Geduld

Die Frucht aber des Geistes ist (Liebe, Freude, Friede,) Geduld, (Freundlichkeit, Güte, Treue)…, (Galater 5,22)

Predigt Jürgen 8. August 2004

Es fällt mir oft schwer, anderen Menschen geduldig zu begegnen, weil ich selbst oft ein dickköpfiger Eigenbrödler bin. Und es wird nicht leichter, wenn diese Person, der ich eigentlich helfen möchte, dieselben Eigenschaften hat. Und es ist fast unmöglich, wenn diese Person außerdem noch eng mit mir verwandt ist.

Es geht um meine Mutter. Dreieinhalb Wochen hat sie mich besucht, und fast täglich kam es leider zu irgendwelchen kleinen Auseinandersetzungen. Wir haben uns dann immer wieder vertragen, zumal ich auch sehr froh bin, dass sie mir im Haushalt so gut hilft. Doch es ist für mich sehr anstrengend, mit ihr auf engem Raum zusammenzuleben. Wie gut, dass Jesus viel geduldiger mit uns ist, mit mir, aber auch mit meiner Mutter. Ich liebe meine Mutter natürlich und bete täglich für sie. Mir tut sie so leid, weil sie anscheinend den Weg zum HERRN noch nicht gefunden hat… Meine Mutter und mein Cousin haben bei WDL eine sehr gute evangelistische Predigt von Gregor Breier gehört. Als mein Cousin Erich bei diesem Entscheidungsabend den Arm hochgehoben hat, um damit zu bezeugen, dass er das Übergabegebet mitgesprochen hat, da fragte ich die Mutter, ob sie denn wisse, was das denn bedeute… Meine Mutter meinte dazu nur, der Erich wolle sich so wieder für einen WDL Aufenthalt im nächsten Jahr anmelden… Meine Mutter ist leider so verstockt, und das macht mich so traurig und ungeduldig. Sie besucht mich jedes Jahr für einige Wochen, um mir zu helfen und mir zu zeigen, was im Haushalt noch besser gemacht werden kann… Doch dann erreicht meine Geduld mit ihr bald ein Ende und ich kann tatsächlich jähzornig werden…, für einen Phlegmatiker wie mich ist das schon eher ein äußerst seltener Gemütszustand. Während dieser fast vier Wochen habe ich mir jeden Morgen vorgenommen, mich neu in der Geduld einzuüben…, und darum geht es heute, um unsere Geduld…, um unsere Geduld nicht nur bei dem Besuch einer Mutter, sondern auch um unsere Geduld in vielen Alltagssituationen, in Versuchungen und Anfechtungen, in Nöten und auch Krankheiten…

Die Geduld ist oft ein stilles Aushalten, ein demütiges Bleiben unter einer auferlegten Last. Das Wort wird in der Schrift auch gebraucht im Sinn von Ausharren und Durchhalten. Solch eine Geduld ist uns zunächst einmal fremd; sie ist eine Frucht des Geistes, nach Liebe, Freude und Friede steht sie bereits an vierter Stelle, noch vor Freundlichkeit und Güte und Treue.

Geduld ist allein die Wirkung und Frucht des Heiligen Geistes (Gal 5,22). Der auf Gott geduldig vertrauende Mensch weiß: Gott ist gegenwärtig, er ist kein ferner Gott. Man darf sich ihm allezeit betend nahen. Niemand wird scheitern, der auf Ihn hofft (Ps 25,3). Geduldig sein ist das Warten darauf, dass Gott in allem Geschehen sich als der Handelnde erweist. Geduld ist nicht Passivität, sondern Entfaltung ungeahnter Glaubenskräfte, wir haben darüber auch am letzten Mittwoch in der Bibelstunde gesprochen. Alle, die ihre Hoffnung auf den Herrn setzen, bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Flügel wachsen. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und sind nicht erschöpft ( siehe Jesaja 40,31).

Wir brauchen Geduld gegenüber den Menschen, die uns nicht verstehen, besonders gegen solche, die den Herrn nicht verstehen. Wenn wir innerlich gereizt sind, weil wir keine Erfolge und keine Erhörung unserer Gebete sehen, so ist unser Einfluss und unsere Geduld gelähmt. Wenn wir ungeduldig oder gar jähzornig werden, dann handeln wir im wahrsten Sinne des Wortes eben nicht geistesgegenwärtig, dann kann der Geist Gottes seine Frucht, wie zum Beispiel Liebe und Geduld, in uns nicht entfalten.

O, wie viel Geduld hat Jesus uns in seinem Leben und Sterben bewiesen! Wie viel Geduld hat er mit uns! Lebt er in uns, so sollte sich diese Gesinnung auch in uns offenbaren.

Nach diesen einleitenden Gedanken gibt es jetzt wieder einen Überblick zu unserer Predigt.

B – Hauptteil

1. Ungeduld führt zu schlechter Planung und Zielverfehlung
Der Bericht eines Maurers – Die Geschichte von Usa
2. Das Unmögliche schaffen: Eine Lebensweisheit meiner Tante
Meine Antwort darauf
C – Schlussgedanke…Ungeduldig davonlaufen? – Ein Marathonläufer berichtet

Singen wir zunächst aus Lied 548 die erste Strophe:
„Im Kreuz ist unsere Kraft verborgen, nimm sie nur gläubig an. Geh Schritt für Schritt und lass Ihn sorgen, Er führt auf rechter Bahn. Denn die da Harren auf den HERRN, kriegen neue Kraft, sie fahren auf mit Flügeln, sie fahren auf mit Flügeln wie Adler. Sie laufen ohne matt zu werden, wandeln ohn Ermüden, sie laufen, ohne matt zu werden, wandeln ohn Ermüden, sie laufen, ohne matt zu werden und wandeln mühelos.“
Jetzt folgt der Bericht eines Maurers, er wurde im Magazin einer britischen Handwerksinnung abgedruckt. Eine vielleicht wahre Geschichte, die uns zeigt, wie wir durch ein ungeduldiges und nicht geistesgegenwärtiges Handeln unser Ziel verfehlen. Die Absicht und das Ziel dieses Maurers ist gewiss gut, doch die ungeduldige Ausführung seines Planes bleibt denkbar schlecht…

„Sehr geehrter Herr Soundso,
Ich schreibe in Beantwortung Ihrer Bitte um zusätzliche Informationen im Bezug auf Kästchen Nr. 3 des Unfallberichtes. Ich hatte „schlechte Planung“ als die Unfallursache angegeben. Sie haben mich um eine vollständigere Erklärung gebeten und ich hoffe, dass die folgenden Ausführungen genügen werden.

Ich bin Maurer von Beruf. Am Tage des Unfalls arbeitete ich allein auf dem Dach eines sechsstöckigen Neubaus. Als ich mit meiner Arbeit fertig war, bemerkte ich, dass ich einige Backsteine übrig hatte, deren Gewicht ca. 110 kg betrug, wie man später feststellte. Anstatt die Steine einzeln mit der Hand hinunter zu tragen, entschloss ich mich, sie in einer Schubkarre herunterzulassen, indem ich einen Flaschenzug benutzte, der an der Seite des Gebäudes im sechsten Stock befestigt war. Nachdem ich das Seil auf dem Boden befestigt hatte, kletterte ich wieder zurück auf das Dach, schwenkte die Schubkarre hinaus und belud sie mit den Backsteinen. Dann kletterte ich nach untern und löste das Seil, indem ich es gut festhielt, um sicherzustellen, dass die ca. 110 kg schwere Schubkarre sich behutsam nach unten senkt. Dem Unfallberichtformular können Sie entnehmen, dass mein persönliches Körpergewicht 63 kg beträgt. Da ich ziemlich überrascht war, dass ich so plötzlich vom Boden nach oben gerissen wurde, verlor ich meine Geistesgegenwart und vergaß, das Seil loszulassen. Es erübrigt sich zu sagen, dass ich mich weiterhin mit großer Geschwindigkeit an der Seite des Gebäudes nach oben bewegte. Auf der ungefähren Höhe des dritten Stockwerks traf ich auf die Schubkarre, die sich inzwischen mit ähnlich beeindruckender Geschwindigkeit auf dem Weg nach unten befand. Dies erklärt den Schädelbruch, die Hautabschürfungen und das gebrochene Schlüsselbein, die in Abschnitt 3 des Unfallformulars aufgeführt sind. Da mein Zusammenprall mit der Schubkarre mich nur geringfügig gebremst hatte, setzte ich meinen pfeilschnellen Aufstieg fort und kam erst zum Stillstand, als sich die Finger meiner rechten Hand zwei Handknöchel tief in den Flaschenzug vergraben hatten, den ich in Absatz 2 dieses Schreibens erwähnt habe. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt meine Geistesgegenwart zurückerlangt und war in der Lage, das Seil trotz des unerträglichen Schmerzes, den ich zu verspüren begann, gut festzuhalten. Es war aber auch ungefähr der gleiche Augenblick, in dem die Schubkarre mit den Backsteinen auf dem Boden landete, so dass es ihr den eigenen Boden herausschlug. Ohne die Backsteine und ihren Boden wog die Schubkarre nun nur noch ca. 15 kg. An dieser Stelle möchte ich sie nochmals auf mein persönliches Körpergewicht verweisen. Wie sie sich vielleicht vorstellen können, bewegte ich mich kurz darauf pfeilschnell die Gebäudefassade hinunter. Auf der ungefähren Höhe des dritten Stockwerks traf ich wiederum auf die Schubkarre, die auf dem schnellen Weg nach oben war. Dies erklärt die beiden gebrochenen Knöchel, den abgebrochenen Zahn und die schweren Platzwunden an meinen Beinen und meinem Unterleib. Es war zu diesem Zeitpunkt, dass sich mein Blatt wendete und ich etwas mehr Glück hatte. Der Zusammenstoß mit der Schubkarre schien mich tatsächlich genug zu bremsen, um meine Verletzungen zu begrenzen, die ich davon trug, als ich auf dem Haufen Backsteine landete. Glücklicherweise sind dadurch nur drei Rückenwirbel angebrochen. Leider muss ich aber hinzufügen, dass ich in Schmerzen auf dem Backsteinhaufen lag, unfähig mich zu bewegen, als ich die leere Schubkarre sechs Stockwerke über mir an dem Flaschenzug hängen sah. Abermals verlor ich meine Geistesgegenwart und ließ das Seil los und lag hilflos da, als ich mit ansehen musste, wie die leere Schubkarre ihre Rückreise nach unten mir entgegenkommend wieder antrat. Ich hoffe dies erklärt die Sachlage.

Mit freundlichen Grüßen“

Singen wir nun aus Lied 548 die zweite Strophe:
„Komm mit – und lass das viele Sorgen – zum Heiland frohgemut, gib Ihm Dein Heute und Dein Morgen, sieh, es wird alles gut! Denn die da Harren auf den HERRN, kriegen neue Kraft, sie fahren auf mit Flügeln, sie fahren auf mit Flügeln wie Adler. Sie laufen ohne matt zu werden, wandeln ohn Ermüden, sie laufen, ohne matt zu werden, wandeln ohn Ermüden, sie laufen, ohne matt zu werden und wandeln mühelos.“

Der Maurer hat es so gut gemeint und seinen Plan dabei so schlecht durchgeführt. Wenn er schon die übrigen Backsteine wieder nach unten bringen möchte, dann hätte er sie doch bloß geduldig nach unten tragen brauchen. Ungeduld führt zu schlechter Planung und dabei oft zur Zielverfehlung.

Dazu folgt jetzt auch ein tragisches Beispiel aus der Bibel, ich lese aus 1. Chr 13,7 – 13:

1Chr 13,7 Und sie ließen die Lade Gottes auf einem neuen Wagen aus dem Hause Abinadabs fahren. Usa aber und sein Bruder lenkten den Wagen.
1Chr 13,8 David aber und ganz Israel tanzten mit aller Macht vor Gott her, mit Liedern, mit Harfen, mit Psaltern, mit Pauken, mit Zimbeln und mit Trompeten.

1Chr 13,9 Als sie aber zur Tenne Kidons kamen, streckte Usa seine Hand aus, um die Lade zu halten; denn die Rinder glitten aus.
1Chr 13,10 Da entbrannte der Grimm des HERRN über Usa, und er schlug ihn, weil er seine Hand nach der Lade ausgestreckt hatte, so dass er dort starb vor Gott.
1Chr 13,11 Da ergrimmte David, dass der HERR den Usa so wegriss, und man nannte die Stätte »Perez-Usa« bis auf diesen Tag.
1Chr 13,12 Und an jenem Tage fürchtete sich David vor Gott und sprach: Wie darf ich da noch die Lade Gottes zu mir bringen?
1Chr 13,13 Darum ließ er die Lade Gottes nicht zu sich bringen in die Stadt Davids, sondern ließ sie hinbringen ins Haus Obed-Edoms, des Gatiters.

Usa hat es so gut gemeint und dabei aus Ungeduld eines solch schrecklichen Fehler gemacht, der sogar mit dem Tod bestraft wird. In dieser ganzen Geschichte sind einige Dinge ganz schief gelaufen, die gewiss auch auf ungeduldiges Planen zurückzuführen sind. Es gibt mindestens drei dieser verhängnisvollen Sünden… Fehler, die das Gesetz des Moses übertreten.

1. Die Bundeslade durfte nicht von Kühen auf einem Gespann gezogen werden.
2. Diese Bundeslade musste getragen werden von den Leviten, mit Hilfe von vorgeschriebenen Stangen.
3. Selbst diese Leviten durften die Lade beim Tragen nicht anrühren, das wurde mit dem Tode bestraft (siehe 4. Mose 4,15).

…ein tragisches Beispiel dafür, wie ungeduldiges Verhalten sogar tödlich enden kann!

Singen wir aus Lied 548 die dritte Strophe:
„Willst Du ein Neues für Ihn schaffen, rufs in die Welt hinein, die müde sind und die Erschlafften, die solln Sein eigen sein! Denn die da Harren auf den HERRN, kriegen neue Kraft, sie fahren auf mit Flügeln, sie fahren auf mit Flügeln wie Adler. Sie laufen ohne matt zu werden, wandeln ohn Ermüden, sie laufen, ohne matt zu werden, wandeln ohn Ermüden, sie laufen, ohne matt zu werden und wandeln mühelos.“

Auch meine 78 jährige kanadische, katholische Tante hat mich im Juli besucht, zusammen mit meiner Mutter und meinem Cousin. In Anbetracht meiner kleinen Problemchen hat sie mir zum Abschied noch ein Sprichwort zur weiteren Lebensplanung dagelassen:

„Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, plötzlich schaffst Du das Unmögliche!“

Sie bat mich, mir darüber Gedanken zu machen, ihr dazu zu antworten…, und schon hatte ich ein Thema für diese Predigt! Der HERR führt so wunderbar!

Was sagt diese Lebensweisheit denn zunächst einmal aus? Auf mich gemünzt, könnte diese Weisheit folgende Bedeutung haben:

das Notwendige tun: Essen, trinken, arbeiten, schlafen

das Mögliche tun: sparen, Frau suchen

das Unmögliche schaffen: ohne finanzielle Sorgen mit einer Familie glücklich und zufrieden leben

Das notwendige und das mögliche tun sind sicherlich sehr sinnvoll und notwendig… Aber das Unmögliche schaffen? Das geht nur mit Gott.
Doch Gott ist in diesem Sprichwort ausgeklammert…

Gerne möchte ich dazu meiner Tante mit zwei biblischen Ansichten antworten.

1. Gott ist nichts unmöglich, Ihm ist alles möglich, siehe Mt 19,16-26:

Mt 19,16 Die Gefahr des Reichtums (»Der reiche Jüngling«)
Und siehe, einer trat zu ihm und fragte: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe?
Mt 19,17 Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur Einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.
Mt 19,18 Da fragte er ihn: Welche? Jesus aber sprach: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben;
Mt 19,19 ehre Vater und Mutter« (2. Mose 20,12-16); und: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18).
Mt 19,20 Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir noch?
Mt 19,21 Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!
Mt 19,22 Als der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt davon; denn er hatte viele Güter.
Mt 19,23 Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen.
Mt 19,24 Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.
Mt 19,25 Als das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Ja, wer kann dann selig werden?
Mt 19,26 Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist’s unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.

Ein reicher Mann fängt Jesus mit einer scheinbar ernsthaften Anfrage ab. Er spricht Jesus mit »Lehrer« an und will wissen, was er zu tun habe, um das ewige Leben zu erlangen. Der Mann leidet immer noch unter der Illusion, er könne ins Reich aufgenommen werden, wenn er etwas bestimmtes tue. Deshalb fordert Jesus ihn auf, dem Gesetz zu gehorchen, das ihm sagt, was er tun solle. Unser Herr zitiert fünf Gebote, die sich vor allem mit unseren Mitmenschen beschäftigen und als Höhepunkt zitiert er: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« Blind in seiner Selbstsucht prahlt der Mann damit, dass er diese Gebote immer gehalten habe. Dann aber stellt der Herr heraus, dass dieser Mann es versäumt habe, seinen Nachbarn wie sich selbst zu lieben, indem er ihn auffordert, all seinen Besitz zu verkaufen und das Geld den Armen zu geben. Dann aber solle er ihm nachfolgen. Der Herr will hier nicht sagen, dass der Mann gerettet werden könne, wenn er seinen Besitz verkauft und den Erlös wohltätigen Zwecken zukommen lässt. Es gibt nur einen einzigen Weg zur Rettung: Glaube an den Herrn. Um gerettet zu werden, muss jeder Mensch einsehen, dass er ein Sünder ist und Gottes heiligen Ansprüchen nicht gerecht werden kann. Die fehlende Bereitschaft des reichen Mannes, seinen Besitz zu teilen, zeigt, dass er seinen Nächsten nicht wie sich selbst liebt. Er hätte sagen sollen: »Herr, wenn es darum geht, dann bin ich ein Sünder. Ich kann mich nicht durch meine eigenen Anstrengungen erretten. Deshalb bitte ich dich, mich durch deine Gnade zu erretten.« Wenn er so auf die Lehre Jesu geantwortet hätte, dann hätte er den Weg zur Errettung gefunden. Statt dessen »ging er betrübt weg«. Die Antwort des reichen Jünglings veranlasst Jesus zu der Äußerung, dass es schwer sei, dass »ein Reicher in das Reich der Himmel« komme. Es scheint aus dem Zusammenhang mit dem Nadelöhr deutlich zu sein, dass der Herr nicht über eine Schwierigkeit, sondern über eine Unmöglichkeit sprach. Der Herr antwortet: »Bei Menschen ist dies unmöglich, bei Gott aber sind alle Dinge möglich.« Menschlich gesprochen ist es für jeden unmöglich, gerettet zu werden, nur Gott kann einen Menschen erretten. Nur Gott kann eine solche Veränderung herbeiführen. Unmögliches kann zunächst einmal nur Gott alleine schaffen!

Singen wir aus Lied 548 die vierte Strophe:
„Ihr Schnitter in der weißen Ernte, oft elend, schwach und klein. Kommt, wartet auf den treuen Meister! Er will euch Kraft verleihn. Denn die da Harren auf den HERRN, kriegen neue Kraft, sie fahren auf mit Flügeln, sie fahren auf mit Flügeln wie Adler. Sie laufen ohne matt zu werden, wandeln ohn Ermüden, sie laufen, ohne matt zu werden, wandeln ohn Ermüden, sie laufen, ohne matt zu werden und wandeln mühelos.“

Aber auch dem gläubigen Menschen ist nichts unmöglich! Ich beziehe mich jetzt auch wieder auf das Sprichwort „Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, plötzlich schaffst Du das Unmögliche!“ Auch ein gläubiger Mensch, der ganz geduldig auf den HERRN vertraut, kann scheinbar Unmögliches erreichen, lesen wir dazu aus Markus 9,14-29:

Mk 9,14 Die Heilung eines besessenen Knaben
Und sie kamen zu den Jüngern und sahen eine große Menge um sie herum und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten.
Mk 9,15 Und sobald die Menge ihn sah, entsetzten sich alle, liefen herbei und grüßten ihn.
Mk 9,16 Und er fragte sie: Was streitet ihr mit ihnen?
Mk 9,17 Einer aber aus der Menge antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist.
Mk 9,18 Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und
sie konnten’s nicht.
Mk 9,19 Er aber antwortete ihnen und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!
Mk 9,20 Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund.
Mk 9,21 Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist’s, dass ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf.
Mk 9,22 Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!
Mk 9,23 Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst – alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.

Jesus sagt dem Vater des Knaben, dass es nicht darum geht, ob er fähig zur Heilung sei, sondern dass er dazu genügend Glauben haben muss. Glaube an den lebendigen Gott wird immer belohnt. Kein Fall ist für ihn zu schwierig. Der besessene Knabe wird daraufhin von Jesus geheilt.

Liebe Tante Hedi, wenn wir also nicht nur Notwendiges und Mögliches tun wollen, sondern auch Unmögliches erreichen wollen, dann kann dies nur im Glauben an unseren HERRN Jesus geschehen, ein Glaube, der voraussetzt, dass wir unser Leben an unseren HERRN Jesus übergeben haben. Diese enge Verbundenheit mit unserem HERRN Jesus drückt sich beispielsweise in unseren Gebeten und in unserer regelmäßigen Bibellese aus. Mit unserem HERRN Jesus zusammen sind uns auch unmöglich scheinende Dinge möglich geworden, nämlich dann, wenn wir geistesgegenwärtig und auch geduldig leben. Wir als Gläubige können Unmögliches erleben, wenn wir nur vorher geduldig unseren HERRN im Gebet mit einbeziehen und dann aus Seiner Kraft und Vollmacht heraus handeln. Dieser Glaube kann Berge versetzen, in diesem Glauben können auch wir Unmögliches schaffen. Das sind dann die vielen kleinen Wunder und Gebetserhörungen in unserem Alltag, und die wünsche ich auch Dir, liebe Tante Hedi und auch uns allen in der Gemeinde.

Singen wir aus Lied 548 die fünfte Strophe:
„Freut euch, denn Er ist immer mit uns, ja sicher bis ans End. Blickt auf, seid mutig und geht vorwärts, die nöt`ge Kraft er spend`t! Denn die da Harren auf den HERRN, kriegen neue Kraft, sie fahren auf mit Flügeln, sie fahren auf mit Flügeln wie Adler. Sie laufen ohne matt zu werden, wandeln ohn Ermüden, sie laufen, ohne matt zu werden, wandeln ohn Ermüden, sie laufen, ohne matt zu werden und wandeln mühelos.“

HERR, lehre mich, geduldig zu sein, aber bitte sofort! So lautet des öfteren eines meiner Gebete, wenn es einfach nicht vorangeht… und ich nicht bedenke, dass der HERR das richtige Tempo vorgibt. Unser Leben wird so oft von inneren und äußeren Kämpfen bestimmt, siehe auch Hebr 12,1

„..und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist..“

Da hilft oft kein ungeduldiges und unüberlegtes Abschütteln oder auch Voranpreschen, selbst eine vielleicht gute Zwischenzeit ist nicht immer hilfreich! Geduldiges, planvolles und geistesgegenwärtiges Handeln in Seiner Kraft und Stärke führen uns dagegen zum Ziel. Lesen wir nun zum Schluss noch die Geschichte eines Marathonläufers, er kommt zu demselben Ergebnis…

„Vom Start weg fühle ich mich fit und bin mir sicher: Beim heutigen Marathon knacke ich die Drei-Stunden-Grenze. Doch schon
an der 5-Kilometer-Marke merke ich: Ich bin ungewollt schneller als mein Zeitplan. Aber egal. Ich fühle mich gut und strotze vor Selbstvertrauen. Auch bei 10 km bin ich noch überzeugt: Das Tempo halte ich durch. Bei 21 km rechne ich hoch: Bei dieser Geschwindigkeit kann ich sogar unter 2:35 Stunden ins Ziel laufen. Aber kurz darauf passiert das Unausweichliche. Mein hohes Anfangstempo fordert seinen Tribut. Von da an werden meine Schritte immer langsamer. Jeder Kilometer ist eine Qual. Wäre ich am Anfang doch vernünftiger gewesen! Hätte ich doch auf meinen Zeitplan geachtet! Mühsam schleppe ich mich ins Ziel. Ein letzter verzweifelter Sprint – dann bleibt die Uhr bei 3:00.20 stehen. Das Tagesziel ist verfehlt – wenn auch nur um 21 Sekunden. Die guten Zwischenzeiten bei den ersten Etappen sind nichts mehr wert. Das gute Gefühl hat mich betrogen. Und ich weiß, ich ganz allein bin schuld daran. Hätte ich meinen Zeitplan geduldig eingehalten, hätte ich meine angestrebte Bestzeit auch erreicht.

Zielverfehlung – das ist auch die Grundbedeutung des Wortes »Sünde«. Auch da geht es um die Abweichung von einem Plan. Allerdings nicht von einem selbst erdachten, sondern von dem Plan Gottes für unser Leben. Aus meiner Marathonerfahrung lerne ich: Wenn es um die Ewigkeit geht, will ich mich nicht auf meine trügerischen Gefühle verlassen. Statt mir selbst einzureden, alles im Griff zu haben, will ich geduldig nach Gottes Plan für mein Leben fragen – und rechtzeitig mein »Lebenstempo« von Ihm korrigieren lassen.“ (Aus „Leben ist mehr 2003“)

Amen!