Predigt Jürgen vom 11. Februar 1996
Gebet
Unser Predigttext für heute ist ganz einfach, kurz und bündig:
„Herr, lehre uns beten!“ (Lukas 11,1)
Vor einiger Zeit war bei WDL Dr. Hermann Janzen zu Gast, mit uns hat dieser Thailandmissionar ein Gebetsseminar durchgeführt. Dr. Janzen stellte uns dabei die Frage, wer von uns eigentlich ein großer Beter sein wolle. Ohne zu wissen, was damit eigentlich gemeint war, hob auch ich meine Hand. Jetzt, nach längerer Zeit, merke ich, dass sich mein Gebetsleben nicht im Wesentlichen geändert hat, ich bete halt so, wie ich es eben gelernt habe – oder eben nicht gelernt habe. Meine erhobene Hand von damals mahnte mich, mich doch auch endlich einmal mit dem Thema Gebet zu beschäftigen. Ich habe mir dabei folgende Taschenbücher durchgelesen, die ich nebenbei sehr empfehlen kann und aus denen ich sehr wichtige Gedanken für diese Arbeit herauslesen konnte:
Ole Hallesby: Vom Beten – 26. Auflage bereits +
- A. Torrey: Die Macht des Gebetes 10. Auflage +
Eine gute Minute – Geschichten und Kurzandachten
Doch zunächst ein paar einleitende Gedanken und Thesen aus „Eine gute Minute“:..
„Gebet ist die größte Möglichkeit der Menschen, aber es nimmt den kleinsten Raum in ihrem Tun ein. Gebet ist die schönste Pflicht der Glaubenden, aber sie wird am schlechtesten erfüllt. Gebet ist die einfachste Form der Liebe und Hingabe, aber es wird das schwierigste Problem daraus. Allen Menschen steht im Gebet die Tür zu Gott weit auf, aber nur die wenigsten gehen wirklich hindurch. Gebet ist die naheliegendste Form, über sich selbst hinauszuwachsen, aber die Menschen greifen lieber zu den allerfernsten Praktiken. Es ist viel leichter, in der Arbeit treu zu sein als im Gebet. Wir glauben, dass das Gebet am meisten bewirkt, aber wir leben, als ob unser Wirken am meisten ergibt. Gebet ist die sicherste Möglichkeit, an all den Gaben Gottes teilzuhaben, aber nirgends sind wir so unsicher wie im Leben des Gebetes. Gott weiß, was wir brauchen, ehe wir ihn darum bitten, aber Er möchte es uns geben, wenn wir darum bitten.“
„HERR, lehre uns beten!“
Wenn wir darum beten, „Herr, lehre uns beten“, dann müssen wir damit rechnen, dass uns der Herr zunächst in Nöte hineinschickt, denn in der Not lernen wir zunächst am besten Beten und Vertrauen. Dann erfahren wir am besten, dass das Gebet für den Hilflosen da ist!
Dazu eine kurze Geschichte aus „Eine gute Minute: „Während ein Techniker vom Störungsdienst das Telefon repariert, unterhalten sich im Arbeitszimmer des Pfarrers drei Geistliche über die richtige Gebetshaltung. Der eine meint, im Knien ließe es sich am besten beten, das wäre die einzige und richtige Haltung zu Gott. Der andere erklärt, dass er am besten im Stehen betet und dazu die Hände flehend zu Gott erhebt. Für den Dritten ist die richtige Gebetshaltung, auf dem Boden ausgestreckt vor Gott zu liegen. Da mischt sich der Fernmeldetechniker ein und sagt: Also, ich habe am besten gebetet, als ich einmal mit dem Kopf nach unten an einem Telefonmast hing!“
Wir beten zu Gott, doch unsere Standartgebete verlaufen so automatisch, unsere Gedanken wandern dabei überall hin, nur nicht immer dorthin, wo sie eigentlich sein sollten, vor dem Thron Gottes. Wir bringen mechanisch unser kleines Gebet vor, denken kaum an das, was wir sagen, rasseln die Gebete herunter wie ein tibetanisches Gebetsrad. Solch ein Gebet ist unnütz, hat keine Vollmacht, ist Zeitverschwendung. Machen wir uns doch erst immer bewusst, dass wir vor dem Thron Gottes stehen wollen, mit Gott sprechen wollen, bevor wir anfangen zu beten. Beten erscheint oft nur als eine Pflichtübung, ab und zu sogar eine sehr lästige Formsache, gerade dann, wenn wir müde sind, aber Gebet sollte eigentlich eine persönliche Audienz mit Gott sein! Doch wie können wir vor Gottes Angesicht kommen, wie können wir absolut sicher sein, dass wir vor Gott stehen und wirklich mit Ihm sprechen? Die Antwort finden wir in der Schrift. Jesus Christus hat durch sein Opfer den Vorhang zum Heiligtum zerrissen, wir haben als wiedergeborene Christen durch das Blut Jesu die Freiheit zum Eingang in das Heilige (Hebr 10, 19). Durch das vergossene Blut Jesu kann selbst der größte Sünder, der auf Erden herumläuft und der sich von seiner Sünde abgewandt hat und der Jesus Christus angenommen hat, vor Gottes Angesicht kommen, jeden Tag des Jahres, jede Stunde, bei Tag oder Nacht.
Doch wie können wir zu einem intensiven und ernsthaften Gebet kommen? Es gibt zwei Möglichkeiten, ernst im Gebet zu werden, eine richtige und eine falsche. Die falsche ist die, es in eigener Kraft erreichen zu wollen.
Habt ihr so etwas schon gesehen? Ein Mann kniet zum Gebet nieder, er beginnt sehr ruhig und fängt dann an, sich in etwas hineinzusteigern, beginnt zu rufen und zu schreien, sein Mund fängt an zu schäumen… Das ist der falsche Weg, das ist die Energie des Fleisches, die Gott ein Gräuel ist! Dagegen lesen wir in der Schrift aus Römer 8, 26
„Der Geist Gottes kommt uns dabei zur Hilfe. Wir sind schwach und wissen nicht einmal, wie wir angemessen zu Gott beten sollen. Darum tritt der Geist bei Gott für uns ein mit einem Flehen, dass sich nicht mit Menschenworten ausdrücken lässt.“
Manch einer fragt sich, warum er in seinem Leben als Christ so langsam nur vorankommt… Antwort: Weil das Gebet vernachlässigt wird!
„Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet!“ (Jak 4,2)
Uns geht es eigentlich viel zu gut… Wir leben in einer Zeit, in der nicht viel gebetet wird, wir leben in einer Zeit der Eile und Hetze… Und wenn gebetet wird, dann glauben die meisten, dass das Gebet eine gute Reflexwirkung auf den ausübt, der betet, dass man sich durch das Gebet sozusagen selbst geistlich aufrichtet. Aber die meisten glauben nicht, dass durch das Gebet etwas geschieht, was sonst nicht geschähe, wenn sie nicht beteten.
Ich glaube, dass der Teufel uns verspottet, wenn er sieht, wie wenig wir beten (können)… Vor einem Menschen, der wirklich an die Macht des Gebetes glaubt, vor solch einem Menschen zittern der Teufel und seine Dämonen wie eh und je…
„Widersteht dem Teufel, so flieht er vor Euch“… (1. Petrus 5,7 )
Das Gebet ist der Schlüssel, der alle Vorratskammern der unendlichen Gnade und Kraft Gottes aufschließt, und davor hat der Teufel panische Angst! Wir können jeden geistlichen Segen, den wir uns vorstellen können, durch das Gebet empfangen.
Das Gebet trägt aber nicht nur zu unserer persönlichen Heiligung bei, sondern durch das Gebet wird auch unsere Arbeit mit der Kraft Gottes erfüllt! Lesen wir aus Jesaja 40, 31
„Aber alle, die auf den HERRN vertrauen, bekommen immer wieder neue Kraft, es wachsen ihnen Flügel wie dem Adler. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und brechen nicht zusammen.“
Durch Gebet können wir also aus einer übernatürlichen Kraft heraus leben, aus der Kraft Gottes. Dann kann Jesus Christus in uns wirken, wir brauchen uns nicht mehr anstrengen! Der Erfolg des Gebets hängt nicht von der Kraft des Beters ab! Gebet ist das Atemholen der Seele… Die Luft, die unsere Seele braucht, umgibt uns von allen Seiten. Gott umgibt uns mit Christus von allen Seiten mit seiner vollkommen ausreichenden Gnade. Wir brauchen nur unsere Seele zu öffnen. Wie die Luft still in uns hineingeht, wenn wir atmen, so geht Jesus still in unser Herz ein und tut dort seinen guten Dienst, gerade dann, wenn wir beten!
Nach diesen einleitenden Gedanken über die Wichtigkeit des Gebetes möchte ich uns nun eine kurze Gliederung dieser Predigt geben. In den folgenden Minuten betrachten wir
B Hauptteil
- Was sind wichtige Voraussetzungen für Gebetserhörungen?
- a) Sein Wort lesen b) Sein Wort tun c) In Jesu Namen beten d) im
Glauben an die Gebetserhörung beten e) Durchbeten f) Beten zur Ehre
Gottes
- Die Macht des Gebetes
- Hindernisse von Gebetserhörungen
- a) Wir machen Gott zu viele Vorschläge b) Wir kommandieren Gott im
Gebet c) Wir beten zur eigenen Befriedigung d) Sünden belasten noch
unser Gebetsleben e) Privater Götzendienst f) Mangelnde Vergebung der
Geschwister untereinander g) Unser Geiz h) Verheiratete beten oft nicht
gemeinsam
C Schluss – Der Geist des Gebetes
Singen wir nun dazu passend die 1. Strophe aus dem Lied 45:
„Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart. Ich geb mich hin dem freien Triebe, womit ich Wurm geliebet ward. Ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.“
Kommen wir zum ersten Hauptpunkt: Was sind die Voraussetzungen für Gebetserhörungen?
„Und was wir bitten, werden wir von Ihm empfangen, denn wir halten Seine Gebote und tun, was ihm gefällt!“ (1. Joh. 3,22)
Viele, auch ich, haben bisher den Eindruck, dass alle Verheißungen in Gottes Wort, die sich auf Gebetserhörungen beziehen, jedem gelten und dass ein jeder sie in Anspruch nehmen kann – doch dem ist nicht so! Erstaunlich ist, was Johannes hier von sich behauptet, nämlich: Und was wir bitten, werden wir von Ihm nehmen!
Wie viele können von uns das gleiche sagen: „Was ich auch von Gott erbitte, das bekomme ich“… Einige von uns können bestimmt behaupten: „Vieles von dem, was ich von Gott erbitte, bekomme ich…“ Andere könnten sagen: „Manches, von dem, was ich von Gott erbitte, bekomme ich“… und einige müssten vielleicht sagen: „Ich weiß von nichts, was ich von Gott erbeten und bekommen hätte!“ Aber Johannes sagt:
„Was ich von Gott erbitte, bekomme ich!“
Und dann erklärt uns Johannes das, warum er das sagen kann, und indem er uns erklärt, warum er das sagen kann, zeigt er uns auch, wie wir in eine solche Beziehung zu Gott kommen können, dass auch wir sagen können: „Worum ich bitte, das bekomme ich!“
Johannes beschreibt die Leute, deren Gebet Gott immer erhört, auf zweierlei Weise. Der erste Teil seiner Beschreibung lautet: Wir halten Seine Gebote. Gott erhört die Gebete derer, die seine Gebote halten, das heißt, die Sein Wort täglich betrachten, um Seinen Willen daraus zu erfahren, und die, wenn sie Seinen Willen entdeckt haben, ihn jedes Mal, wenn sie ihn finden, auch tun! Gott verlangt Gegenseitigkeit! Er fordert, dass wir auf sein Wort hören, ehe Er auf unsere Gebete hört. Wenn wir ein scharfes Ohr für Gottes Gebote haben, dann wird Gott auch ein scharfes Ohr für unsere Gebete haben. Wenn wir also wollen, dass Gott unsere Gebete erhört, dann sollten wir täglich in Gottes Wort lesen, um den Willen Gottes zu erkennen, und ihn jedes Mal tun, wenn wir ihn erkannt haben!
Lesen wir nun aus Johannes 15, 7
„Wenn Ihr in mir bleibt und meine Worte in Euch bleiben, könnt Ihr bitten, was Ihr wollt, und ihr werdet es bekommen“
Auch hier sagt uns der Herr Jesus, dass es auch nötig ist, dass Seine Worte in uns bleiben, wenn wir bekommen wollen, worum wir bitten. Damit Christi Worte in uns bleiben, müssen wir diese Worte lesen und studieren, oder? So können wir durch die ganze Bibel gehen und die Feststellung machen, dass jede Verheißung Gottes, unsere Gebete zu erhören, denen gilt, die fleißig sein Wort lesen, um Seinen Willen zu erkennen, und die Seinen Willen jedes Mal, wenn sie ihn erkennen, auch gehorchen. Nun lese ich noch einmal unseren Vers aus 1 Jo 3,22:
„Und was wir bitten, werden wir von Ihm empfangen; denn wir halten Seine Gebote und tun, was Ihm gefällt!“
Da steht es schon wieder… Es reicht also nicht nur aus, seine Gebote zu halten, in Seinem Wort zu forschen, sondern wir müssen sie auch tun, wir müssen Täter des Wortes sein, wir müssen tun, was vor Ihm gefällig ist – dann sind uns erst Gebetserhörungen verheißen! Nun hat es Gott nicht als notwendig empfunden, unseren ganzen Lebenswandel streng zu reglementieren, uns vorzuschreiben, was wir als erlöste Christen zu tun oder zu lassen haben, Gott sei Dank. Wir leben nicht mehr unter dem Gesetz, sondern Jesus ist die Erfüllung des Gesetzes, er hat uns zur ganzen Freiheit der Kinder Gottes berufen. Doch wo stoßen wir da mit unserer Freiheit an unsere Grenzen? Je mehr wir Gottes Wort lesen, desto vertrauter werden wir mit Gottes Wort, desto vertrauter werden wir mit Gottes Plänen für uns. So erwartet Gott von uns, dass wir aus seinem Wort heraus so mit Ihm vertraut werden, dass wir wissen, was Ihm gefallen und was Ihm nicht gefallen wird. Wenn wir so in all unserem Handeln und in all unseren Entscheidungen daran denken, was Gott gefallen und was Gott nicht gefallen würde, selbst wenn Er uns nicht ausdrücklich geboten hat, das eine zu tun und das andere zu lassen, wird Gott auf unser Gebet hören.
„So setzen wir uns zum Ziel, Ihm zu gefallen“ (nach 2. Korinther, 5,9).
Wenn wir diesen Vers vor Augen haben, dann haben wir eine ganz einfache Methode gefunden, um Fragen zu beantworten, über die uns die Bibel scheinbar keine griffige Auskunft gibt, deren Antworten in einer sogenannten grauen Zone zu liegen scheinen. Fragen wie zum Beispiel: Darf ein Christ in die Disco gehen, darf ein Christ rauchen, darf ein Christ ins Kino gehen, darf ein Christ Skat spielen – oh, jetzt sehe ich, werden alle wieder wach…! Viele Leute versuchen, diese Fragen auf folgende Weise zu beantworten, sie fragen nämlich zurück: Sagt Gott irgendwo in seinem Wort: Du darfst nicht ins Kino gehen, Du darfst nicht rauchen, Du darfst nicht in die Disko gehen, Du darfst nicht Skat spielen…? Doch so sollten wir nicht fragen! Wenn wir ein treues Gotteskind sein wollen, sollten wir uns fragen: „Wird es meinem Vater gefallen, wird es Jesus gefallen, wenn ich ins Kino gehe, wenn ich rauche, wenn ich tanzen gehe, wenn ich Skat spiele…? Würde Jesus an meiner Stelle auch diese Sachen noch heute machen wollen? Bleiben wir bei der Frage nach dem Kinobesuch. Wenn ich ernsthaft denke, es gefalle Jesus besser, wenn ich jetzt ins Kino gehe als wenn ich zu Hause bleibe, dann gehe ich ins Kino, gleichgültig, was andere darüber denken. Aber wenn ich jetzt denke, es gefalle Gott besser, wenn ich jetzt nicht ins Kino gehe, dann gehe ich eben nicht dorthin, gleichgültig, wer sonst noch alles ins Kino geht…! Über all diese Fragen und Antworten können wir jetzt auch wieder Matthäus 6, Vers 33 stellen.
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit, so wird Euch das alles zufallen“
Wenn wir in allem als erstes nach Gottes Reich und Seiner Gerechtigkeit trachten, dann werden uns auch so viele Gebetserhörungen zufallen!
Wichtige Voraussetzungen für Gebetserhörungen sind also, wie wir gesehen
haben a) Sein Wort lesen und b) Sein Wort tun. Kommen wir nun zu Punkt c,
wir sollen doch bitte in Jesu Namen beten!
Eine der bekanntesten, herrlichsten und gleichzeitig am häufigsten missverstandenen Verheißungen der Bibel in Bezug auf Gottes Bereitwilligkeit, unsere Gebete zu erhören, finden wir in Johannes 14, 13-14:
„Und was Ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf das der Vater verherrlicht werde in dem Sohne. Was Ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun!“
Gott verspricht nicht, die Gebete eines jeden Menschen zu erhören. Die Verheißung, Gebete zu erhören, richtet sich zuallererst an die, die an Jesus Christus glauben. Die Menschen bringen ständig zwei ganz verschiedene Tatsachen durcheinander, nämlich, Tatsachen über Jesus Christus zu glauben und – an Jesus zu glauben. Der Teufel glaubt auch den Tatsachen über Jesus Christus, aber der Teufel glaubt ganz gewiss nicht an Jesus Christus! Gott verheißt, die Gebete derjenigen zu erhören, die an Jesus Christus glauben! Und wenn Gott die Gebete von Ungläubigen erhört, dann ist es Ihnen trotzdem nicht verheißen, sondern es liegt ganz an Seiner Gnade und Barmherzigkeit! Auch ich habe schon Gebetserhörungen erlebt, als ich noch kein entschiedener Christ war!
Aber wie müssen die, die durch einen lebendigen und gehorsamen Glauben mit Jesus Christus vereinigt sind, beten, wenn sie empfangen wollen, worum sie bitten? Lesen wir noch einmal unseren Vers Johannes 14, 13 – 14:
„Und was Ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn. Was Ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun!“
Hier haben wir es schriftlich, schwarz auf weiß, Gebet im Namen Jesus bewirkt etwas! Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch Jesus Christus…! So heißt es einige Verse früher, in Joh. 14, 6!
Doch was heißt das, in Jesus Namen zu beten? Wenn ich zum Beispiel mit einem von mir unterschriebenen Barscheck über DM 10,00 in irgendeine Bank gehe, um die DM 10,00 gleich mitzunehmen, auf eine Bank, bei der ich kein Konto habe, dann wird mir der Mann an der Kasse sagen: Es tut mir sehr leid, aber ich kann diesen Scheck nicht annehmen. Ich würde in eigenem Namen bitten, auf das Geld hätte ich keinen Rechtsanspruch. Genauso gut kann ich auch versuchen, mit einer Scheckkarte der Sparkasse bei der Raiffeisenbank Geld abzuheben, es wird nicht funktionieren. Nun gehe ich mit meinem Gebet zur Himmelsbank, mein Konto ist dort nicht gedeckt, ich kann dort keine Ansprüche stellen! Aber Jesus Christus kann bei der Himmelsbank unendlich viele Ansprüche stellen. Er hat uns das Recht gegeben, Seinen Namen unter unsere Schecks, unter unsere Gebete zu setzen, wenn wir durch einen lebendigen Glauben, der sich in gehorsamer Liebe zeigt, mit Ihm vereint sind und in Seinem Namen erbitten, was wir brauchen. Oder anders ausgedrückt: Beten im Namen Jesu Christi bedeutet, anzuerkennen, dass wir absolut keine Anrechte an Gott haben, dass Gott uns absolut nichts schuldet, aber dass wir etwas bei Gott erbitten dürfen aufgrund der Anrechte, die Jesus bei Gottvater hat. Wie reich kann ich dann Sein mit einem Scheckbuch voller Blankoschecks, in denen der Name Jesus steht!
Singen wir nun die 2. Strophe
„Wie bist Du mir so zart gewogen, wie sehnet sich Dein Herz nach mir! Durch Deine Liebe sanft und tief gezogen, neigt sich mein Alles auch zu Dir. O traute Liebe, Du, mein Leben, hast Dich für mich ganz hingegeben.“
Eine weitere Voraussetzung für Gebetserhörungen ist der Unterpunkt d), das Gebet im Glauben an die Gebetserhörung. Hierzu wieder eine kleine Geschichte, auch wieder aus dem Buch „Eine gute Minute“:
„Es hatte lange nicht geregnet. Die Ernte auf den Feldern drohte zu verdorren. Die Gemeinde wurde zu einem Bittgottesdienst um Regen eingeladen. Die Not trieb viele zum Beten, und die Kirche füllte sich mittags um 2 Uhr in der glühenden Hitze eines Sommersonntages. Auch ein kleiner, fünfjähriger Junge kam und brachte seinen Regenschirm mit. „Was willst Du denn mit dem Schirm?“ fragte ihn streng der Küster an der Tür. „Es ist doch Bittgottesdienst für den Regen“, sagte der Junge, und wenn es dann auf dem Heimweg regnet, hab ich den Schirm.“
Beten, das sind nicht nur Worte, sondern das ist ein Handeln im Glauben. Gebete sind nicht nur Mundwerk, sondern sie sind auch Handwerk der Christen in dieser Welt. Und das glaubensvolle Beten müssen wir erst von den Kindern oft wieder lernen. Und darum geht es jetzt, um das Gebet des Glaubens
„Und das ist die Zuversicht, die wir zu Gott haben: Wenn wir um etwas bitten nach Seinem Willen, so hört er uns. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, worum wir auch bitten, so wissen wir, dass wir erhalten, was wir von Ihm erbeten haben.“ (1. Johannes 5, 14-15)
Wir lesen hier, dass gewisse Menschen auf gewisse Art und Weise beten können und nicht nur bekommen, worum sie bitten, sondern auch schon vorher wissen, dass Gott ihr Gebet erhört und ihnen gewährt hat worum sie bitten. Wem gilt diese Verheißung? Im unmittelbar vorhergehendem Vers 13 steht:
„Das habe ich Euch geschrieben, damit Ihr wisst, dass Ihr das ewige Leben habt, die Ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.“
Den Menschen, die an Jesus glauben, die Jesus als ihren persönlichen Heiland angenommen haben, ihnen gilt diese Verheißung! Doch wie müssen wir beten, um zu wissen, dass Gott unsere Gebete hört und uns gibt, worum wir bitten? Dann müssen wir „nach Seinem Willen“ bitten. Wenn ein Schulkind um eine gute Note bittet, dabei aber überhaupt nicht lernt und sich nicht anstrengt, dann wird es wohl auch nicht Gottes Willen sein, das Gebet um eine gute Note zu erhören. Doch wie können wir Gottes Willen erkennen? Gottes Willen können wir für uns erkennen, wenn wir Sein Wort regelmäßig lesen und so Seinen Verheißungen auch Glauben schenken.
Einer der größten Männer des Gebets im letzten Jahrhundert war Georg Müller aus Bristol, der Vater der Waisenkinder, wie er auch genannt wird. Durch Gebet erhielt Georg Müller in den letzten sechzig Jahren seines Lebens, er wurde etwa 92 Jahre alt, den englischen Gegenwert von etwa 30 Millionen DM. Aber Georg Müller betete nie nur um eine Sache, weil er sie haben wollte oder weil er dachte, sie sei für Gottes Werk nötig. Wenn es ihm aufs Herz gelegt wurde, um etwas zu beten, suchte er in der Schrift, ob es eine Verheißung für diesen Fall gab. Manchmal suchte er so tagelang in der Schrift, ehe er seine Bitte vor Gott brachte. Und wenn er dann die Verheißung fand, dann legte er sie dem Herrn vor mit seiner aufgeschlagenen Bibel und deutete mit dem Finger darauf. So brachte er die Verheißung vor Gott und empfing, worum er betete. Müller betete immer mit der offenen Bibel vor sich. Das Gebet des Glaubens ist schwere Arbeit. Um dieses Gebet beten zu können, müssen wir zuerst viel in unserer Bibel lesen, um die Verheißungen Gottes zu kennen – um Gott im Gebet an Seine Verheißungen zu erinnern.
Ein weiteres Merkmal für erhörliches Gebet ist sicherlich Punkt e, das Durchbeten! Wenn wir beten und das Erbetene nicht gleich das erste Mal bekommen, sollten wir noch einmal beten, und wenn wir es das zweite Mal nicht bekommen, sollten wir ein Drittes Mal beten, und wenn wir es das hundertste Mal nicht empfangen, sollten wir weiterbeten, bis wir es empfangen! Wir sollten aber schon gründlich nachdenken, ehe wir etwas von Gott erbitten und sollten prüfen, ob das, worum wir bitten, nach Seinem Willen ist. Anhaltendes Gebet ist ein Ausdruck eines großen Glaubens. In Lukas 18, 1 – 8 lesen wir:
„Jesus sagte Ihnen aber ein Gleichnis davon, dass man allezeit beten und nicht nachlassen solle und sprach: Es war ein Richter in der Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen…“
Wir kennen alle das Gleichnis vom ungerechten Richter und der anhaltend betenden Witwe. Es zeigt uns, dass selbst ein ungerechter Richter anhaltenden Bitten nachgibt und gewährt, was er nicht gewähren wollte! Um wie vieles lieber will dann wohl unser HERR unsere Gebete hören und erhören?! Jesus möchte uns sicherlich erziehen, erziehen zur Ausdauer im Gebet und möchte uns so zu starken Männern und Frauen des Gebetes machen. Oft hören wir aber auf zu beten, wenn wir um eine Sache ein bis zweimal gebetet haben. Das Gebet wird nicht erhört, wir nennen das dann eine Fügung. Aber wie oft ist das dann keine Fügung in Gottes Willen sondern schlichtweg geistliche Faulheit. Aber wenn wir einmal angefangen haben, um eine Sache zu beten, sollten wir nicht eher aufhören, dafür zu beten, bis wir es empfangen oder bis Gott uns klarmacht, dass es nicht Sein Wille ist, es uns zu geben.
Als letzte wichtige Voraussetzung zu einem erhörlichen Gebet möchte ich im Punkt f) Das Beten zur Ehre Gottes nennen.
Wir können um alles Mögliche bitten, auch um Wunder, aber nicht um unser selbst willen, sondern um Jesus Willen, wenn nur Sein Name dabei verherrlicht wird. Wenn wir zum Beispiel um Gesundheit beten, vergessen wir nicht, auch zu sagen: Aber wenn es Deinen Namen mehr verherrlicht, dann lasse mich krank bleiben, und gib mir die Kraft, Dich durch diese Krankheit zu verherrlichen. Ein hartes Gebet – wer möchte schon gerne krank bleiben? Das Gebet dient zur Verherrlichung Gottes!! Grundgesetz! Beten wir nicht um unseres eigenen Vorteils willen, um Erleichterung für uns, auch nicht, dass mein Wille hier geschehe, sondern nur darum, dass Jesu Namen in diesem Gebetsanliegen verherrlicht werde! Dabei können wir ruhig anhaltend und drängend beten. Ein historisches Beispiel. Luthers Freund Friedrich Myconius wurde im Jahre 1540 todkrank. Eines Nachts schrieb er Luther mit zitternder Hand ein herzliches Lebewohl. Als Luther den Brief bekam, schrieb er augenblicklich zurück: „Ich befehle Dir in Gottes Namen zu leben, denn ich brauche Dich dringend zur Kirchenreform…, der HERR lasse mich nicht hören, dass Du tot bist, sondern schaffe, dass Du mich überlebst! Darum bete ich, und das will ich, und mein Wille wird geschehen, weil ich nur Gottes Namen zu verherrlichen suche!“ Myconius hatte bereits die Sprache verloren, als Luthers Brief eintraf. Aber er wurde in kurzer Zeit vollkommen gesund und überlebte tatsächlich Luther um zwei Monate!
Aber es gibt natürlich auch Beispiele dafür, wie sich Gottes Name verherrlicht, wenn eben Gebete nicht erhört werden… So hatte der Apostel Paulus ein Leiden, welches ihm große Schwierigkeiten bei der Missionsarbeit machte. Er bat dreimal seinen HERRN, ihn von seinem Pfahl im Fleisch zu befreien, auch beruhte sein Gebet darauf, dass Gott durch diese Missionsarbeit ohne „Pfahl im Fleisch“ besser verherrlicht werden könnte. Ober Paulus behielt sein Leiden, wurde so demütig gehalten und war so jederzeit offen und empfänglich für Gottes Kraft.
Sogar Jesus sprach ein Gebet dreimal, welches der Vater im Himmel nicht erfüllte
„Vater, ist es möglich, so lasse diesen Kelch an mir vorübergehen…“
Aber Jesus fügte auch hinzu:
„Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst!“
Singen wir nun die 3. Strophe
„Ich fühl`s, Du bist`s, Dich muss ich haben, ich fühl`s, ich muss für Dich nur sein. Nicht im Geschöpf, nicht in den Gaben, mein Ruhort ist in Dir allein. Hier ist die Ruh, hier ist Vergnügen, drum folg ich Deinen sel`gen Zügen.“
Kommen wir nun zum zweiten Hauptpunkt unserer Betrachtung, der Macht des Gebetes!
Als Jesus seine elf Jünger bei der Himmelfahrt verließ, übertrug er Ihnen eine übermenschliche Aufgabe: Sie sollten in alle Welt gehen und alle Menschen zu Anbetern Christi machen. Doch was hatten sie zu verkündigen? Einen gekreuzigten Messias, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit. War es nicht eine Ironie, diese elf einfachen Handarbeiter von Galiläa auszusenden, um diese ganze mächtige Kulturwelt für Christus zu gewinnen? Doch Jesus rüstete sie in zweifacher Hinsicht aus: Er gab ihnen den Heiligen Geist, der der kleinen Gemeinde alle überirdischen Kräfte zur Verfügung stellte und Er gab Ihnen das Gebet, das Mittel, durch welches diese überirdischen Kräfte auf den einzelnen und die Gemeinde übertragen werden sollten.
„Sorget Euch nicht! Sondern in allen Dingen lasset eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden.“ (Phil. 4,6).
Durch Gebet können wir Gottes unsichtbaren und allmächtigen Arm bewegen! Gebet ist eine drahtlose Kraftübertragung, welche die kühnsten Erfinderträume übersteigt! Durch Gebet und Fürbitte wird Gottes Kraft und Gnade auf die Personen gelenkt, für die wir beten! Die Jünger sollten, bevor sie in alle Welt gingen, zu Hause, in Jerusalem, anfangen, den Missionsbefehl auszuführen! Es ist auch Gottes Wille, dass wir zu Hause anfangen. Betet ohne Unterlass! Unser Leben sollte nach Absicht des HERRN ein stiller, ständig fließender Strom von Segnungen sein, der durch Gebet und Fürbitte auf unsere ganze Umgebung ausströmen sollte. Die Fürbitte ist ein Gebetswerkzeug, ein Arbeitsgerät in unserer Hand. Der HERR erwartet bestimmt von uns, dass wir jede Gelegenheit nutzen, durch unser Gebet übernatürliche Kräfte zu vermitteln. Beten ist die wichtigste Arbeit im Reiche Gottes!
„Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den HERRN der Ernte, dass Er Arbeiter in Seine Ernte sende.“
Zu unserer Gebetsarbeit gehört so auch das Eintreten für unsere geistlichen Leiter, für ihren persönlichen Mut, für ihre Weisheit, für ihre Kraft und Ausdauer. Betet darum, dass sie sich auch nicht überheben, geistlich hochmütig werden. Jede Gemeinde und jedes Missionswerk kann vollmächtige Männer Gottes als Prediger haben, wenn wir bereit sind, diesen Preis zu zahlen, und dieser Preis ist nicht ein hohes Gehalt, sondern viel Gebet.
Uns wichtig ist die Fürbitte für unsere unbekehrten Freunde. Der Heilige Geist soll das harte Herz des Sünders sprengen und dadurch seinen Widerstand gegen Gott überwinden. Der Heilige Geist arbeitet ununterbrochen. Die Arbeit des Heiligen Geistes ähnelt der der Sprengarbeit. Der Heilige Geist ermuntert uns zur stillen, schwierigen, Geduld erforderlichen Arbeit, durch tägliche Fürbitte sozusagen heiligen Sprengstoff in die unbekehrten Seelen zu legen. Es bleibt eine große Minierarbeit! Es hat sich erwiesen, dass die meisten von uns, die bekehrt worden sind, irgendeinen Fürbitter hatten, die für uns beteten. Also, beten auch wir beharrlich und persönlich für einzelne Menschen in unserer Umgebung.
Gebetsarbeit kann aber auch durch keine andere Arbeit im Reiche Gottes ersetzt werden. Denn wir meinen oft genug, dass wir doch schon so sehr für den HERRN beschäftigt sind, dass nun noch immer weniger Zeit für das Gebet übrigbleibt. Hier wird Satan uns immer wieder versuchen. Und: In Anbetracht unserer Hilflosigkeit sollten wir vor unserer Arbeit um genügend Kraft beten, dann werden wir uns nicht mehr kräfteverschleißend aufreiben! Gebetsarbeit ist die Voraussetzung für alle andere Arbeit im Reiche Gottes. Durch Gebet können himmlische Kräfte unsere Kraftlosigkeit verscheuchen, uns immer wieder stark machen. Gebet sollte Teil unseres täglichen Programmes sein wie auch essen und trinken und so erfordert diese Gebetsarbeit eine rechte Planung und Zeiteinteilung. Der Feind sorgt schon dafür, dass man möglichst wenig Zeit zum Beten hat. Spurgeon meint hierzu: „Wir können zu allen Zeiten beten – ich weiß, wir können es, aber ich fürchte, dass diejenigen, die nicht zu bestimmten Stunden beten, überhaupt selten beten.“ Diese heilige Dienst der Gebetsarbeit und Fürbitte lässt sich zum Beispiel durch ein Notizbüchlein gut organisieren, in welches wir alle unsere Gebetsanliegen hineinschreiben, am besten auf mehrere Tage verteilt. Wir können im Gebet Himmelskräfte beeinflussen. Dem HERRN ist nichts unmöglich. Gebet springt über alle Zäune, es macht nicht halt vor Entfernungen und kennt keine Hindernisse, denn es hat Verbindung mit den unendlichen Schätzen des Himmels. Und noch einmal Spurgeon: „Das Gebet öffnet die Tür zu den Schätzen Gottes und schließt die Pforten der Hölle“. Wir gelangen durch Gebet und Fürbitte vor den Gnadenthron Gottes! Hast Du schon mal Macht des Gebetes gespürt, wenn andere für Dich gebetet haben?
Singen wir nun die letzte Strophe
„Herr Jesus, dass Dein Name bliebe, im Grunde tief gedrücket ein! Möcht Deine große Jesusliebe in Herz und Sinn gepräget sein! Im Wort, im Werk in allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen.“
Im dritten und letzten Teil dieser Predigt möchte ich Euch noch einiges über Gebetsanfechtungen und Gebetshindernisse weitergeben. Die größte Sünde, aus der alle anderen Sünden resultieren, ist sicherlich die Vernachlässigung des Gebetes. Was habe ich nicht schon für Gebetserhörungen versäumt, die mir zugedacht waren. Betrachten wir einige Fehler, die allgemein beim Beten gemacht werden.
- a) Wir meinen, wir müssen Gott helfen, unser Gebet zu erfüllen. Zumindest meinen wir, dass wir Gott einen guten Vorschlag machen müssen, wie Er sich verhalten soll, damit Er das Gebet erhören kann, so nach dem Motto: Ich weiß, dass das schwierig ist, aber das könntest Du doch so oder so machen…“ Diese Gedankengänge machen unsere Gebete sehr unnötig anstrengend. Wir machen uns im Gebet über Schwierigkeiten der Gebetserhörung Gedanken, und das wirkt sich hemmend für unser Gebet aus. Jesus weiß, was Er zu tun hat. Er braucht hier unsere Hilfe nicht.
- b) Aber es kann noch schlimmer kommen, denn wir benutzen das Gebet auch oft, um Gott zu kommandieren. Das Gebet ist nicht dazu da, das wir Einfluss auf Gott bekommen und Zeit und Methode unserer Gebetserhörung möglichst selbst bestimmen. Uns geht es nicht schnell genug. Wir sind zu ungeduldig. Und wenn unser Gebet dann nach Wochen erhört wird, in unseren Augen viel zu spät, merken wir es oft gar nicht mehr und vergessen ganz einfach, Gott zu danken! Unser Gebet ist oft ein Kampf mit Gott. Wir wollen Gott davon überzeugen, dass wir richtig sehen, dass die Erhörung sofort kommen muss und genauso, wie wir es uns gedacht haben. Dabei erhört Gott gerade in dem Augenblick, wo es uns und Seiner Sache am besten dient. Lassen wir das Gebet nicht zu einer Forderung werden, denken wir daran, Jesus betet auch für uns ganz liebevoll beim Vater, Jesus möchte mit uns gemeinsam für diese Anliegen beten.
- c) Betrachten wir einen weiteren wichtigen Hindernisgrund, es geht um unsere selbstsüchtige Absicht im Gebet. Wir bitten um unserer eigenen Befriedigung, nicht zur Ehre Gottes. Aber das Wort sagt uns:
„Ob Ihr nun esst oder trinkt oder was Ihr auch tut, das tut alles zur Ehre Gottes!“ (1. Kor. 10, 31)
Unser höchstes Motiv in unseren Gebeten soll bleiben, dass Gott durch die Erhörung unserer Gebete verherrlicht werde.
Vor zwei Jahre habe ich mal um ein Auto gebetet, so nach dem Motto, HERR, wenn Du mir ein Auto schenkst, dann möchte ich es nur ganz für Dich einsetzen, das heißt, damit jede Gemeindestunde, auch in der Woche, besuchen und vor allen Dingen keine unnötigen Fahrten machen. Ich bekam ein Auto geschenkt, es war eine Spende für WDL. Anfangs bin ich auch regelmäßig, auch in der Woche abends, in die Gemeinde gefahren, doch das ließ immer mehr nach. Ich gebrauchte das Auto immer mehr zu meinem eigenen Vergnügen, fuhr damit in Urlaub, holte abends noch z. B. Zeitungen und Getränke von der Tankstelle, fuhr dann schließlich sogar noch regelmäßig die 500 m bis zur Arbeit mit dem Auto, so faul und bequem war ich geworden. Mein Gebetsanliegen ist zwar zunächst erhört worden, aber ich habe das Auto dann nicht, wie versprochen, größtenteils zur Ehre Gottes eingesetzt sondern zu meiner eigenen Ehre und Bequemlichkeit. Die Folge davon war: Gott nahm mir mein Auto wieder weg, ich hatte einen Unfall mit Totalschaden, wie durch ein Wunder ist aber keiner der Unfallbeteiligten verletzt worden. Beten wir darum, dass durch die Gebetserhörung Gott verherrlicht werde und nicht unser eigenes dickes Ich…
- d) Auch noch nicht bekannte Sünden können unser Gebetsleben belasten.. Lesen wir aus Jesaja 59, 1-2:
„Meint ihr, der Arm des HERRN sei zu kurz, um euch zu helfen, oder der HERR sei taub und könne eure Hilferufe nicht hören? Nein, wie eine Mauer steht eure Schuld zwischen euch und Eurem Gott, wegen eurer Vergehen hat Er sich von euch abgewandt und hört euch nicht!“
Wir können jederzeit durch das Gebet vor den Thron Gottes kommen, Jesus hat durch Seinen Kreuzestod den Vorhang für uns ins Allerheiligste zerrissen, aber wir können natürlich nur vor Gott mit unseren Anliegen kommen, wenn wir selbst frei sind, uns keine bekannte Sünde mehr beherrscht, wenn wir auch diese Sünde bekannt haben. In Seiner Gegenwart ist Gott eine jegliche Sünde ein Gräuel, deshalb bitten wir doch vor jedem ernsthaften Gebet Gott um Gnade und Vergebung. Wenn wir das nicht tun, dann brauchen wir uns keine große Hoffnung auf Erhörungen zu machen!
- e) Unser privater Götzendienst behindert unser Gebetsleben. Hier spricht Hesekiel, siehe Hesekiel 14, 1-3:
„Einige von den Ältesten Israels kamen zu mir und wollten einen Bescheid von Gott haben. Sie setzten sich vor mich hin und warteten. Da sagte der HERR zu mir: Du Mensch, diese Männer öffnen ihr Herz noch immer den Götzen und haben Gefallen an dem, was sie in Schuld verstrickt. Und da soll ich ihnen eine Auskunft geben?“
Was ist ein Götze? Ein Götze ist etwas, was ein Mensch lieber hat als Gott, so einfach ist das. Ein Götze kann so die eigene Ehefrau sein, wenn wir die Ehefrau noch mehr lieben als Gott, es kann die Freundin sein, es kann ein Auto sein, es kann Fußballspielen sein, all das schöne Dinge, die aber zum Götzendienst verkommen, wenn bei all dem nicht immer Gott im Mittelpunkt steht! Ja, selbst ein freikirchlicher Prediger kann ein Götzendiener sein, wenn er seine wahre Vollmacht opfert, um in geschliffener Sprache und großer Beredsamkeit eigene Ehre und Bewunderung in der Gemeinde erstrebt, den Beifall in der Gemeinde gewinnen will.
- f) Unser Herr Jesus nennt uns in Markus 11, 25 ein weiteres Hindernis des Gebetes:
„Und wenn Ihr steht und betet, so vergebet, wenn ihr etwas wider jemanden habt, auf das auch euer Vater im Himmel Euch vergebe Eure Übertretungen.“
Ich glaube, hier sehen wir eine der häufigsten Ursachen für nicht erhörte Gebete, nämlich die Bitterkeit in unserem Herzen gegen jemand, der uns Unrecht getan hat, von dem wir meinen, dass er uns Unrecht getan hat oder den wir ganz einfach nicht leiden können.
- g) Ein weiteres Gebetshindernis liegt auch in unserem Geiz, in unserer mangelnden Gebebereitschaft. Lesen wir Sprüche 21, 13:
„Wer seine Ohren verstopft vor dem Schreien der Armen, der wird auch einst rufen und nicht erhört werden“
Nur ein fröhlicher Geber kann ein großer Beter sein. Von Georg Müller haben wir schon einiges gehört. Über 30 Millionen DM hat er für seine Waisenhäuser zusammengebetet, nichts davon ist in seiner eigenen Tasche gelandet, er hat alles zur Ehre Gottes weitergegeben. Und als er im hohen Alter von etwa 92 Jahren starb, hatte er gerade genug übrig, dass seine Beerdigungskosten bezahlt werden konnten. Die meisten von uns jedoch bitten und empfangen auch, aber vergessen, weiterzugeben, und darum hört auch Gott auf, weiterzugeben. Am Zehnten wird eben zu gerne gespart, Hauptsache, es bleibt genug übrig, für Freizeit und Hobbys, eben auch für Dinge, die eben nicht vorrangig Gott die Ehre geben. Wenn jeder entschiedene Christ ganz entschieden mindestens seinen Zehnten ganz entschieden der Mission geben würde, ich glaube, dann wäre die Welt bei einer Anzahl von vielleicht 300 Millionen Christen in kürzester Zeit durchevangelisiert, der Missionsauftrag so gut wie ausgeführt…
- h) Ein letztes Wort noch an die Verheirateten, hier kann ich ganz und gar nicht mitreden, aber dennoch möchte ich ein weiteres Hindernis im Gebet zumindest erwähnen. Lesen wir aus 1. Petrus, 3, 7:
„Desgleichen, Ihr Männer, wohnt vernünftig mit Ihnen zusammen und gebt dem weiblichen Geschlecht als dem Schwächeren seine Ehre. Denn auch die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens, und Euer gemeinsames Gebet darf nicht gehindert werden.“
Jetzt habe ich Euch so viel erzählt, das kann man sich ja unmöglich alles merken beziehungsweise beherzigen. Zum Schluss deshalb, wie vorhin am Anfang, nochmals die ganz einfache Regel, die uns Paulus in Römer 8, 26 schenkt:
„Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.“
Fällt uns diese Gebetsarbeit schwer, bitten wir doch einfach Jesus um diesen Geist des Gebetes, den Heiligen Geist. Der Geist vertritt uns im Gebet beim Vater! Der Heilige Geist ordnet unsere Gebete, zeichnet sie sorgfältig auf und schickt sie uns zu gegebener Zeit als Gebetserhörungen zurück… Der Heilige Geist ist unser drahtloses G – Netz! Der Heilige Geist kann uns dahin führen zu erkennen, dass das Beten das Wichtigste ist, was wir tun können…, sogar noch wichtiger, als Bibel lesen. Vor Erfindung des Buchdruckes durch Gutenberg hatte das gemeine Volk keine Bibeln, aber beten konnte es, wenn es wollte! Bitten wir deshalb Jesus, dass uns der Heilige Geist erhörliches Beten schenkt und uns lehrt, damit wir immer mehr in die Geheimnisse des Betens eingeführt werden können.
„HERR, lehre uns beten!“
Amen!