkgerechtigkeit her und hatte mit Glaube und Werk Probleme. Deshalb bereitete ihm auch der Jakobusbrief so große Schwierigkeiten, weil er davon spricht, das der Glaube ohne Werke tot ist. Luther hat diesen Jakobusbrief einige Zeit eine hölzerne Epistel, einen nichtssagenden Brief genannt, weil er Glaube und Werk nicht richtig einordnen konnte. Das hat sich aber nach Luthers Bekehrung grundlegend in seinem Leben geändert, und er wusste jetzt, dass es stimmt, was der Jakobusbrief sagt und was auch im Römerbrief geschrieben steht, nämlich dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werk, sondern alleine durch den Glauben. Und dann hat Luther verstehen gelernt, dass Glaube ohne Werke tot ist.

Wir müssen zwei Fragen grundsätzlich unterscheiden, wenn wir nicht ins Durcheinander geraten wollen und alles verschwommen wird. Nämlich die beiden Fragen: Wie werde ich Christ? Und die zweite Frage: Wie lebe ich als Christ?

Zur ersten Frage: Wie werde ich Christ? Nur durch den Glauben an Jesus Christus, meinen Retter und HERRN. Ohne irgendeine Tat, die ein Mensch tun könnte, wird man Christ… Nur durch Christi Werk am Kreuz von Golgatha. Schauen wir uns den gekreuzigten Verbrecher an, der zur einen Seite von Jesus gekreuzigt war, und der zum Glauben gekommen ist. Er konnte keine Tat tun, seine Hände waren angenagelt, er konnte keinen Schritt gehen, seine Füße waren angenagelt. Dieser Schächer konnte nichts gut machen in seinem Leben, er konnte nur noch beten: „HERR, denke an mich, wenn Du in Dein reich kommst!“ Und Jesus antwortete: „Heute wirst Du mit mir im Paradies sein!“ Das ist der Weg, so wird man Christ! Ohne irgendeine Leistung, nur durch das Annehmen Seiner Gnade! So werde ich Christ, durch Glauben…!

Und wenn ich Christ geworden bin, dann möchte ich, dass sich dieser Glaube als lebendig erweist, geschaffen in Jesus Christus zu guten Werken, die Gott für unser Leben vorherbestimmt hat, wie es Paulus im Epheserbrief schreibt. Dann beginnt man zu leben, aber nicht umgekehrt. Sobald ich das durcheinander werfe und sage, ich muss mich anstrengen, um Christ zu werden…, ich muss Taten tun, dann werde ich nie Heilsgewissheit bekommen. Warum nicht? Weil ich nie weiß, ob ich genug getan habe!

Deshalb hat es Gott genau umgekehrt gemacht. Ich muss nichts leisten, um mit Christus vereinigt zu werden und ein Kind Gottes zu sein im Glauben. Erst dann, im Glauben, dann kommt das Tun, aus dem Glauben heraus, und was nicht aus dem Glauben kommt, ist ganz einfach Sünde, so formuliert es einmal sehr krass der Apostel Paulus in einer seiner Briefe.

Diese Gemeinde in Thessalonich hat zusammen Glaube und Werke, diese Gemeinde hat nicht nur Worte gemacht, Worthülsen ohne Werke…, wie vielleicht bei einem gebeteten ´Vater unser`! Nein, der Alltag in Thessalonich hat es unterstrichen: Glaube und Werke! Diese Einheit ist so wichtig! Ich möchte das leben, was ich glaube, damit Menschen sehen können: Das ist echt, mein Leben mit Gott!

Singen wir nun aus Lied 239 die erste Strophe:
„Mit dem HERRN fang alles an. Kindlich musst Du Ihm vertrauen, darfst auf eigene Kraft nicht bauen. Demut schützt vor stolzem Wahn. Mit dem HERRN fang alles an, mit dem HERRN fang alles an!“

Das nächste Wortpaar, siehe 1Thes 1,3: „…und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe…“ Werk im Glauben und dann: Arbeit in der Liebe! Liebe kann ja ein sehr flüchtiges Gefühl sein. Da gibt es irgendwelche sympathischen Empfindungen füreinander und die auch ganz schnell wieder vorbei sind. Es gibt da nur ein gutes Gefühl, man wird zu einem Gefühlschristen in einer Wohlfühlgemeinde… Natürlich habe ich nichts gegen gute Gefühle. Wunderschön, wenn sie da sind… Aber was ist dann, wenn sie plötzlich nicht mehr da sind? Dann muss unser Christsein nämlich immer noch echt sein… Also, in den Höhen und auch in den Tiefen muss unser Christsein immer noch stimmen. Deshalb können das Fundament unseres Glaubens nicht einfach nur solch flüchtige Gefühle sein. Liebe und Arbeit wird hier zusammengenommen. Ihr wisst es ja: Wir können immer von beiden Seiten vom Pferd fallen. Wir können ständig von der Liebe reden und sind nicht an die Arbeit zu kriegen. Liebe und Arbeit…! Liebe möchte arbeiten. Wo Liebe zu Jesus ist, wo Liebe zu den Menschen ist, da wird sie immer verbunden mit der Arbeit.

Und dann gibt es diese christlichen Workaholiker. Das sind so richtige Machertypen. Die wollen immer nur alles schaffen. Und da ist dann die Frage: Ist dieses Schaffen mit der Liebe verbunden? Das ist die andere Seite der Medaille. Wenn ich mich einsetze und fleißig bin und mir alle Geschwister bewundernd sagen: Was machst Du denn nicht alles für die Gemeinde, wenn sie mir auf die Schulter klopfen… Dann muss auch die Frage erlaubt sein: Was treibt mich dabei an? Was ist mein Motor? Ist es die Liebe zu Jesus oder könnte es unter der Hand und für uns selber nicht auch ein Stück Ehre suchen sein, um geehrt zu werden von Menschen, angesehen zu sein? Satan kann es schon einmal gelingen, uns so blind zu machen für uns selber, dass wir es erst gar nicht entdecken…! Schön ist es dann, wenn uns jemand diese Rückfrage stellt damit wir ins Nachdenken kommen: Was ist unsere wirkliche Motivation? Arbeite ich aus der Liebe? Und wenn ich liebe, bin ich dann auch bei der Arbeit? Oder spreche ich nun von der Liebe? Pastor Weidemann bringt hier ein nettes Beispiel: Es gibt ja manchmal so merkwürdige Heilige. Die sind selten im Gottesdienst und auch selten in der Gemeinde, und wenn man sie trifft und ihnen sagt: Wir vermissen Euch… Dann sagen einem diese Leute, obwohl sie gesund sind…: „Wir sind immer bei Euch, in Gedanken sind wir immer mit Euch verbunden“ Pastor Weidemann kann hier nur sagen: „Dann bring doch beim nächsten Male auch Deinen Leib mit… und sei anwesend“. Also, Liebe und Arbeit gehören zusammen. Wisst Ihr, wie das Wort Arbeit eigentlich nach dem Grundtext des Neuen Testamentes wiedergegeben werden müsste? Das Wort heißt ´Mühe`! Liebe und Mühe…! Es gibt also auch in der Gemeinde Jesus und im echten Christsein auch Dinge, die uns Mühe machen, und das sollten wir nicht verschweigen. Das Kreuz in der Nachfolge von Jesus kann viele Ausprägungen und sehr viele Gesichter haben, und manches macht uns dabei echt Mühe! Aber wenn die Liebe zu Christus und den Menschen da ist und immer wieder neu gestärkt wird, dann bin ich bereit, Mühe auf mich zu nehmen. Ich bin auch fähig, Mühe auf mich zu nehmen, weil die Liebe mich stärkt, mir die Kraft dazu gibt. Und wenn ich mich abmühe und es mir zu schwer wird, kann ich mich auch umgekehrt fragen: Ist meine Liebe zum HERRN in Ordnung? Erst wenn diese Liebe in Ordnung ist, kann ich auch durch Mühen hindurchgetragen werden. Arbeit und Liebe gehören zusammen…

Singen wir nun aus Lied 550 die erste Strophe:
„Seid nicht bekümmert, seid nicht bekümmert, denn die Freude am HERRN ist Eure Stärke! Seid nicht bekümmert, seid nicht bekümmert, denn die Freude am HERRN ist Eure Kraft. Jesus, der auferstandene HERR, ist in Eurer Mitte. Jesus, der auferstandene HERR, Er ist unter Euch.!“
Und jetzt das dritte Wortpaar, siehe 1Thes 1,2+ 3: „Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserm Gebet und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.“ In diesen drei Wortpaaren finden wir übrigens die drei Worte, nämlich Glaube, Hoffnung und Liebe, die auch in 1. Korinther 13 vorkommen… Wir haben in den vergangenen beiden Bibelstunden darüber gesprochen. Diese Worte sind ganz wichtig, die Liebe ist außerdem am bedeutungsvollsten, siehe 1. Korinther 13….

Also, Geduld in der Hoffnung… Hoffnung im neutestamentlichen Sinn ist die lebendige Erwartung unseres wiederkommenden HERRN Jesus Christus. Dies kommt auch in den folgenden Versen 9 und 10 zum Ausdruck: „Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt zu Gott von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet.“ Lebendige Erwartung auf den wiederkommenden HERRN. Für Ludwig Nomesen, er ist ein bekannter Missionar unter den Battaks in Indonesien, gab es in den ersten Jahren seines Dienstes noch kein Neues Testament in der Eingeborenensprache. Er begann daraufhin, das Neue Testament in die Sprache der Battaks zu übersetzen, nachdem er diese Sprache gelernt hatte. Irgendwann kam er dann bei dieser Übersetzung auf das Wort ´Hoffnung`, doch Nomesen war ratlos. Es gab einfach kein Wort in der Eingeborenensprache für Hoffnung! Monatelang hat er gesucht und andere Menschen befragt, es wollte ihm einfach nicht gelingen! Dann erkrankte seine Frau so schwer, dass sie starb. Nach einigen Monaten kam eine Delegation von Eingeborenen zu Ludwig Nomesen und haben ihm gesagt, sie hätten ihn genau beobachtet. Als seine Frau schwer krank war, als sie gestorben ist… Sie wollten wissen, wie er sich verhält und ob sein Glaube auch wirklich Kraft hat, um herauszufinden, ob es sich wirklich lohnt, an diesen Gott zu glauben… Sie haben nun den Eindruck gewonnen, Nomesen könne durch den Horizont und durch die Wolken hindurchsehen. In demselben Augenblick hat es bei Nomesen ´klick` gemacht und er hatte die richtige Übersetzung für das Wort ´Hoffnung` gefunden. Hoffnung heißt: Durch den Horizont hindurchsehen können! Nomesen hat es so übersetzt. Hoffnung heißt, durch alle Wirrungen und Trübsale dieser Zeit und Welt durchblicken zu können auf unseren wiederkommenden HERRN Jesus und diese Erwartung ganz lebendig im Herzen zu tragen. Darum geht es. Kennen wir diese Hoffnung? Wir alle kennen doch diese Hoffnung seit unserer Wiedergeburt. Doch lebt diese Hoffnung auch ganz lebendig in unserem Herzen? Augustinus, der große Kirchenlehrer im 4. Jahrhundert n. Chr., hat uns eine gute Begründung dafür geliefert, warum Jesus uns nicht das genaue Datum seiner Wiederkunft mitgeteilt hat, nämlich: „Gott hat uns diesen einen Tag verborgen, damit wir Acht hätten auf alle Tage…“ Ein ganz wichtiger Satz, noch mal: „Gott hat uns diesen einen Tag verborgen, damit wir Acht hätten auf alle Tage…“ Wir sollen in der Bereitschaft leben: Jesus, Du kannst jeden Tag wiederkommen! Diese lebendige Hoffnung hatten die Christen in Thessalonich, und diese lebendige Hoffnung brauchen wir auch zum ´Echtsein`! Diese Hoffung ist in unserem dritten Wortpaar mit Geduld vereinigt. Bei Euch in Thessalonich gibt es Geduld in dieser Hoffnung. Es ist nicht nur ein hoffnungsvoller Höhenflug da, sondern auch echte Geduld. Für dieses Wort ´Geduld` steht hier im griechischen Neuen Testament wörtlich: „unter einer Last bleiben“. Man könnte ja so abheben in einer lebendigen Hoffnung auf unseren wiederkommenden HERRN, dass wir schwärmerisch und schwebend werden können. Solche Bewegungen hat es immer wieder einmal gegeben… Diese Geschwister haben dann alles verkauft, sind dann auf einen Berg gegangen, um dort oben dann das richtige Datum zu erwarten, welches sie sich vorher ganz penibel ausgerechnet haben… Geduld in der Hoffnung… Und bis zu dem Tag, an dem Jesus wiederkommt, unter den Lasten des Alltages bleiben, das ist die richtige Haltung. Die Thessalonicher hatten diese richtige Einstellung. Das Leben ist nicht lastenfrei. Geduld in der Hoffnung… Wir können im Blick auf den wiederkommenden HERRN Lasten tragen, weil Jesus auch heute schon ein gegenwärtiger HERR ist, denn Er ist bei uns alle Tage. Jesus nimmt uns darüber hinaus auch so gerne diese Lasten ab, indem Er uns so viel Kraft zum Tragen schenkt. Was ist das doch für ein ansteckendes und echtes Christsein, dort, in Thessalonich…!

Wir alle schütteln Lasten so gerne ab und meinen, ohne geht es besser… Aber das ist nicht immer so. Auch zur Nachfolge gehört es, Lasten zu tragen, warum auch immer. Erst in der Ewigkeit werden uns letzte Fragen beantwortet werden. Jesus hat Seinen Jüngern einmal gesagt: An diesem Tag werdet Ihr mich nichts mehr fragen (Joh 16,23). Jetzt haben wir aber noch viele Fragen. Ich freue mich auf den Tag, an dem Jesus unsere letzten Fragen beantworten wird, wenn wir vom Glauben ins Schauen gekommen sind.

Jesus ist dabei, auch bei unseren heutigen Lasten. Und manchmal sind es die Zeiten der Lasten, die unseren Glauben mehr wachsen lassen als all die anderen Zeiten, in denen alles so glatt läuft. Wir merken dann, wie nötig wir unseren HERRN haben und wie tief die Wurzeln unseres Glaubens eingesenkt werden müssen in die Bibel, in das Wort Gottes und ins Gebet. Wir merken dann, wie nötig wir auf Seine Kraft angewiesen sind, wie sehr wir uns diese Kraft schenken lassen müssen.

Ansteckendes Christsein, Echtsein im Bekenntnis zu Jesus Christus, das heißt: Viel beten und danken für die Gemeinde, Wirken im Glauben, Arbeit in der Liebe und Geduld in der Hoffnung auf unseren HERRN Jesus Christus! Das wünsche ich uns allen miteinander, jedem einzelnen, und das wünsche ich mir selber auch, gerade auch im Hinblick auf unsere Evangelisationswoche mit der Bibelschule Brake, Amen!

Singen wir zum Schluss Lied 583 und 584 hintereinander:
„Es gibt jemand, der Deine Lasten kennt, jemand, der Dich Sein Kind nennt, jemand, der nie Dich lässt allein, denn Er trug am Kreuze Deine Last, die Du selbst verschuldet hast, und Er wird immer bei Dir sein.
Es ist Jesus, der Deine Lasten kennt, Jesus, der Dich Sein Kind nennt, ja, Jesus, der nie Dich lässt allein, denn Er trug am Kreuze Deine Last, die Du selbst verschuldet hast, und Er wird immer bei Dir sein.
Ja, das ist Freude, ja unaussprechliche Freude, in Jesus Christus geborgen zu sein. Ja, das ist Freude, ja unaussprechliche Freude, in Jesus Christus geborgen zu sein.“