Psalm 119

Predigt Jürgen
Psalm 119
8. August 2003

Seit einigen Jahren betreibt im Wiener Museumsquartier der Künstler und Archivar Julius Deutschbauer seine »Bibliothek ungelesener Bücher«. Unter einem ungelesenen Buch versteht er ein Werk, das sich jemand seit Jahren – vielleicht ein Leben lang – vorgenommen hat zu lesen, ohne dieses Vorhaben aber je in die Tat umgesetzt zu haben. Einmal in der Woche treibt sich Deutschbauer in den Wiener Kaffeehäusern, Ateliers und Bars herum, um Prominente und weniger Bekannte nach ihren ungelesenen Büchern zu befragen. Anschließend kauft Deutschbauer die ihm genannten Bände, beschriftet sie mit dem Namen des Nicht-Lesers und archiviert sie. In den letzten drei Jahren hat er so etwa 400 Bücher zusammengetragen. In seinen Regalen findet sich Karl Marx »Das Kapital« neben Werken von James Joyce oder Thomas Mann. »Manche Bücher sind gleich mehrfach vertreten, weil sie das ungelesene Buch etlicher Menschen sind.« Die Bibel zum Beispiel hat Deutschbauer bereits elfmal kaufen, beschriften und archivieren müssen.

Für den Verfasser des 119. Psalms war das Wort Gottes kein versiegeltes Schriftstück. In beinahe jedem der 176 Verse lässt er den Leser wissen, wie ihm die Lektüre der göttlichen Gebote und Gedanken Wegweisung und Hilfe war. Er kommt nicht umhin, das Lesen der ihm bekannten alttestamentlichen Schriften als »großen Gewinn« (Psalm 119,162) zu bezeichnen.

Psalm 119 ist der längste und der vollkommenste Psalm im gesamten Buch der Psalmen. Er umfasst ein alphabetisches Akrostichon. Da er aus 22 Abschnitten zu je acht Versen besteht, beinhaltet er insgesamt 176 Verse. Jeder Abschnitt beginnt mit einem anderen Buchstaben des Alphabets, wobei der Buchstabe am Versanfang entsprechend den verschiedenen Abschnitten variiert. In jedem Vers außer den Versen 90 und 122 wird das Wort erwähnt, wobei folgende Begriffe gebraucht werden: Gesetz, Gebot, Wort, Zusage, Pfad, Weg, Zeugnisse, Bestimmungen, Gerichte, Urteile, Recht und Gerechtigkeit, Vorschriften, Ordnungen und Satzungen. Keine Angst, ich möchte uns jetzt keine ermüdende und stundenlange Predigt über alle 176 Verse halten, aber es ist bestimmt sinnvoll, wenn wir uns in dieser Woche diesen Psalm einmal zu Hause ganz durchlesen. Heute möchte ich uns wieder nur einige Gedankenanstöße und Highlights aus diesem Psalm vorstellen, die ich in folgender Gliederung kurz zusammenfassen möchte:

Hauptteil:
1. Ein Aufruf zur Vollkommenheit
2. Ich bin ja nur ein Gast auf Erden
3. Gnade – Gott ist mit uns
4. Demütigung und Bekehrung
5. Sein Wort ist überaus wertvoll
6. Der HERR wird handeln, am Ende der Gnadenzeit

Schlussgedanke: Die Wahrheit – relativ oder absolut?

Singen wir nun aus Lied 250 die erste Strophe
„O Gott, Dir sei Ehre, der großes getan. Du liebtest die Welt, nahmst der Sünder Dich an. Dein Sohn hat sein Leben zum Opfer geweiht. Der Himmel steht offen zur ewigen Freud. Preist den HERRN! Preist den HERRN! Erde, hör diesen Schall. Preist den HERRN! Preist den HERRN! Völker freuet Euch all! O kommt zu dem Vater, in Jesus wir nahn. Und gebt Ihm die Ehre, der Großes getan!“

Da lesen wir es in Psalm 119,11 Ich behalte Dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider Dich sündige.

Wir alle wissen es, es ist eine traurige Tatsache: „Denn kein Mensch auf Erden ist so gerecht, dass er nur Gutes täte und niemals sündigte! (Prediger 7,20)“ Oder auch: „…wie geschrieben steht: Da ist kein Gerechter, auch nicht einer.“ Jeder Mensch, und somit auch jeder wiedergeborene Christ, ist ein Sünder, nach wie vor…, uns rettet nur die tägliche Vergebung, die wir in Jesushaben.

Und dennoch fordert uns die Heilige Schrift zur Vollkommenheit auf. Wir werden ganz einfach dazu aufgefordert oder motiviert und ermuntert, nicht mehr zu sündigen. Siehe unseren Vers aus Psalm 119,11: „Ich behalte Dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider Dich sündige.“ Schön wäre es, wenn das auch mir gelingen könnte…

Vor einigen Jahren habe ich noch viele bekannte und wichtige Bibelverse auswendig gelernt. Damals, da bin ich sicherlich geistlich gewachsen, Sein Wort hat mir beim Auswendiglernen viel Freude gemacht und mich auch vor mancherlei Sünde bewahrt. Leider ist davon bis heute nicht mehr sehr viel hängen geblieben. Welch ein Lichtblick, dass doch Jesus in meinem Herzen wohnt, auch wenn ich Sein Wort immer wieder vergesse. Was für einen guten Ratschlag lesen wir da doch ganz am Anfang dieser 176 Verse
Psalm 119,11 Ich behalte Dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider Dich sündige.

2. Da lesen wir

Ps 119,19 Ich bin ein Gast auf Erden.

Gäste kommen und gehen. Auch ich werde diese Erde einmal verlassen müssen, aber nicht, um dann irgendwo in der Versenkung zu verschwinden oder gar im Abgrund der Hölle zu landen. Nein, als Erlöster hat mir der HERR Jesus bereits das volle Bürgerrecht im Himmel verliehen!

Noch sind wir Seine Gäste auf Erden, doch als Erlöste unseres HERRN Jesus genießen wir hier, in feindlicher Umgebung, Seine besondere Gastfreundschaft. Jesus schützt und leitet und bewahrt uns hier auf der guten, alten Erde. Es geschieht dabei alles zu unserem Besten, auch wenn wir es manchmal nicht glauben können. Als Seine Gäste dürfen wir auch heute schon glücklich sein, um so mehr, wenn wir ganz in Seiner Liebe leben, uns ganz Seiner Gnade anvertrauen! Dann wird uns auch dieses irdische Leben leicht fallen, als Sein Gast, bereits versehen mit allen himmlischen Bürgerrechten!

3. Da lesen wir

Ps 119,41 HERR, lass mir deine Gnade widerfahren, deine Hilfe nach deinem Wort.

So oder ähnlich habe voller Sorgen, aber auch mit einem Fünkchen Hoffnung gebetet, als ich kurz vor 23 Uhr vor dem Abfassen dieser Zeilen stand. Kann das denn jetzt noch etwas werden? Kann dabei denn noch etwas Vernünftiges herauskommen?

Es kann…, wenn wir uns auf Seine Verheißungen, auf Seine Hilfe nach Seinem Wort verlassen! So erhofft es sich auch der Verfasser des Psalms 119. In diesem Psalm wird das Gesetz, das Wort Gottes, in den verschiedensten Variationen beschrieben. Dieser Psalm charakterisiert überwiegend Gottes Wege und Befehle, Seine Anweisungen und Ermahnungen an uns Menschen. In diesem längsten aller Psalmen mit seinen 176 Versen gibt es aber auch sechs Mal das Wort Gnade, lesen wir jetzt dazu die betreffenden sechs Verse:

Ps 119,41 HERR, laß mir deine Gnade widerfahren, deine Hilfe nach deinem Wort.
Ps 119,76 Deine Gnade soll mein Trost sein, wie du deinem Knecht zugesagt hast.
Ps 119,88 Erquicke mich nach deiner Gnade, dass ich halte die Mahnung deines Mundes. Ps 119,124 Handle mit deinem Knechte nach deiner Gnade und lehre mich deine Gebote. Ps 119,149 Höre meine Stimme nach deiner Gnade; HERR, erquicke mich nach deinem Recht.
Ps 119,159 Siehe, ich liebe deine Befehle; HERR, erquicke mich nach deiner Gnade.“

Der Psalmist kennt die Gnade Gottes, Seine Gnade im Alten Testament, sie bedeutet für ihn Hilfe, Trost, Erquickung, Leitung, Bewahrung, Treue und Liebe.

Gnade heißt: Gott ist mit uns, Gott geht mit uns! Gott ist Seinem Volk auch schon zur Zeit Seines mosaischen Gesetzes so gnädig! Das ist die Gnade, bereits schon im Alten Testament!

Gnade heißt auch heute noch: Gott ist mit uns, Gott geht mit uns, um uns letztendlich so unendlich hoch zu erheben, hinein in Sein Himmelreich!

4. Da lesen wir

Psalm 119,67 Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; nun aber habe ich Dein Wort.

Hier geht es auch um die Bekehrung Schauen wir uns dazu die Bekehrungsgeschichte des Paulus an.

Die junge Gemeinde in Jerusalem wird verfolgt, nachdem sie zuvor, in den Tagen nach Pfingsten, eine riesige Erweckung erlebt hat. Einer dieser ersten fanatischen Christenverfolger ist ein Mann namens Saulus, den wir später als Apostel Paulus in der Schrift wiederentdecken. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Saulus zieht voller Mordgedanken mit seinen Begleitern in Richtung Damaskus, lesen wir aus Apg. 9,1-2: „Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jünger des HERRN und ging zum Hohenpriester und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit er Anhänger des neuen Weges, Männer und Frauen, wenn er sie dort fände, gefesselt nach Jerusalem führe.“

Saulus ist ein Mann mit Macht, und jetzt darf er auch noch vollmächtig im Namen des Hohenpriesters handeln. Saulus, der bereits dabei war, als Stephanus, der erste Märtyrer der Gemeinde Jesu, gesteinigt worden ist, ist offensichtlich im Blutrausch. Wer kann ihn jetzt noch aufhalten? Doch dann zieht unser auferstandener HERR persönlich die Notbremse, lesen wir weiter, siehe Apg. 9,3-5: „Als Paulus in die Nähe von Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst Du mich? Er aber sprach: HERR, wer bist Du? Der sprach: Ich bin Jesus, den Du verfolgst.“ Von einer Sekunde auf die andere wird Saulus zutiefst gedemütigt, seine heile und stolze Welt bricht zusammen. Paulus wurde von unserem HERRN Jesus geblendet, sein Augenlicht versagt, gebrochen und gedemütigt muss er von seinen fassungslosen Begleitern Händchen haltend nach Damaskus gebracht werden. Ein Baum ist gefällt worden. Ein gesunder und starker Baum, mitten im Leben stehend, doch ohne Frucht für unseren HERRN. Doch Saulus stirbt nun nicht an einem plötzlichen Schlaganfall oder an einem Herzinfarkt, unerwartet, wie aus heiterem Himmel. Der HERR schenkt ihm jetzt die zweite Chance, die Chance seines Lebens.

Meine eigene Bekehrungsgeschichte verlief bei weitem weniger drastisch, meine innere Zerbrechung dauerte einige Wochen länger als bei Paulus. Doch auch mich musste der HERR tief fallen lassen, bis ich meine Irrtümer einsehen konnte. Nach meiner Bekehrung ließ mich der HERR auch eine radikale geistliche Kehrtwende vollziehen, mit Paulus darf ich deshalb voller Freude feststellen, siehe Psalm 119,67: „Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; nun aber habe ich Dein Wort.“

Singen wir nun aus Lied 250 die zweite Strophe
„O große Erlösung, erkauft durch Sein Blut! Dem Sünder, der glaubt, kommt sie heute zugut! Die volle Vergebung wird jedem zuteil, der Jesus erfasset, das göttliche Heil! Preist den HERRN! Preist den HERRN! Erde, hör diesen Schall. Preist den HERRN! Preist den HERRN! Völker freuet Euch all! O kommt zu dem Vater, in Jesus wir nahn. Und gebt Ihm die Ehre, der Großes getan!“

5. Da lesen wir

Ps 119,72 Das Gesetz deines Mundes ist mir lieber als viel tausend Stück Gold und Silber.

Sein Wort soll mir gar lieber sein als viele Tausend Stück Gold und Silber? Kann das denn sein? Ist das denn so? Ich bin sicherlich kein reicher Mann. Einige Stückchen Gold und Silber würden mir schon gut tun. Doch ich weiß, dass selbst Gold und Silber vergängliche materielle Werte sind, an denen ich mein Leben nicht aufhängen kann. Gottes Wort hingegen hat mir seit meiner Bekehrung bereits fast zehn Jahre geschenkt, zehn Jahre voller Freude, Kraft und Lebensmut. Das hätte ein toter Diamant nicht geschafft, auch wenn er noch so versilbert oder vergoldet gewesen wäre! In meinen letzten zehn Glaubensjahren erlebte ich immer wieder, wie wertvoll, faszinierend und lebendig Gottes Wort für mich ist, in guten, vor allen Dingen aber auch in weniger guten Tagen. Das hätten ein paar Gold- und Silberkümmel nicht geschafft! Vielleicht hätten sie mich für ein paar Tage oder auch Wochen erfreut, vermutlich hätte ich mir dafür etwas schönes gekauft, vielleicht ein Auto oder eine schöne Wohnungseinrichtung… Diese paar Gold- und Silberkümmel hätten mein Leben aber niemals so wunderbar verändern können, wie es das Wort Gottes in mir getan hat. In meinen schwierigen Lebenssituationen hätten Gold und Silber völlig versagt. Nein, das Wort Gottes möchte ich niemals mehr eintauschen gegen irdische Reichtümer…, niemals zurück, niemals zurück!

Die Kraft Seines Wortes liegt in der Ewigkeit, in der Unvergänglichkeit. Jesus Christus bemerkt dazu, siehe Matthäus 24,35: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“ Auch Gold und Silber werden vergehen, aber Seine Worte bleiben in alle Ewigkeiten hinein… Als Jünger von Jesus werden auch wir ewig leben, weil wir Seinen Worten glauben dürfen!

Sein Wort ist bei unserer Bekehrung in uns ein für alle Male eingepflanzt worden, und deshalb können wir nicht mehr verloren gehen wie vielleicht einige Gold- und Silberkümmel! Aus diesem Grunde kann ich mit unserem Psalmdichter erleichtert ausrufen: „Das Gesetz deines Mundes ist mir lieber als viel tausend Stück Gold und Silber (Psalm 119,72)!“

6. Da lesen wir

Ps 119,126 Es ist Zeit, dass der HERR handelt; sie haben dein Gesetz zerbrochen.

Der Psalm 119 ist, wie gesagt, der längste aller Psalmen. In 176 Versen dreht sich alles um das Gesetz Gottes, um Sein Wort, um Seine Satzungen, um Seine Befehle für uns… Der Vers 126 stellt dazu fest, siehe Ps 119,126: „Es ist Zeit, daß der HERR handelt; sie haben dein Gesetz zerbrochen.“

Nicht nur heute, auch schon damals ging es drunter und drüber zu. Nicht nur heute erleben wir diese gotteslästerlichen Zeiten, auch damals, zur Zeit des Alten Testamentes, hat sich das Volk Israel immer wieder von Gott abgewandt und ist den Abgöttern und Götzen nachgerannt. Überall finden wir im Alten Testament gotteslästerliche Geschichten, die das Volk Israel betreffen, Sein auserwähltes Volk!

Es wird Zeit, dass der HERR handelt, meinen wir… Bisher hat Er Seine Gemeinde noch nicht abgeholt, bisher ist Er noch nicht wiedergekommen, um Seine Herrschaft aufzurichten… Der Apostel Petrus kann uns hier vertrösten, siehe 2Petr 3,9: „Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern Er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde.“ Diese Gnadenzeit wird einmal zu Ende sein. Gerichtszeiten werden anbrechen, das weiß auch der Petrus, siehe 2Petr 3,10: „Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden.“

Es ist völlig sinnlos, sich dieses Datum der Wiederkunft des HERRN irgendwie ausrechnen zu wollen. Das haben schon viele Sektierer versucht und sind dabei kläglich gescheitert. Natürlich wissen wir, dass dieser Tag immer näher rückt. Auch sind bereits sehr viele Verheißungen, die auf diesen Tag prophetisch hinweisen, mehr als erfüllt. So hat sich zum Beispiel im Jahre 1948 der Staat Israel gegründet. Diese geschichtliche Sensation ist bereits in Hesekiel 36,24 angekündigt worden, siehe: „Denn ich will euch aus den Heiden herausholen und euch aus allen Ländern sammeln und wieder in euer Land bringen…“ Auch wird Sein kostbares Evangelium heute bis in die letzten Winkel der Erde weiterverbreitet, auch diese Tatsache ist eine Voraussetzung für Sein Kommen, siehe Matth 28,19-20: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Wir wissen nicht, wann der HERR uns abholen wird, zu welchem Zeitpunkt diese Gnadenzeit beendet sein wird. Lasst uns bereit sein, es kann täglich geschehen… Wachet und betet. Es wäre bestimmt so peinlich, wenn uns der HERR Sekunden vor unserer Entrückung ausgerechnet bei unserer Lieblingsbeschäftigung, beim Sündigen, erwischen würde

Singen wir nun aus Lied 250 die dritte Strophe
„Wie groß ist Sein lieben! Wie groß ist Sein tun! Wie groß unsere Freude, in Jesus zu ruhn. Doch größer und reiner und höher wird’s sein, wenn jubelnd und schauend wir droben ziehn ein! Preist den HERRN! Preist den HERRN! Erde, hör diesen Schall. Preist den HERRN! Preist den HERRN! Völker freuet Euch all! O kommt zu dem Vater, in Jesus wir nahn. Und gebt Ihm die Ehre, der Großes getan!“

Schlussgedanke, da lesen wir:

Ps 119,160 Dein Wort ist nichts als Wahrheit, alle Ordnungen deiner Gerechtigkeit währen ewiglich.

Habe ich es nicht schon immer geahnt? Die Wahrheit ist relativ! Wie komme ich zu dieser Vermutung? Nun, ich habe stichhaltige Beweise aus meinem Alltag:

Wenn ich bei mir zu Hause auf die alte Badezimmerwaage steige, lese ich exakt eine erschreckend hohe Zahl in Kilogramm ab. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Bei einem Vergleich auf meiner neuen digitalen Waage werde ich nämlich eines besseren belehrt. Das Display dieser Waage zeigt mir nämlich noch mehr an. Aber glücklicherweise finde ich dann noch eine ausrangierte Waage. Flugs ziehe ich sie hervor und stelle mich darauf. Na bitte! Hier schmeichelt mir die Zeigernadel mit wesentlich weniger. Wer sagt es denn? Damit liege ich doch noch in passabler meines persönlichen Grenzwertes. Selbstzufrieden setze ich meine Essgewohnheiten wie gewohnt fort – habe ich doch jetzt mindestens drei Kilo abgenommen…
Weit gefehlt. Die vage Vermutung über die Wahrheit meines Gewichtes ist nur meiner Wunschvorstellung entsprungen! Ich kann mir zwar alles so hinbiegen, dass es mir in den Kram passt, aber dann hört es auf, Wahrheit zu sein. Über die Wahrheit, dass ich Übergewicht habe, kann ich mich vielleicht hinwegtäuschen, sie aber nicht außer Kraft setzen. Wenn wir Gottes Gebote der Beliebigkeit unserer Interpretation unterwerfen, spielen wir uns dann nicht als Gesetzgeber auf? Die Wahrheit ist sehr wohl absolut. Und Gott gab sie uns schwarz auf weiß in der Bibel – »Dein Wort ist Wahrheit« (Johannes 17,17) – und aus Fleisch und Blut in Jesus Christus – »Ich bin die Wahrheit!« (Johannes 14,6) und siehe auch

Ps 119,160 Dein Wort ist nichts als Wahrheit, alle Ordnungen deiner Gerechtigkeit währen ewiglich! Amen!